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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Schlaf an die Haustür klopfte, fragte er sich, wie hoch wohl die Hypothek war, die William Sumner für den Kauf hatte aufnehmen müssen, und was er als Chemiker eines Pharmaunternehmens verdiente. Er konnte keine Logik in dem Umzug von Chichester nach Lymington entdecken, zumal weder Kate noch William Sumner irgendeine Verbindung zu Lymington zu haben schienen.
    Er wurde von Constable Griffiths eingelassen, die eine Grimasse schnitt, als er ihr eröffnete, er müsse mit Sumner sprechen. »Dann mal viel Glück«, flüsterte sie. »Hannah hat fast die ganze Nacht geschrien, deshalb bezweifle ich, daß Sie was Vernünftiges aus ihm rauskriegen werden. Er hat beinahe genausowenig Schlaf bekommen wie ich.«
    »Dann sind wir schon zu dritt.«
    »Ach, Sie auch?«
    Galbraith lächelte. »Wie hält er sich?«
    Sie zuckte die Achseln. »Nicht besonders gut. Er bricht immer wieder in Tränen aus und sagt, er könne es einfach nicht glauben.« Sie sprach noch leiser. »Ich mache mir wirklich Sorgen um Hannah. Sie hat offensichtlich Angst vor ihm. Er braucht nur ins Zimmer zu kommen, und schon reagiert sie völlig hysterisch. Sobald er dann verschwindet, beruhigt sie sich prompt wieder. Ich hab ihn am Ende ins Bett geschickt, sonst wäre sie überhaupt nicht zur Ruhe gekommen.«
    Galbraith fragte neugierig: »Und wie reagiert er darauf?«
    »Das ist ja das Merkwürdige. Er reagiert überhaupt nicht. Er ignoriert das Geschrei einfach, als hätte er sich längst daran gewöhnt.«
    »Hat er was darüber gesagt, warum sie sich so verhält?«
    »Nur daß er nie wirklich Gelegenheit hatte, eine Beziehung zu ihr aufzubauen, weil er ständig weg war. Das könnte durchaus wahr sein, wissen Sie? Ich habe den Eindruck, Kate Sumner hat die Kleine in Watte gepackt. Es gibt hier im Haus so viele Sicherheitsvorrichtungen, daß ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, wie Hannah jemals etwas lernen sollte. Jede Tür hat eine Kindersicherung - sogar der Schrank in ihrem eigenen Zimmer -, das heißt, sie kann nichts auf eigene Faust erforschen, sie kann sich ihre Kleider nicht selbst aussuchen, sie kann noch nicht mal Unordnung anrichten, wenn ihr danach ist. Sie ist fast drei, aber sie schläft immer noch in einem Gitterbett. Das ist schon reichlich eigenartig. Mehr ein Gefängnis als ein Kinderzimmer. Eine sonderbare Art, ein Kind aufzuziehen. Mich wundert’s gar nicht, daß sie so verschlossen ist.«
    »Sie haben doch sicher daran gedacht, daß sie vielleicht vor ihm Angst hat, weil sie gesehen hat, wie er ihre Mutter getötet hat«, sagte Galbraith leise.
    Sandy Griffiths spreizte die Hände in einer ratlosen Geste. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie er das getan haben soll. Er hat eine Liste von Kollegen aufgestellt, die ihm für Samstag abend in Liverpool ein Alibi geben können, und wenn die sich bestätigt, kann er unmöglich nachts um eins seine Frau in Dorset ins Wasser gestoßen haben.«
    »Nein«, stimmte Galbraith zu. »Trotzdem...« Er schürzte die Lippen, während er überlegte. »Haben Sie mitbekommen, daß die Spurensicherung keinerlei Medikamente in diesem Haus gefunden hat, nicht einmal Paracetamol? Das ist doch seltsam, wenn man bedenkt, daß Sumner bei einem Pharmaunternehmen tätig ist.«
    »Vielleicht gerade deshalb. Er weiß, was Medikamente alles enthalten.«
    »Hm. Oder sie wurden vor Eintreffen der Spurensicherung entfernt.« Er warf einen Blick zur Treppe. »Ist er Ihnen sympathisch?«
    »Nicht besonders«, bekannte sie, »aber auf meine Meinung sollten Sie sich lieber nicht verlassen. Ich habe ein gestörtes Verhältnis zu Männern. Er hätte meiner Meinung nach vor dreißig Jahren mal eine gründliche Tracht Prügel gebrauchen können, um ein bißchen Benimm zu lernen. Er scheint nämlich zu glauben, Frauen wären nur dazu da, ihn zu bedienen.«
    Galbraith lachte. »Können Sie dann hier überhaupt durchhalten?«
    Sie rieb sich die müden Augen. »Das wird sich zeigen. Ihr Mann ist vor ungefähr einer halben Stunde gegangen, und es soll eine Ablösung kommen, wenn Sumner abgeholt wird, um die Leiche zu identifizieren und mit der Ärztin zu sprechen, die Hannah untersucht hat. Ich kann mir nur nicht vorstellen, daß Hannah mich so ohne weiteres gehen lassen wird. Sie hängt wie eine Klette an mir. Ich habe mich im Gästezimmer eingerichtet, um ab und zu mal ein Auge zuzumachen, wenn’s gerade geht, und ich habe mir gedacht, wir könnten vielleicht jemanden finden, der hier übernimmt, während sie schläft,

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