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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Kindern«, erklärte er mürrisch, »und irgendwann waren sie alle mal auf dem Boot. Ich versuch gerade, mich zu erinnern, wer zuletzt hier war.«
    »Ich möchte die Namen aller dieser Frauen«, sagte Carpenter scharf.
    »Die werden Sie aber nicht bekommen«, entgegnete Harding mit plötzlicher Entschiedenheit. »Und von jetzt an beantworte ich auch keine Fragen mehr. Nicht ohne einen Anwalt und nicht ohne Tonbandgerät. Ich weiß nicht, was zum Teufel ich getan haben soll, aber ich bin doch nicht verrückt und laß mir von Ihnen was anhängen.«
    »Wir bemühen uns festzustellen, wie es dazu kam, daß Kate Sumner in Egmont Bight ertrank.«
    »Kein Kommentar.«
    Carpenter richtete die Whiskyflasche auf und legte eine Hand darauf. »Warum haben Sie sich gestern abend betrunken, Mr. Harding?«
    Harding starrte den Superintendent nur schweigend an.
    »Sie sind ein zwanghafter Lügner, Freundchen. Gestern haben Sie erzählt, Sie wären auf einem Bauernhof in Cornwall aufgewachsen, obwohl Sie in Wirklichkeit über einer Imbißstube in Lymington groß geworden sind. Sie haben Ihrem Agenten gesagt, Sie hätten eine Freundin namens Bibi; tatsächlich ist Bibi seit vier Monaten die feste Freundin Ihres Freundes. Sie haben William Sumner vorgemacht, Sie wären schwul, während alle anderen hier Sie für Casanova persönlich halten. Was ist eigentlich Ihr Problem? Ist Ihr Leben derart langweilig, daß Sie es durch Lügen interessanter machen müssen?«
    Eine leise Röte überzog Hardings Hals. »Mann, Sie sind vielleicht ein Arschloch!« zischte er wütend.
    Carpenter starrte ihn an, bis er den Blick senkte. »Haben Sie etwas dagegen, wenn wir uns mal auf Ihrem Boot umsehen, Mr. Harding?«
    »Nicht wenn Sie einen Durchsuchungsbefehl haben.«
    »Den haben wir nicht.«
    Hardings Augen blitzten triumphierend. »Dann unterstehen Sie sich, in meinen Sachen herumzuschnüffeln!«
    Carpenter musterte ihn einen Moment. »Kate Sumner wurde auf brutale Weise vergewaltigt, ehe sie ins Meer geworfen wurde, um zu ertrinken«, sagte er langsam, »und alles deutet darauf hin, daß die Vergewaltigung auf einem Boot stattgefunden hat. Vielleicht darf ich Ihnen kurz die Vorschriften bei Hausdurchsuchungen erklären, Mr. Harding. Wenn der Eigentümer der Räumlichkeiten die Einwilligung verweigert, bleiben der Polizei verschiedene Möglichkeiten. Eine davon ist - vorausgesetzt, gegen den Eigentümer besteht der dringende Verdacht, daß er sich eines Verbrechens schuldig gemacht hat -, den Verdächtigen festzunehmen und dann alle Räume zu durchsuchen, um die Beseitigung von Beweismaterial zu verhindern. Verstehen Sie, was das in Zusammenhang mit der Tatsache bedeutet, daß Vergewaltigung und Mord Schwerverbrechen sind?«
    Harding war kreidebleich geworden.
    »Antworten Sie mir bitte«, fuhr Carpenter ihn an. »Verstehen Sie die Bedeutung dessen, was ich gerade eben gesagt habe?«
    »Sie nehmen mich fest, wenn ich die Einwilligung verweigere.«
    Carpenter nickte.
    Hardings Bestürzung wich Wut. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß solche Methoden erlaubt sind. Sie können doch nicht einfach jemanden der Vergewaltigung beschuldigen, nur damit Sie ohne richterliche Genehmigung seine Räumlichkeiten durchsuchen können. Das ist Mißbrauch der Amtsgewalt.«
    »Sie vergessen den dringenden Tatverdacht.« Er zählte die einzelnen Punkte an den Fingern ab. »Erstens, Sie haben zugegeben, Kate Sumner am Samstag morgen um neun Uhr dreißig, kurz bevor Sie ausgelaufen sind, getroffen zu haben; zweitens, Sie haben uns keine einleuchtende Erklärung dafür geben können, warum Sie für die Strecke von Lymington bis Poole sechzehn Stunden gebraucht haben; drittens, Sie haben widersprüchliche Angaben darüber gemacht, wieso Sie gestern auf dem Küstenwanderweg oberhalb des Fundorts der Leiche waren; viertens, Ihr Boot lag zur passenden Zeit ganz in der Nähe der Stelle, wo Kate Sumners Tochter gefunden wurde, als sie dort mutterseelenallein und offensichtlich traumatisiert herumirrte; fünftens, Sie scheinen nicht bereit oder nicht in der Lage, auf klare Fragen klare Antworten zu geben...« Er brach ab. »Soll ich noch weitermachen?«
    Harding hatte jetzt völlig die Fassung verloren. Er hatte Angst, und man sah es ihm an. »Das sind doch alles nur Zufälle«, protestierte er.
    »Auch, daß die kleine Hannah gestern in der Nähe der Salterns-Marina aufgelesen wurde? War das Zufall?«
    »Ja, wahrscheinlich -« Er brach abrupt ab, sichtlich erschrokken. »Ich

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