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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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nicht gut genug, um das zu sagen. Er scheint ganz okay zu sein.«
    »Er sagt, er sieht Sie recht häufig. Er hat Sie sogar schon einmal zu sich nach Hause eingeladen.«
    Harding zuckte die Achseln. »Und? Viele Leute laden mich zu sich nach Hause ein. Das heißt noch lange nicht, daß ich mit ihnen dick befreundet bin. In Lymington sind die Leute gesellig.«
    »Er hat mir gesagt, Sie hätten ihm einige Fotos von sich gezeigt, die in einer Schwulenzeitschrift abgebildet waren. Ich hätte gedacht, um so was zu tun, müßte man schon recht gut mit jemandem befreundet sein.«
    Harding grinste. »Find ich nicht. Es sind einfach gute Fotos. Zugegeben, er war nicht sonderlich begeistert von den Bildern, aber das ist sein Problem. Er ist ein bißchen spießig, der gute alte Will Sumner. Der würde auch für viel Geld nicht zeigen, was er hat, nicht mal, wenn er am Verhungern wäre, und schon gar nicht in einer Schwulenzeitschrift.«
    »Ich dachte, Sie kennen ihn nicht besonders gut.«
    »Dazu brauche ich ihn auch nicht besonders gut zu kennen. Das sieht man ihm auf den ersten Blick an. Er hat wahrscheinlich schon mit achtzehn alt ausgesehen.«
    Galbraith mußte ihm zustimmen. Um so merkwürdiger, dachte er, daß Kate Sumner ihn geheiratet hat. »Aber es ist doch trotzdem ziemlich ungewöhnlich, Mr. Harding, anderen Männern Nacktfotos von sich selbst zu zeigen. Ist das bei Ihnen gang und gäbe? Haben Sie die Fotos zum Beispiel auch im Jachtklub herumgezeigt?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Harding antwortete nicht.
    »Vielleicht zeigen Sie sie nur Ehemännern, hm?« Galbraith zog fragend eine Braue hoch. »Es ist doch eine erstklassige Methode, einen anderen Mann davon zu überzeugen, daß man keine Absichten auf seine Ehefrau hat. Ich meine, wenn er einen für schwul hält, wird er einen nicht als Gefahr betrachten, nicht wahr? Ist das der Grund, weshalb Sie es getan haben?«
    »Das weiß ich jetzt nicht mehr. Ich vermute, ich hatte einen sitzen, und er ging mir auf den Wecker.«
    »Hatten Sie ein Verhältnis mit seiner Frau, Mr. Harding?«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich«, entgegnete Harding ärgerlich. »Ich hab Ihnen doch gesagt, daß ich sie kaum gekannt habe.«
    »Dann ist das, was wir gehört haben - daß sie ständig hinter Ihnen her war und daß Sie das zum Wahnsinn getrieben hat -, also völlig falsch?« fragte Carpenter.
    Harding sah ihn einen Moment verdutzt an, aber er antwortete nicht.
    »War sie jemals hier auf Ihrem Boot?«
    »Nein.«
    »Sicher?«
    Zum ersten Mal ließ Harding Anzeichen von Nervosität erkennen. Er ließ die Schultern hängen und befeuchtete seine trokkenen Lippen mit der Zungenspitze. »Hören Sie mal, ich verstehe wirklich nicht, was das alles soll. Okay, eine Frau ist ertrunken, und ich habe sie gekannt - nicht besonders gut, aber trotzdem. Ich kann verstehen, daß es wie ein höchst sonderbarer Zufall wirken muß, daß ausgerechnet ich an Ort und Stelle war, als sie gefunden wurde - aber ich treffe immer und überall auf Leute, die ich von irgendwoher kenne. Das ist nun mal so beim Segeln - plötzlich trifft man jemanden wieder, mit dem man vielleicht vor zwei Jahren mal einen getrunken hat.«
    »Aber das ist ja gerade das Problem«, erklärte Galbraith geduldig. »Soweit wir informiert sind, ist Kate Sumner überhaupt nicht gesegelt. Sie haben uns ja selbst gesagt, daß sie nie auf der Crazy Daze war.«
    »Aber das heißt doch noch lange nicht, daß sie nicht eine spontane Einladung angenommen haben könnte. In Chapman’s Pool lag gestern eine französische Beneteau namens Mirage . Ich hab das Boot durch das Fernglas der beiden Jungs gesehen. Es war letzte Woche oben in der Berthon-Marina - das weiß ich, weil mich so eine niedliche Kleine, die auf das Boot gehört, nach dem Code für die Toiletten gefragt hat. Herrgott noch mal, diese Franzosen können doch genausogut mit Kate zusammengetroffen sein wie ich. Die Berthon-Marina ist in Lymington. Kate wohnte in Lymington. Vielleicht hatten sie sie auf einen Törn mitgenommen.«
    »Das ist natürlich eine Möglichkeit«, pflichtete Carpenter bei. Er sah, daß Galbraith sich eine Notiz machte. »Haben Sie vielleicht zufällig den Namen der ›niedlichen Kleinen‹ mitbekommen?«
    Harding schüttelte den Kopf.
    »Wissen Sie von irgendwelchen anderen Freunden, die Kate am Samstag auf einen Törn mitgenommen haben könnten?«
    »Nein. Ich hab’s Ihnen ja schon gesagt, ich kannte sie kaum. Aber sie muß solche Freunde gehabt haben.

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