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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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hat. Zugegeben, Sie hatten zwar nicht viel mit ihr gemeinsam, und das Leben als Vater ließ einiges zu wünschen übrig, aber alles in allem sah das Leben rosig aus. Im Bett klappte es, Sie waren finanziell nicht überfordert, die Fahrt zur Arbeit war ein Klacks, Ihre Mutter hatte während des Tages ein strenges Auge auf Ihre Frau; wenn Sie abends nach Hause kamen, stand das Essen auf dem Tisch, und Sie konnten segeln gehen, wann immer Sie Lust dazu hatten.« Er machte eine Pause. »Dann sind Sie nach Lymington gezogen, und das schöne Leben war vorbei. Ich vermute, Ihre Frau verlor zunehmend das Interesse daran, Sie bei Laune zu halten, weil sie es nicht mehr nötig hatte, Theater zu spielen. Sie hatte ja jetzt alles, was sie wollte - keine kontrollierende Schwiegermutter mehr - ein eigenes Haus - gesellschaftliches Ansehen -, und das alles gab ihr das Selbstvertrauen, sich und Hannah ein eigenes Leben zu schaffen, das Sie nicht mit einschloß.« Er musterte Sumner aufmerksam. »Und auf einmal waren Sie derjenige, der als selbstverständlich hingenommen wurde. War das der Zeitpunkt, als Ihnen der Verdacht kam, Hannah könnte nicht Ihr Kind sein?«
    Zu seiner Überraschung lachte Sumner. »Mir war schon wenige Wochen nach ihrer Geburt klar, daß sie nicht mein Kind sein konnte. Kate und ich haben Blutgruppe 0, Hannah hat Blutgruppe A. Das heißt, daß ihr Vater entweder Blutgruppe A oder AB haben muß. Ich bin kein naiver Narr. Ich hatte eine schwangere Frau geheiratet und habe mir keine Illusionen über sie gemacht, mögen Sie oder meine Mutter denken, was Sie wollen.«
    »Haben Sie Ihre Frau deswegen zur Rede gestellt?«
    Sumner drückte einen Finger auf sein zuckendes Augenlid. »Ach, was heißt zur Rede stellen! Ich habe ihr ganz einfach eine Tabelle zur Vaterschaftsermittlung gezeigt und ihr erklärt, daß Eltern, die beide Blutgruppe 0 haben, nur ein Kind mit Blutgruppe 0 zeugen können. Sie war erschrocken darüber, daß ich ihr so schnell auf die Schliche gekommen war, aber da es mir einzig darum ging, ihr zu zeigen, daß ich nicht der vertrauensselige Trottel war, für den sie mich offenbar gehalten hatte, wurde es nie zu einem Streitpunkt zwischen uns. Es machte mir überhaupt nichts aus, Hannah als mein Kind anzuerkennen, und das war alles, was Kate wollte.«
    »Hat sie Ihnen gesagt, wer der Vater war?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das wollte ich auch gar nicht wissen. Ich vermute, es ist jemand, mit dem ich zusammenarbeite - oder gearbeitet habe -, aber da sie nach ihrer Kündigung allen Kontakt zu Pharmatec abgebrochen hatte - abgesehen von einem gelegentlichen Besuch von Polly Garrard -, wußte ich, daß Hannahs Vater keine Rolle mehr in ihrem Leben spielte.« Er strich immer wieder über die Armlehne seines Sessels. »Sie werden mir wahrscheinlich nicht glauben, aber ich sah einfach nicht ein, weshalb ich mir wegen eines Mannes, der Vergangenheit war, graue Haare wachsen lassen sollte.«
    Er hatte recht; diese Behauptung kaufte Galbraith ihm tatsächlich nicht ab.
    »Die Tatsache, daß Hannah nicht Ihr Kind ist, erklärt vermutlich Ihr mangelndes Interesse an ihr.«
    Sumner antwortete nicht, und zwischen den beiden Männern breitete sich Schweigen aus.
    »Erzählen Sie mir doch mal, was schiefging, als Sie nach Lymington zogen«, sagte Galbraith schließlich.
    »Nichts ging schief.«
    »Ach, dann war Ihre Ehe für Sie vom ersten Tag an nicht mehr als ein Untermieterdasein? Na, das muß aber doch ziemlich unerfreulich gewesen sein.«
    »Es kommt immer darauf an, was man will«, entgegnete Sumner. »Wie würden Sie im übrigen die Ehe mit einer Frau beschreiben, deren höchstes intellektuelles Interesse darin bestand, sich Seifenopern anzusehen; der es in jeder Hinsicht an Geschmack fehlte, die einen Putzfimmel hatte, die lieber Bohnen aus der Dose und matschige Würstchen aß als ein kurzgebratenes Steak und freiwillig jeden gottverdammten Penny abrechnete, den sie oder ich ausgaben?«
    In seiner Stimme schwang eine Schroffheit mit, die Galbraith’ Ansicht nach mehr nach Schuldgefühl darüber klang, daß er hier die Fehler und Schwächen seiner Frau offenlegte, als nach Bitterkeit über diese Fehler als solche, und er gewann den Eindruck, daß Sumner sich nicht schlüssig werden konnte, ob er seine Frau geliebt oder verabscheut hatte. Aber machte ihn das des Mordes an ihr schuldig?
    »Wenn Sie Ihre Frau so sehr verachtet haben, warum haben Sie sie dann überhaupt geheiratet?«
    Sumner legte den Kopf

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