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Weisser Schrecken

Weisser Schrecken

Titel: Weisser Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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marschierte er ins Wohnzimmer. »Hallo, Mama. Ich bin wieder da.«
    Seine Mutter erhob sich und drehte sich zu ihm um. Die Dauerwelle, das Doppelkinn. Scheiße, das war nicht seine Mutter. Das war diese Frau Hoeflinger. Ihm schwante Fürchterliches. »Hallo«, meinte sie mit kaltem Lächeln. »Schön, dass du endlich da bist. Wir dachten schon, du kommst gar nicht mehr nach Hause.«
    Drüben im Schlafzimmer seiner Mutter polterte es. »Robert!«, gellte plötzlich die panische Stimme seiner Mutter über den Flur. »Lauf. Lauf weg!« Die Schlafzimmertür flog auf, bevor sich Robert in Bewegung setzen konnte. Im Flur stand jetzt ein Mann, den er kannte. Roberts Augen weiteten sich. »Um Gottes willen. Sie auch, Herr Bürgermeister?«
    »Ich auch, Junge.«
    Robert stürmte ansatzlos rüber in die Küche und versuchte die Hoftür zu öffnen, doch Schober setzte ihm nach und packte ihn im Genick. Er wehrte sich mit aller Kraft, aber der Mann zwang ihn mit seinem Gewicht zu Boden. Im Hintergrund schrie seine Mutter noch immer, doch aus den Augenwinkeln sah Robert, wie die Hoeflinger mit einer Rolle Klebeband den Flur entlangrannte. Das Geschrei seiner Mutter verstummte in jenem Moment, als ihm der Bürgermeister den Arm auf den Rücken drehte. Robert brüllte vor Schmerz auf, da die Wunde unter seinem Verband in Mitleidenschaft gezogen wurde.
    »Halt still! Sonst werde ich richtig grob.« Robert biss vor Schmerz die Zähne aufeinander, während ihm Schober das Knie in den Rücken presste. »Wir hätten euch schon vorher zusammentreiben sollen«, fluchte sein Peiniger. »Dann wäre uns dieser ganze Ärger heute erspart geblieben. Und jetzt sag schon, wo sind deine Freunde Andreas und Niklas? Im Sägewerk sind sie nicht, da waren wir bereits.«
    »Sie können mich mal.«
    »Du willst es offenbar auf die harte Tour«, zischte der Bürgermeister gefährlich. »Na gut, das kannst du haben …«

Glockenschlag
    Die Scheibe klirrte, als Andreas das schmale Fenster des Pfarrhauses mit einem Stein einschlug. Sofort hielt er inne und lauschte, ob jemand das Geräusch gehört hatte. Niklas stand zwar hinter einem Baum nahe der Friedhofsumzäunung Schmiere, doch ob auf ihn wirklich Verlass war, darüber konnte er nur spekulieren. Niklas’ Qualitäten lagen woanders. Hier und jetzt hätte er Robert gebrauchen können. Spätestens seit den Geschehnissen unter der Klosterruine waren sie weit mehr als nur Freunde. Sie verdankten einander das Leben.
    Immerhin, der viele Schnee schien das Geräusch geschluckt zu haben. Denn als Andreas um die Ecke des direkt an die Kirche angrenzenden Hauses lugte, konnte er weder auf dem Marktplatz, noch auf der Straße vor dem Friedhofszaun eine verdächtige Bewegung ausmachen. Hastig eilte er zurück und säuberte den Fensterrahmen mit seinen Handschuhen von Scherben. Erst als er sich sicher war, sich beim Einstieg nicht verletzen zu können, zog er sich durch die Öffnung ins Innere des Pfarrhauses. Auf diese Weise gelangte er ins Bad von Pfarrer Strobel, wo er ein weiteres Mal den Atem anhielt. Wie erwartet war es still im Haus. Im Bad selbst war nichts Ungewöhnliches zu entdecken. Andreas achtete darauf, nicht auf die Scherben unter dem Fenster zu treten, schlich zur Badezimmertür und betrat einen nüchtern eingerichteten Hausflur, in dem eine Holzgarderobe mit zwei Jacken sowie ein Kreuz mit Jesusfigur ins Auge stachen. Mehrere halboffene Türen zweigten von dem Gang ab, und er konnte von seinem Standpunkt aus die Küche einsehen. Offenbar war Pfarrer Strobel zu Lebzeiten nicht der Ordentlichste gewesen, denn da hinten, auf der Spüle neben dem Herd, stapelten sich Geschirr und verschmutzte Kochtöpfe. Soweit sich Andreas erinnerte, hatte Strobel eine Haushälterin stets abgelehnt. Nicht einmal Roberts Mutter durfte hier putzen. Die Kirche selbst schon, aber eben nicht hier im Pfarrhaus. Ob das vielleicht einen Grund hatte?
    Er würde es herausfinden. Jetzt galt es erst einmal, Niklas Einlass ins Haus zu verschaffen. Andreas wandte sich der Wohnungstür zu und stellte zu seiner Überraschung fest, dass diese bloß ins Schloss gezogen war. Gut so. Er öffnete sie einen Spalt weit und stieß einen leisen Pfiff aus. Niklas kam schnaufend angerannt, und so machte er hastig für ihn Platz.
    »Oh Mann, ist das gruselig«, flüsterte sein dicker Freund und deutete zu einem Auto jenseits des hohen Zauns. »Genau dort hat Strobel letzte Nacht noch gestanden, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Der

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