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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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präsentierte sich jetzt in einem ausgebeulten gelben Pulli und schwarzen Leggings. Mit der streng wirkenden jungen Frau in Polizeiuniform hatte sie kaum noch Ähnlichkeit, und Galbraith fragte sich nicht ohne eine gewisse Ironie, ob Vater und Tochter sich angesichts des Schlabberlooks ungezwungener fühlen würden. Wohl eher nicht, dachte er. Polizeiuniformen flößten Vertrauen ein.
    »Ich melde mich gleich morgen früh bei Ihnen«, sagte er zu ihr. »Sie müssen ihm ein bißchen Dampf machen, bevor ich komme. Ich brauche dringend Listen der Freunde und Bekannten in Lymington und in Chichester sowie eine Aufstellung der Arbeitskollegen in Portsmouth.« Er strich sich müde über das Kinn, während er seine Gedanken zu sammeln versuchte, um nichts Wichtiges zu vergessen. »Es wäre eine Hilfe, wenn er die Leute mit eigenen Booten oder Zugang zu Booten getrennt aufführen würde, ebenso Kates persönliche Freunde getrennt von den gemeinsamen Freunden.«
    »Geht in Ordnung«, sagte sie.
    Er lächelte. »Und versuchen Sie, ihn ein bißchen zum Reden zu bringen«, fügte er hinzu. »Wir müssen wissen, was für Gewohnheiten sie hatte, wie ihr Tageslauf aussah, in welchen Geschäften sie einkaufte und dergleichen.«
    »Kein Problem.«
    » Und seine Mutter interessiert uns«, sagte er. »Ich habe den Eindruck, daß Kate ihn zu dem Umzug gezwungen hatte, um ihn von ihr wegzulotsen. Das könnte zu Spannungen in der Familie geführt haben.«
    Griffiths war erheitert. »Das kann man ihr weiß Gott nicht übelnehmen«, sagte sie. »Er war zehn Jahre älter als sie und hatte siebenunddreißig Jahre lang daheim bei Muttern gelebt, ehe er Kate heiratete.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich hab ein bißchen mit ihm geschwatzt, als ich ihn nach seiner früheren Adresse fragte. Seine Mutter hat ihm das Haus geschenkt, in dem er großgeworden ist. Er mußte dafür nur eine kleine Hypothek aufnehmen, um ihr den Kauf einer Wohnung in irgendeinem betreuten Heim gleich gegenüber zu ermöglichen.«
    »Zuviel Tuchfühlung, hm?«
    Sie lachte leise. »Zum Ersticken, würde ich sagen.«
    »Was ist eigentlich mit seinem Vater?«
    »Der ist vor zehn Jahren gestorben. Bis dahin war es eine ménage à trois . Danach eine ménage à deux . William war ein Einzelkind.«
    Galbraith schüttelte den Kopf. »Wie kommt es, daß Sie so gut informiert sind? Das kann doch höchstens ein sehr kurzer Schwatz gewesen sein.«
    Sie tippte sich seitlich an die Nase. »Vernünftige Fragen und weibliche Intuition«, erwiderte sie. »Er ist sein Leben lang bedient worden, darum ist er jetzt auch so überzeugt davon, daß er es allein nicht schaffen wird.«
    »Na, dann viel Glück«, sagte er, und es war sein Ernst. »Ich kann nicht behaupten, daß ich Sie beneide.«
    »Jemand muß sich um Hannah kümmern.« Sie seufzte. »Die arme Kleine. Denken Sie manchmal darüber nach, was wohl aus Ihnen geworden wäre, wenn man Sie so im Stich gelassen hätte wie die meisten Jugendlichen, die wir aufgreifen?«
    »Manchmal, ja«, bekannte Galbraith. »Aber es gibt auch Momente, da danke ich Gott dafür, daß meine Eltern mich aus dem Nest gestoßen und gezwungen haben, auf eigenen Füßen zu stehen. Man kann nicht nur zu wenig geliebt werden, sondern auch zu sehr, wissen Sie, und es würde mir schwerfallen zu sagen, was das Gefährlichere wäre.«

8
     
     
    Die Entscheidung, Steven Harding zu vernehmen, wurde am Montag abend um acht getroffen, als die Polizei von Dorset die Bestätigung erhielt, daß er sich an Bord seines Bootes im Lymington River befand; die Vernehmung fand allerdings erst nach neun statt, weil der Ermittlungsleiter, Superintendent Carpenter, zu diesem Zweck von Winfrith herüberfahren mußte. Inspector John Galbraith erhielt Anweisung, direkt nach Lymington zu kommen und seinen Chef vor dem Büro des Hafenmeisters zu erwarten.
    Man hatte mehrfach versucht, Harding über Funk oder Handy zu erreichen, aber beide Geräte waren abgeschaltet gewesen, und die ermittelnden Beamten hatten deshalb nicht in Erfahrung bringen können, ob er am Dienstag morgen überhaupt noch in Lymington sein würde. Ein Anruf bei seinem Agenten Graham Barlow hatte nichts weiter erbracht als eine wutschnaubende Tirade über arrogante junge Schauspieler, »die sich einbilden, sie könnten einfach ihre Termine platzen lassen« und »in Zukunft bestimmt nicht mit Unterstützung rechnen« könnten.
    »Ich hab keine Ahnung, wo er morgen sein wird«, hatte Barlow zum Schluß zornig

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