Wellenbrecher
können, waren weder Kate noch Hannah Sumner an einem der Zugänge zu den Liegeplätzen auf dem Lymington River gesehen worden. Man hoffte auf mehr Glück am Samstag, wenn die Wochenendsegler kamen; vorläufig jedoch tappte man weiter im dunkeln.
»Das glaube ich«, erwiderte Angela Sumner unbeeindruckt. »Der Mann braucht Hannah doch nur getragen und Kate damit gedroht zu haben, dem Kind etwas anzutun, wenn sie, Kate, nicht täte, was er sagte. Sie hat das Kind vergöttert. Sie hätte alles getan, um zu verhindern, daß ihm etwas zustößt.«
Galbraith wollte gerade sagen, daß Hannah in diesem Fall aber hätte bereit sein müssen, sich von einem Mann tragen zu lassen, was in Anbetracht des psychologischen Gutachtens und Angela Sumners eigener Aussage, daß sie jedesmal zu schreien anfing, wenn ihr eigener Vater sie hochnehmen wollte, höchst unwahrscheinlich schien. Aber dann kamen ihm Zweifel. Die Logik stimmte, nur die Methode war eine andere gewesen - Hannah hatte offensichtlich ein Schlafmittel bekommen...
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Memo
An: Superintendent Carpenter
Von: Inspector Galbraith
Datum: 12. 8. 97 - 21 Uhr 15
Betrifft: Kate und William Sumner
Ich denke, der beiliegende Bericht und die Aussagen werden Sie interessieren. Von den verschiedenen Punkten, die angesprochen wurden, scheinen mir folgende die aufschlußreichsten zu sein:
1. Kate Sumner hatte nur wenige Freunde, und diese entstammten alle ihrem eigenen Milieu.
2. Sie scheint wenig Interesse an den Freunden und Hobbys ihres Mannes gehabt zu haben.
3. Sie wird als unangenehme Person beschrieben - u. a. als manipulativ, berechnend, falsch, boshaft.
4. William Sumner hat Geldsorgen.
5. Die Idee, das »Traumhaus« zu kaufen, stammte eindeutig von Kate; allgemein ist man sich einig, daß William einen Fehler machte, als er es kaufte.
6. Und schließlich: Was war nur so attraktiv an ihr? Hat er sie geheiratet, weil sie schwanger war?
Nicht ganz uninteressant, diese Aspekte, meinen Sie nicht auch?
John
Zeugenaussage: James Purdy, Leitender Direktor, Pharmatec UK
Ich kenne William Sumner, seit er vor fünfzehn Jahren im Alter von fünfundzwanzig in das Unternehmen eintrat. Ich selbst habe ihn von der Universität Southampton geholt, wo er als Assistent von Professor Hugh Buglass tätig war, nachdem er sein Chemiestudium mit dem Magister abgeschlossen hatte. William Sumner leitete die Forschungsarbeiten, die zur Entwicklung zweier unserer Pharmazeutika führten - Antiac und Counterac -, mit denen wir einen 12prozentigen Anteil am Antiacidummarkt erobert haben. Er ist ein geschätztes und wertvolles Mitglied des Teams und genießt auf seinem Gebiet großes Ansehen.
Bis zu seiner Heirat mit Kate Hill 1994 hätte ich William Sumner als den ewigen Junggesellen bezeichnet. Er hatte ein reges gesellschaftliches Leben, aber sein wahres Interesse galt seiner Arbeit und dem Segelsport. Ich erinnere mich, daß er einmal sagte, eine Ehefrau würde ihm niemals soviel Freiheit lassen wie seine Mutter. Im Lauf der Jahre hatten es verschiedene junge Frauen auf ihn abgesehen, aber er verstand es sehr geschickt, engere Beziehungen zu vermeiden. Ich war daher erstaunt, als ich hörte, er und Kate Hill hätten vor zu heiraten.
Sie war 1993/94 ungefähr ein Jahr lang bei Pharmatec tätig. Die Nachricht von ihrem Tod hat mich sehr erschüttert, und ich habe William Sumner auf unbeschränkte Zeit beurlaubt, um ihm die Möglichkeit zu geben, mit dem Verlust fertig zu werden und die weitere Betreuung seiner kleinen Tochter zu regeln.
Soweit ich weiß, war William Sumner am Wochenende des 9. und 10. August in Liverpool. Ich hatte allerdings nach seiner Abreise am Donnerstag morgen, dem 7. August, keinen Kontakt mehr mit ihm. Kate Sumner-Hill kannte ich kaum, ich habe sie seit ihrem Ausscheiden aus unserem Unternehmen weder jemals gesehen noch etwas von ihr gehört.
James Purdy
Zeugenaussage: Michael Sprate, Abteilungsleiter Kundendienst, Pharmatec UK
Kate Hill gehörte meiner Abteilung vom Mai 1993 bis zum März 1994 an, als sie die Firma verließ. Sie besaß keine Kurzschriftkenntnisse, aber im Maschineschreiben war sie überdurchschnittlich schnell und genau. Ich hatte einige Probleme mit ihr, hauptsächlich wegen ihres Verhaltens, das manchmal sehr störend sein konnte. Sie hatte eine scharfe Zunge und scheute sich auch nicht davor, über die anderen Sekretärinnen herzuziehen. Ich würde sie als herrschsüchtige Streberin
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