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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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    Unsterblich. Engel begleiten deinen Weg.
Las sie dieses Zeug wirklich? Oder war das nur eine Art Spiel, eine Möglichkeit, dann und wann der Wirklichkeit zu entfliehen,
     eine Phantasie?
    Drachen und Einhörner: Eine Naturgeschichte. Illustrierte Weltgeschichte der Mythologie. Ein Überblick über die sechs großen
     Kulturkreise und ihre mythologischen Vorstellungen.
    Und dann
Linda Goodmans Sternstunden der Liebe.
Und
Sexuelle Astrologie.
    Ich zog das letzte Buch heraus und schlug es auf. Was war Emmas Sternzeichen? Sie hatte gesagt, dass sie ihren Geburtstag
     mit dem alten Südafrika teilte. Der 6. April. Noch ein Widder, genau wie ich. Ich schaute im Inhaltsverzeichnis und fand die
     entsprechende Seite. Widder und Widder
. Eine ausgezeichnete Paarung mit intensiver sexueller Anziehungskraft und beidseitiger erotischer Befriedigung, aber eine
     anspruchsvolle sinnliche Beziehung: Sowohl der Mann als auch die Frau verlangen nach viel sexueller Aufmerksamkeit. Das Potential
     für langfristige Beziehungen liegt deutlich über dem Durchschnitt.
Was für ein Unfug!
    |275| Ich schlug nach, was das Buch über Widderfrauen zu sagen hatte:
Schalten Sie das Licht aus, dann wird sie zum Tiger, überall und jederzeit. Aber Vorsicht, ihr eigenes Vergnügen interessiert
     sie mehr als Ihres.
    Ich klappte das Buch zu und lehnte mich zurück. Ich ging ins Bad, pinkelte und zog mich in mein Einzelzimmer zurück. Ich schloss
     die Tür, öffnete das Fenster in der Hoffnung, dass die Nacht kühler würde, und schaltete das Licht aus. Ich musste schlafen.
     Morgen würde ein interessanter Tag werden.
     
    Um Mitternacht erwachte ich von dem Getöse. Schlief wieder ein, nicht tief, unruhig.
    Ich hörte betrunkene Stimmen und ein Kratzen an der Tür des Häuschens nebenan.
    Um halb zwei öffnete sich die blaue Tür. Nach einer Weile hörte ich im Bad das Wasser laufen. Zwischen Schlaf und Wachen konnte
     ich die Zeit nicht schätzen. Ich roch den süßen Duft Marihuanas, hörte Sasha im Wohnzimmer. Ein letzter Joint vor dem Schlafengehen?
     Auf das neue Jahr.
    Ich hörte leise die Tür zu meinem Zimmer aufgehen.
    Dann nichts. Ich öffnete mein Augenlid einen Spalt.
    Sasha stand in der Tür, die Schulter an den Türrahmen gelehnt, eine Hand auf einer vorgestreckten Hüfte. Hinter ihrer Nacktheit
     schimmerte ein sanftes Licht, nicht das Orangefarbene des Wohnzimmers. Etwas anderes – Kerzen. Sie stand da und sah mich an.
     Ihr Gesicht war im tiefen Schatten nicht zu lesen.
    »Lemmer«, sagte sie sehr leise, fast unhörbar.
    Ich mag meinen Nachnamen nicht. Er klingt ähnlich wie die Afrikaans-Worte für Klingen, erinnert an Messerkämpfe in Sackgassen.
     Dank Herman Charles Bosman wirkt er unangenehm rückwärtsgewandt, was in meinem Falle gar nicht so falsch ist. Aber immer noch
     besser als »Martin« oder »Fitz« oder »Fitzroy«.
    Mein Atem künstlich flach. Ein bekanntes Spiel. Aus neuen Gründen. Ich schloss die Augen wieder ganz.
    |276| Sasha stand lange da. Noch einmal sagte sie »Lemmer«, und als mein Atem sich nicht veränderte, schnalzte sie mit der Zunge,
     und ich hörte ihre Schritte sich entfernen.
    Ihr Bett knarrte.
    Auf der Suche nach Sasha.
    Vor einer Woche hätte ich ihre Einladung dankbar angenommen.
    Ich wollte lachen – über mich, über die Menschen, das Leben. Vor ein paar Nächten hatte ich noch zu große Angst, meinen Arm
     nach Emma auszustrecken. Fürchtete zu sehr die Ablehnung, sorgte mich, dass sie zurückzucken und empört sagen würde: »Was
     machen Sie da, Lemmer?« Ich war mir meiner Rolle zu bewusst gewesen, des Abstandes zwischen uns und der Konsequenzen einer
     falschen Annahme.
    Emma hatte neben mir gestanden. Warum hatte sie neben meinem Bett gestanden? Weil sie ein bisschen betrunken war? Hatte sie
     sich an die Umarmung erinnert, mit der ich sie beruhigt hatte? War sie einsam gewesen, wollte sie in die Arme genommen werden,
     war ich einfach da? Oder war sie in Gedanken versunken gewesen und nur versehentlich dort stehen geblieben? Ich war nicht
     ihr Typ – weder mein Hintergrund noch mein Aussehen.
    Ich wusste, dieser Augenblick würde in meinem Kopf bleiben. Ich würde ihn wieder und wieder durchleben, wenn ich nachts in
     der Stille einer Loxtoner Nacht in meinem Bett zu Hause lag.
    Aus Tertias Zimmer hörte ich ein leises Rascheln, wie gedämpfte Schritte.
    Als sie in meiner Tür gestanden hatte, hatte es keinen Zweifel gegeben, keine Fragen, keine unterschiedlichen

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