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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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gegen die Sessellehne und starrte zur Zimmerdecke hinauf. »Weil die Gegenleistung dafür, daß ich ihr aus der Grube heraushalf, die sie sich selbst gegraben hatte, Sex war - wann immer ich wollte.« Er drehte den Kopf, um Galbraith anzusehen, und seine Augen glänzten feucht. »Das war das einzige, was mich interessiert hat. Es ist das einzige, was Männer überhaupt interessiert. Ist es nicht so? Sex bei Bedarf. Sie hätte mich auch zwanzigmal am Tag befriedigt, wenn ich es verlangt hätte, solange ich nur bereit war, Hannah als meine Tochter anzuerkennen.«
    Die Erinnerung bereitete ihm offenbar wenig Freude, denn jetzt strömten ihm die Tränen über die Wangen, während sein unkontrollierbares Lid unentwegt zuckte und zuckte...
     
    Erst anderthalb Stunden später kehrte Ingram mit einem kleinen, in Klarsichtfolie verpackten Bündel nach Broxton House zurück. Maggie sah ihn am Küchenfenster vorbeigehen und lief in die Spülküche, um ihn hereinzulassen. Er war naß bis auf die Haut und lehnte sich einen Moment völlig erschöpft an den Türpfosten.
    »Haben Sie was gefunden?« fragte sie ihn.
    Er nickte und hielt das Bündel hoch. »Ich muß gleich mal telefonieren, aber ich möchte nicht den ganzen Fußboden volltropfen. Sie hatten doch heute morgen sicher Ihr Handy mit, nicht? Kann ich es mir kurz ausleihen?«
    »Nein, tut mir leid, das geht nicht. Ich habe es vor zwei Jahren kostenlos bekommen, mußte dafür aber einen Mietvertrag mit mindestens einjähriger Laufzeit abschließen, und die Gebühren waren so verdammt hoch, daß ich den Vertrag nach Ablauf nicht mehr verlängert habe. Es liegt irgendwo in meiner Wohnung.« Sie zog die Tür weiter auf. »Kommen Sie doch rein. Wir haben einen Anschluß in der Küche, und den Steinfliesen schadet’s nicht, wenn sie ein bißchen Wasser abbekommen.« Um ihre Lippen zuckte es belustigt. »Es könnte ihnen sogar guttun. Ich mag gar nicht daran denken, wann sie das letztemal einen Schrubber gesehen haben.«
    Er folgte ihr in seinen triefend nassen Schuhen, die bei jedem Schritt Schmatzgeräusche machten. »Wie haben Sie mich dann heute morgen angerufen, wenn Sie Ihr Handy nicht mithatten?«
    »Ich habe das von Harding genommen«, sagte sie und wies auf ein Philips GSM, das auf dem Küchentisch lag.
    Er schob es mit einem Finger beiseite und legte das Bündel in der Klarsichtfolie daneben. »Wieso ist es hier?«
    »Ich hab’s eingesteckt und dann vergessen«, antwortete sie. »Es fiel mir erst wieder ein, als es plötzlich zu klingeln anfing. Es hat schon fünfmal geklingelt seit Sie weggefahren sind.«
    »Sind Sie rangegangen?«
    »Nein. Ich dachte, darum könnten Sie sich kümmern, wenn Sie wieder da wären.«
    Er ging zum Wandtelefon und nahm den Hörer ab. »Ihr Vertrauen in allen Ehren«, murmelte er, während er wählte. »Was, wenn ich beschlossen hätte, Sie und Ihre Mutter eine Weile im eigenen Saft schmoren zu lassen?«
    »So was würden Sie nie tun«, antwortete sie spontan. »Der Typ sind sie nicht.«
    Er überlegte noch, wie er diese Bemerkung auffassen sollte, als Superintendent Carpenter sich meldete. »Ich habe ein Kinder-T-Shirt aus dem Wasser gefischt, Sir, es gehört mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einem der beiden Spenders. Vorn ist das Logo des Derby County FC drauf, und Danny hat behauptet, genau so ein T-Shirt hätte Harding ihm gestohlen.«
    Er hörte einen Moment schweigend zu. »Ja, der Junge könnte es verloren haben, richtig... Nein, das macht Harding noch lange nicht zum Pädophilen.« Er hielt den Hörer ein Stück vom Ohr ab, um sein Trommelfell vor Carpenters lautem Blaffen zu schützen. »Nein, den Rucksack habe ich bis jetzt nicht gefunden, aber - doch, ich glaube, ich weiß, wo er ist.« Neuerliches Blaffen. »Ja, ich wette, daß er zurückgekommen ist, um ihn sich wiederzuholen...« Er schnitt dem Hörer eine Grimasse. »O ja, Sir, meiner Meinung nach ist er in Chapman’s Pool.« Er sah auf seine Uhr.
    »Gut, in einer Stunde bei den Bootshütten. Wir treffen uns dort.« Als er den Hörer auflegte, sah er in Maggies Augen Belustigung über sein Unbehagen aufblitzen und wies mit einer brüsken Geste zum Flur. »War der Arzt schon bei Ihrer Mutter?«
    Sie nickte.
    »Und?«
    »Er hat ihr gesagt, es wäre ausgesprochen dumm von ihr gewesen, das Angebot des Sanitäters auszuschlagen, sie als Notfall ins Krankenhaus zu bringen. Dann hat er ihr freundlich den Kopf getätschelt und ihr ein Schmerzmittel gegeben.« Sie

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