Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Kino.«
»Was?«
»Wart’s nur ab«, sagte er und räumte ein Boot beiseite, das umgedreht auf Holzböcken lag. Dann ging er auf ein Knie und löste eine Planke im Boden des Bootshauses. An der Unterseite der Planke war ein durchsichtiger Plastikbeutel mit einer Videokassette festgemacht. Er schlitzte den Beutel mit dem Taschenmesser auf und nahm die Kassette heraus. »Komm mit ins Haus, dann biete ich dir eine Privatvorführung von Metro Goldwyn Mafia.«
»Was soll das alles, Weldon?«
»Dieses Band enthält die Antwort auf alle deine Fragen. Ich werd’s dir geben.«
»Vielleicht wär’ es besser, wenn du erst mal deinen Anwalt anrufst.«
»Dafür ist später immer noch Zeit. Jetzt komm.«
Ich folgte ihm hoch ins Haus, wo wir ins Wohnzimmer gingen. Er schaltete Fernseher und Videorecorder ein, schob die Kassette in das Gerät und wartete dann einen Augenblick, die Fernbedienung in der Hand.
»Unterm Strich ist es so, Dave«, sagte er. »Ich hab’ zweimal hintereinander nur auf Sand gebohrt, so daß ich völlig blank war, und mein Geschäft stand kurz vor dem Ruin. Ich hab’ mir bei der Bank soviel geborgt, wie nur irgend möglich war, aber es war nicht genug. Also hab’ ich mich an ein paar Kredithaie in New Orleans gewandt. Und bevor ich mich’s versah, hatte ich mit Jack Gates zu tun, der mir vorschlug, eine große Ladung Waffen nach Kolumbien zu bringen.«
»Kolumbien?«
»Da geht grade die Post ab. Bush schickt da ’ne Menge Kriegszeug runter, um die Drogenbarone zu bekämpfen, aber die kolumbianische Regierung tendiert dazu, damit zur selben Zeit bestimmten Teilen der Landbevölkerung das Licht auszublasen. Was wiederum zur Folge hat, daß es da unten Leute gibt, die auf diese Regierung nicht so gut zu sprechen sind und die für Waffen gutes Geld zahlen. Ich dachte mir, ich mach’ das ein paarmal, zwanzigtausend pro Flug, und vergeß’ einfach mal die verworrene politische Situation. Warum nicht? Schließlich hab’ ich damals in Laos von Schweinen bis hin zu selbstgemachtem Napalmersatz aus Benzin und chemischen Reinigungsmitteln so ziemlich alles transportiert.
Dann hatte Jack Gates das ganz große Ding für mich, achtzigtausend für einen Flug. Laut Plan sollte ich mit einer alten C-47 nach Honduras fliegen, dort eine Ladung Waffen aufnehmen, auf einer Landebahn irgendwo im kolumbianischen Dschungel landen, wo so Typen eine riesige Koksraffinerie betreiben und ich Stoff für an die acht Millionen Dollar an Bord nehmen sollte. Dann sollte ich die Waffen irgendwo oben in den Bergen abliefern und übers Meer zurückfliegen.
Aber ich hab’ Gates gesagt, ich will das Geld, wenn ich den Stoff einlade. Er sagte, ich würde erst hier bezahlt werden, worauf ich nur meinte, dann könne er das Ganze vergessen, weil ich nämlich die Leute, die er hier repräsentierte, für nicht unbedingt vertrauenswürdig hielt. Also hat er ein paar Leute angerufen und schließlich zugestimmt, weil achtzig Riesen für diese Burschen nämlich nur Toilettenpapier sind. Außerdem dachten sich Gates und Joey Gouza, daß wir noch lange miteinander im Geschäft bleiben würden. Aber da habe ich sie eines Besseren belehrt. Jetzt setz dich. Es wird dir gefallen.«
Er drückte auf die Fernbedienung, und fünfzehn Minuten lang sah man auf dem Bildschirm eine Reihe von Szenen und Bildern, die auch aus zwanzig Jahre altem farbigem Archivmaterial aus Südostasien hätten zusammengeschnitten sein können: Die Leinen, Halteriemen und Netze auf der leeren Ladefläche eines Flugzeugs, die im Wind flatterten; der Schatten der C-47, der über gelbes Weideland, Hügelland, Erdwälle, bräunliche Wasserreservoirs, dunkelgrüne Kaffeeplantagen, ein Dorf mit Hütten aus Holzabfällen und Wellblech schwebte, das in der Sonne so stechend funkelte wie die Scherben eines Spiegels; dann der Anflug über einen violetten Gebirgskamm, hinunter in ein langes Tal, wo jemand mit der Planierraupe eine Landebahn in den Dschungel gewalzt hatte, offenbar erst vor so kurzer Zeit, daß die herausgerissenen Wurzeln in der Erde immer noch weiß und rosig waren.
Die nächsten Bilder sahen aus, als seien sie aus einem schiefen Winkel vom Pilotencockpit aus gemacht worden: Schweißüberströmte Indios in GI-Klamotten mit abgeschnittenen Hosenbeinen, die Kisten mit Granaten, Munition und belgischen Automatikgewehren in den Flugzeugrumpf luden, im Hintergrund ein Mann, der wie ein Amerikaner aussah und das Treiben zu beaufsichtigen schien. Ein Strohhut gab
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