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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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wieder, was ich über Martins Herkunft wüßte, und als ich sagte, Martins Vater hätte eine Kaffeeplantage in Kenia, hat er gelacht und gesagt, das sei ja überaus praktisch.«
    »Hast du ihm die Briefe gezeigt, die die Eltern uns geschrieben hatten?«
    »Angeblich geschrieben hatten«, korrigierte Celia sie. »Ja, natürlich habe ich ihm die gezeigt. Sie waren ja unser einziger Beweis, daß Martin aus einer guten Familie stammte. Aber statt einer Adresse war, wie Nick sehr richtig bemerkte, eben nur ein Postfach in Nairobi angegeben, das gar nichts bewies. Er sagte, über eine anonyme Postfachnummer könne jeder einen Briefwechsel vortäuschen. Er wollte Martins frühere Adresse in England, und ich konnte ihm nur die Adresse der Wohnung geben, die Martin in Bournemouth gemietet hatte.« Sie seufzte. »Aber, wie Nick sagte, man braucht nicht der Sohn eines Plantagenbesitzers zu sein, um eine Wohnung zu mieten, und er meinte, ich sollte lieber ein paar Erkundigungen einziehen, ehe ich meine Tochter einen Mann heiraten ließe, über den ich rein gar nichts wüßte.«
    Maggie drehte sich um und sah sie an. »Und warum hast du’s nicht getan?«
    »Ach, ich weiß auch nicht.« Wieder seufzte Celia. »Vielleicht weil Nick so gräßlich selbstgerecht wirkte... Vielleicht« - sie zog die Augenbrauen hoch - »weil du mir vorgeworfen hast, eine alte Wichtigtuerin zu sein, die sich in alles einmischen muß, als ich es ein einziges Mal wagte, Martins Qualitäten als Ehemann in Zweifel zu ziehen. Ich glaube, ich habe dich damals gefragt, ob du wirklich einen Mann heiraten könntest, der Angst vor Pferden hat.«
    »Ja, stimmt«, sagte Maggie gedehnt. »Und ich hätte auf dich hören sollen. Wenn du wüßtest, wie leid es mir tut, daß ich das nicht getan habe.« Sie verschränkte die Arme. »Was hast du damals zu Nick gesagt?«
    »So ziemlich das gleiche, was du eben zu ihm gesagt hast«, antwortete Celia. »Ich nannte ihn einen anmaßenden kleinen Proleten mit einem Hitlerkomplex und fragte ihn, woher er die Dreistigkeit nähme, meinen zukünftigen Schwiegersohn auf so üble Weise zu verleumden. Dann habe ich ihn noch gefragt, an welchem Tag die alte Mrs. Fielding angeblich mit Martin gesprochen hätte, und als er es mir sagte, habe ich gelogen und behauptet, das wäre unmöglich, an dem Tag wäre Martin mit dir und mir ausgeritten.«
    »Oh, mein Gott!« rief Maggie. »Wie konntest du nur?«
    »Weil ich keine Sekunde daran gedacht habe, daß Nick recht haben könnte«, erklärte Celia mit einem ironischen Lächeln. »Er war schließlich nur ein schlichter Feld-Wald-und-Wiesen-Polizist, während Martin aus den ersten Kreisen stammte. Schüler des Eton-College. Dann Oxford. Erbe einer Kaffeeplantage. Na, wer bekommt jetzt den ersten Preis für Dummheit, Schatz? Du oder ich?«
    Maggie schüttelte den Kopf. »Hättest du mir nicht wenigstens etwas davon sagen können? Gewarnt sein heißt gewappnet sein.«
    »Ach, das glaube ich nicht. Du warst Nick gegenüber immer so grausam, nachdem Martin einmal gesagt hatte, der arme Kerl würde jedesmal so rot wie eine Rübe, wenn er dich sähe. Ich weiß noch, wie du gelacht und gesagt hast, sogar rote Bete hätten mehr erotische Ausstrahlung als ein übergewichtiger Neandertaler in Polizeiuniform.«
    Maggie wand sich verlegen bei der Erinnerung. »Du hättest es mir aber wenigstens hinterher erzählen können.«
    »Natürlich hätte ich das«, erwiderte Celia unumwunden, »aber ich habe nicht eingesehen, warum ich dir einen Vorwand liefern sollte, die ganze Schuld auf mich abzuwälzen. Du hattest genausoviel Schuld wie ich. Du hast mit diesem Unglückskerl in Bournemouth zusammengelebt, und wenn jemand ihn hätte durchschauen müssen, dann du. Du warst doch weiß Gott kein Kind mehr, Maggie. Wenn du nur einmal gesagt hättest, daß du dir sein Büro ansehen willst, wäre der ganze Schwindel aufgeflogen.«
    Maggie seufzte, wütend auf sich selbst, auf ihre Mutter, auf Nick Ingram. »Glaubst du, das ist mir nicht klar? Was meinst du wohl, warum ich keinem Menschen mehr traue?«
    Celia sah sie einen Moment prüfend an, dann wandte sie sich ab. »Ich habe mir oft Gedanken gemacht«, murmelte sie. »Manchmal denke ich, es ist Böswilligkeit, dann wiederum denke ich, es ist Unreife. Meistens führe ich es darauf zurück, daß ich dich als Kind zu sehr verwöhnt habe und du eitel geworden bist.« Sie richtete ihren Blick auf Maggie. »Verstehst du, es ist die Höhe der Arroganz, die Motive anderer

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