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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden«, sagte er mit schriller Stimme. »Ach, Scheiße! Ich muß nachdenken.«
    »Dann denken Sie mal über folgendes nach«, sagte Carpenter ruhig. »Wenn wir bei der Durchsuchung dieses Boots auch nur einen einzigen Fingerabdruck von Kate Sumner finden -«
    »Schon gut, schon gut, okay«, unterbrach Harding ihn hastig. Er atmete tief durch und machte eine beschwichtigende Geste, als müßten die beiden Kriminalbeamten beruhigt werden und nicht er selbst. »Sie war mal mit ihrer Kleinen hier an Bord, aber nicht am Samstag.«
    »Wann dann?«
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    »Das genügt uns nicht, Mr. Harding. War es erst vor kurzem? Oder ist es schon länger her? Aus welchem Anlaß war sie hier? Haben Sie sie mit Ihrem Beiboot hergebracht? War Kate eine Ihrer Freundinnen? Hatten Sie ein Verhältnis mit ihr?«
    »Nein, verdammt noch mal!« rief er wütend. »Ich hab das blöde Weibsbild gehaßt. Sie hat sich mir dauernd an den Hals geworfen. Sie wollte mich unbedingt ins Bett kriegen, wollte, daß ich nett zu ihrem merkwürdigen Kind bin. Sie haben immer unten am Tankponton rumgehangen und nur darauf gewartet, daß ich Diesel holen komme. Es hat mich wahnsinnig gemacht, echt!«
    »Hab ich das also richtig verstanden?« murmelte Carpenter sarkastisch. »Um sie loszuwerden, haben Sie sie auf Ihr Boot eingeladen?«
    »Na ja, ich dachte, wenn ich höflich wäre... Ach, verdammt, was soll’s! Na los, machen Sie schon, durchsuchen Sie das verdammte Boot. Sie werden sowieso nichts finden.«
    Carpenter nickte Galbraith zu. »Ich schlage vor, Sie fangen in der Kabine an. Haben Sie noch eine Lampe, Mr. Harding?«
    Harding schüttelte den Kopf.
    Galbraith nahm eine Taschenlampe aus dem hinteren Schott und knipste sie an, um zu sehen, ob sie funktionierte. »Die hier reicht.« Er machte die Kabinentür auf und schwenkte den Strahl der Lampe durch das Innere. Der Lichtschein fiel sehr bald auf ein kleines Häufchen von Kleidungsstücken, das auf einem Bord auf der Backbordseite lag. Mit dem Ende seines Kugelschreibers schob Galbraith eine dünne Bluse, einen Büstenhalter und ein Höschen zur Seite. Darunter kam ein Paar sehr kleine Kinderschuhe zum Vorschein. Er richtete den Lichtstrahl voll auf die Schuhe und trat dann zurück, so daß auch Carpenter und Harding sie sehen konnten.
    »Wem gehören diese Schuhe, Mr. Harding?«
    Keine Antwort.
    »Wem gehören die Bluse und die Unterwäsche?«
    Keine Antwort.
    »Wenn Sie eine Erklärung für das Vorhandensein dieser Kleidungsstücke auf Ihrem Boot haben, dann lassen Sie sie uns besser gleich wissen, Mr. Harding.«
    »Sie gehören meiner Freundin«, sagte er mit erstickter Stimme. »Sie hat einen Sohn. Die Schuhe sind von ihm.«
    »Wer ist die Frau, Mr. Harding?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Sie ist verheiratet und hat mit alldem hier überhaupt nichts zu tun.«
    Galbraith kam aus der Kabine, einen Kinderschuh auf seinem Kugelschreiber aufgespießt. »Auf dem Riemen steht ein Name, Chef, H. Sumner. Und auf dem Boden da drinnen sind Flecken.« Er richtete den Lampenstrahl auf einige dunkle Stellen neben der Koje. »Sie sehen ziemlich frisch aus.«
    »Ich muß wissen, was das für Flecken sind, Mr. Harding.«
    Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung schnellte der junge Mann von der Bank, packte mit beiden Händen die Whiskyflasche und schwang sie ruckartig herum, um Galbraith zum Rückzug zu zwingen. »Jetzt reicht es!« rief er und sprang zum Kartentisch. »Sie sind total auf dem Holzweg. Hauen Sie endlich ab, bevor ich etwas tue, was ich hinterher womöglich bereue. Bedrängen Sie mich doch nicht so, Herrgott noch mal! Ich muß nachdenken.«
    Mit einer Leichtigkeit, auf die Harding nicht gefaßt gewesen war, entwand Galbraith ihm die Flasche und schleuderte ihn herum, so daß er mit dem Gesicht zur holzverschalten Wand zu stehen kam. Dann legte er ihm in aller Ruhe Handschellen an.
    »In einer Zelle werden Sie noch genug Zeit zum Nachdenken haben«, sagte er kalt und stieß Harding auf die Polsterbank. »Ich verhafte Sie wegen dringenden Mordverdachts. Sie brauchen nichts zu sagen, aber es kann Ihrer Verteidigung abträglich sein, wenn Sie auf Befragen etwas verschweigen, worauf Sie sich später bei Gericht stützen wollen. Alles, was Sie sagen, kann als Beweismaterial gegen Sie verwendet werden.«
     
    Hätte William Sumner nicht den Schlüssel zu seiner Haustür besessen, hätte Sandy Griffiths bezweifelt, daß er je in Langton Cottage

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