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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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anzuzweifeln, wenn man sich beharrlich weigert, die eigenen zu hinterfragen. Ja, Martin war ein Schwindler, aber warum hatte er sich gerade uns als Opfer ausgesucht? Hast du dich das einmal gefragt?«
    »Wir hatten Geld.«
    »Viele Leute haben Geld, Kind. Wenige werden so übers Ohr gehauen, wie es uns passiert ist. Nein«, sagte sie entschieden, »ich habe mich reinlegen lassen, weil ich habgierig war, und du bist auf ihn hereingefallen, weil es für dich selbstverständlich war, daß Männer dich attraktiv finden. Wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hätte dich Martins alberne Angewohnheit, jedem zu sagen, wie sehr er dich liebt, stutzig machen müssen. Das war so amerikanisch und so unaufrichtig, daß ich einfach nicht begreifen kann, warum wir ihm geglaubt haben.«
    Maggie wandte sich wieder dem Fenster zu, damit ihre Mutter ihr nicht in die Augen sehen konnte. »Nein«, sagte sie gepreßt. »Nein, das begreife ich auch nicht.«
     
    Eine Möwe schoß im Sturzflug zum Strand hinunter und pickte an etwas Weißem, das sich am Rand des Wassers bewegte. Ingram sah ihr eine Weile zu in der Erwartung, sie würde gleich mit einem Fisch im Schnabel wieder auffliegen; aber als sie unverrichteter Dinge mit heiserem Geschrei davonflog, ging er neugierig zum Wasser hinunter, um zu sehen, was das war, das da immer wieder flüchtig zwischen den heranrollenden Wellen auftauchte. Eine Plastiktüte, die sich zwischen den Felsen verfangen hatte? Ein Stück Stoff? Mit jeder Welle, die das Ding hochwarf, blähte es sich unschön auf, um dann abrupt wieder in sich zusammenzusinken, wenn eine höhere Welle gischtsprühend über es hinwegschwappte.

20
     
     
    Galbraith beugte sich vor und faltete die Hände unter seinem sommersprossigen Kinn. Er sah überhaupt nicht bedrohlich aus, eher so harmlos und freundlich wie ein rundgesichtiger Schuljunge, der Freundschaft schließen möchte. Wie die meisten Polizeibeamten war er ein beachtlicher Schauspieler und konnte die Stimmung je nach Bedarf wechseln. Jetzt lockte er Sumner, sich ihm anzuvertrauen. »Kennen Sie die Bucht von Lulworth, Mr. Sumner?« erkundigte er sich in freundlichem Konversationston.
    Sumner schien verdattert, aber es war nicht zu erkennen, ob aus Schuldbewußtsein oder wegen des abrupten Themenwechsels. »Ja.«
    »Waren Sie in letzter Zeit mal dort?«
    »Nicht daß ich wüßte.«
    »Na, so was vergißt man doch nicht so leicht.«
    Sumner zuckte die Achseln. »Das kommt drauf an, was Sie mit ›in letzter Zeit‹ meinen. Ich war mit meinem Boot öfters dort segeln, aber das ist Jahre her.«
    »Sie haben in der Gegend nie einen Wohnwagen oder ein Ferienhaus gemietet? Vielleicht waren Sie mit der Familie mal im Urlaub dort?«
    Er schüttelte den Kopf. »Kate und ich haben nur einmal Urlaub gemacht, und da waren wir in einem Hotel im Lake District. Es war eine Katastrophe«, erklärte er verdrießlich. »Hannah wollte abends einfach nicht einschlafen, und wir mußten Abend für Abend in unserem Zimmer sitzen, weil sie sonst das ganze Haus zusammengebrüllt und die anderen Gäste gestört hätte. Danach beschlossen wir, es erst wieder zu versuchen, wenn sie etwas größer wäre.«
    Es klang überzeugend, und Galbraith nickte. »Hannah ist ziemlich schwierig, nicht?«
    »Kate ist immer mit ihr zurechtgekommen.«
    »Vielleicht weil sie sie mit Schlafmitteln gedämpft hat?«
    Sumner war sofort auf der Hut. »Davon weiß ich nichts. Da müssen Sie schon ihren Arzt fragen.«
    »Das haben wir bereits getan. Er sagte uns, daß er Kate oder Hannah nie Beruhigungs- oder Schlafmittel verschrieben hat.«
    »Na also.«
    »Aber Sie sind in der Branche tätig, Mr. Sumner. Sie können wahrscheinlich jederzeit kostenlose Proben jedes Mittels besorgen, das auf dem Markt ist. Und angesichts der vielen Konferenzen und Tagungen, die Sie besuchen, gibt es doch wahrscheinlich kaum noch etwas, das Sie nicht über Pharmazeutika wissen.«
    »Das ist doch völliger Blödsinn«, entgegnete Sumner. Er zwinkerte heftig. »Ich brauche ein Rezept wie jeder andere.«
    Galbraith nickte wieder, wie um Sumner davon zu überzeugen, daß er ihm glaubte. »Trotzdem - ein schwieriges, anstrengendes Kind war doch sicher nicht das, was Sie sich bei Ihrer Heirat erhofft hatten, nicht? Ich könnte mir vorstellen, daß es Ihr Liebesleben stark beeinträchtigt hat.«
    Sumner antwortete nicht.
    »Zu Beginn glaubten Sie doch wahrscheinlich, ein gutes Geschäft gemacht zu haben. Eine hübsche Frau, die Sie angebetet

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