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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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sich nicht zu früh. Miss Jenner ist eine hübsche Frau, vielleicht war sie die Ursache. Sie übt eine starke Anziehungskraft auf Männer aus.« Er hob die Hand. »Ich habe außerdem die Namen der Jachten aufgeführt, die zu dem Zeitpunkt, als die Tote gefunden wurde, in der Bucht lagen. Eine ist in Poole registriert, eine in Southampton, und die dritte war eine französische Jacht. Sie dürfte nicht schwer zu finden sein. Ich habe sie gestern abend auslaufen sehen, mit Kurs auf Weymouth. Ich vermute, die Leute machen hier Urlaub und schippern die Küste entlang.«
    »Gute Arbeit«, sagte Galbraith herzlich. »Ich melde mich.« Er tippte auf den Befund des Pathologen, als er sich zum Gehen wandte. »Den lasse ich Ihnen hier. Vielleicht fällt Ihnen irgendwas auf, was wir übersehen haben.«
     
    Als Steven Harding erwachte, gab draußen gerade ein Außenbordmotor ein letztes Röcheln von sich, und gleich darauf schlug jemand mit der Faust auf das Heck der Crazy Daze. Sie lag an ihrem Dauerankerplatz, einer Boje im Lymington River, und war für Besucher nur erreichbar, wenn sie ein eigenes Boot hatten. Die Dünung war manchmal unangenehm, besonders wenn die Fähre Lymington-Yarmouth auf ihrem Weg zur Isle auf Wight vorüberkam, aber der Platz war erschwinglich, ruhig und vor neugierigen Blicken geschützt.
    »Hey, Steve! Steh endlich auf, du Blödmann!«
    Er stöhnte, als er die Stimme erkannte, rollte sich in seiner Koje auf die andere Seite und zog sich das Kissen über den Kopf. Er hatte einen höllischen Kater und rasende Kopfschmerzen, und Tony Bridges war der letzte, den er jetzt, am Montag morgen in aller Herrgottsfrühe, sehen wollte.
    »Du hast hier kein Besuchsrecht mehr, du Arschloch«, brüllte er wütend, »also hau ab und laß mich in Frieden.«
    Aber die Crazy Daze war so gut abgedichtet wie eine Sardinenbüchse, und er wußte, daß sein Freund ihn nicht gehört haben konnte. Das Boot schwankte, als Bridges an Bord kletterte, nachdem er sein Beiboot neben Hardings an der Heckreling festgemacht hatte.
    »Mach auf!« rief er und trommelte gegen die Tür der Kabine. »Ich weiß genau, daß du da drinnen bist. Hast du eigentlich eine Ahnung, wie spät es ist, du blöder Kerl? Seit drei Stunden versuch ich, dich übers Handy zu erreichen.«
    Harding sah blinzelnd auf seine Uhr. Zehn nach drei. Mit einem Ruck fuhr er in die Höhe und schlug sich den sowieso schon schmerzenden Kopf an der Holzdecke an. »Scheiße«, murmelte er, rutschte von seinem Bett und stolperte durch die Kabine, um die Tür zu entriegeln. »Ich hätte heute mittag in London sein sollen«, sagte er zu Bridges.
    »Ja, das hat mir dein Agent schon dauernd vorgebetet. Er ruft mich seit halb zwölf ununterbrochen an.« Bridges kletterte den steilen Niedergang in die Kabine hinunter. Angewidert rümpfte er die Nase. »Schon mal was von frischer Luft gehört?« Er drängte sich an seinem Freund vorbei, um das vordere Bullauge zu öffnen und Durchzug zu machen. Er warf einen Blick auf das zerwühlte Bett und fragte sich, was zum Teufel Steve da getrieben hatte. »Du bist ein verdammter Idiot«, sagte er herzlos.
    »Ach, hau ab. Mir ist schlecht.« Harding fiel stöhnend auf die Polsterbank auf der Backbordseite und ließ den Kopf in die Hände sinken.
    »Das wundert mich überhaupt nicht. Hier drinnen verschmort man ja.« Bridges reichte ihm aus der Pantry eine Flasche Mineralwasser. »Kipp’s runter, damit du mir nicht noch verdurstest.« Er pflanzte sich vor ihm auf und wartete, bis Harding die Flasche zur Hälfte geleert hatte, dann ließ er sich auf der Bank gegenüber nieder. »Was ist eigentlich los? Ich hab mit Bob geredet, und er sagte, du hättest gestern eigentlich bei ihm übernachten und dann heute morgen den Frühzug nach London nehmen wollen.«
    »Ich hab’s mir eben anders überlegt.«
    »Offensichtlich.« Bridges musterte die leere Whiskyflasche und die durcheinandergeworfenen Fotos auf dem Tisch zwischen ihnen. »Was zum Teufel ist los mit dir?«
    »Nichts.« Harding strich sich gereizt die Haare aus den Augen. »Woher weißt du überhaupt, daß ich hier bin?«
    Bridges wies mit dem Kopf nach achtern. »Ich hab dein Beiboot gesehen. Außerdem hab ich’s überall sonst versucht. Graham hat eine Mordswut auf dich, falls es dich interessiert. Er ist stinksauer, daß du die Vorsprechprobe verpaßt hast. Das Engagement wäre schon so gut wie unter Dach und Fach gewesen, sagte er.«
    »Nichts als Lügen.«
    »Deine große Chance,

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