Wellenbrecher
und eine riesige Hypothek aufzunehmen, um das neue Haus zu kaufen, und nun läßt er seine Wut darüber an seinen Arbeitskollegen aus. Meiner Meinung nach hatte Kate einen absolut negativen Einfluß auf ihn; trotzdem kann ich mir unter keinen Umständen vorstellen, daß William etwas mit ihrem Tod zu tun hat. Ich hatte immer den Eindruck, daß er sie wirklich gern hatte.
Ich war am Samstag abend, dem 9. August, mit meinem Partner, Michael Sprate, in einer Dicso. Von Kate Sumner habe ich nichts mehr gesehen und gehört, seit sie bei Pharmatec UK aufgehört hatte, und ich weiß nichts über ihre Ermordung.
Wendy Plater
Zeugenaussage: Polly Garrard, Sekretärin, Kundendienst, Pharmatec UK
Ich habe Kate Hill sehr gut gekannt. Wir haben zehn Monate im selben Büro gesessen, als sie in der Kundendienstabteilung tätig war. Sie hat mir leid getan. Ihr Leben war die Hölle, bevor sie schließlich nach Portsmouth ging. Sie wohnte in einer heruntergekommenen Sozialwohnsiedlung in Birmingham, und sie und ihre Mutter mußten die Wohnungstür verbarrikadieren, weil sie solche Angst vor den anderen Mietern hatten. Ich glaube, ihre Mutter war Verkäuferin, und ich glaube, Kate hatte schon Maschineschreiben gelernt, als sie noch in der Schule war, aber beides kann ich nicht beschwören. Ich weiß, daß sie mir einmal erzählt hat, sie hätte bei einer Bank gearbeitet, bevor ihre Mutter starb, und daß sie dann entlassen wurde, weil sie sich freigenommen hatte, um ihre Mutter zu pflegen. Ein andermal hat sie gesagt, sie hätte selbst gekündigt, um ihre Mutter pflegen zu können. Welche Geschichte stimmt, weiß ich nicht. Sie hat nicht viel von ihrem Leben in Birmingham erzählt, sondern nur gesagt, daß es ziemlich schlimm gewesen sei. Sie war in Ordnung. Ich habe sie gemocht. Alle anderen fanden, sie wäre ziemlich berechnend - Sie wissen schon, immer auf ihren Vorteil bedacht -, aber für mich war sie einfach ein geschundener Mensch, der ein bißchen Geborgenheit gesucht hat. Es stimmt, daß sie gegen andere gehässig sein konnte und über sie geklatscht hat, aber ich bin überzeugt, sie hat das nicht aus Bosheit getan. Ich glaube, es hat ihr gut getan zu wissen, daß andere auch nicht perfekt sind.
Ich habe sie nach ihrer Heirat mit William Sumner zweimal besucht, und beide Male war ihre Schwiegermutter da. Mrs. Sumner senior war sehr unverschämt. Kate hatte doch den Sohn geheiratet, und nicht die Mutter, was ging es sie da an, wenn Kate ein bißchen Dialekt sprach und ihr Messer wie einen Bleistift hielt? Sie hat Kate dauernd darüber belehrt, wie sie Hannah erziehen sollte und wie eine gute Ehefrau sich zu benehmen hätte, aber soweit ich feststellen konnte, hat Kate beides sehr gut ohne die Einmischung anderer hingekriegt. Sie hätte nichts Besseres tun können, als nach Lymington zu ziehen. Ich bin wirklich erschüttert über ihren Tod. Ich hatte sie seit über einem Jahr nicht mehr gesehen und weiß nichts über ihre Ermordung.
Polly Garrard
Nachtrag zum Gutachten über
Hannah Sumner (»Baby Smith«) nach
einem Gespräch mit William Sumner
(Vater) und einem Telefonat mit
Dr. Attwater, Allgemeinarzt
Physischer Zustand: Wie gehabt.
Psychischer Zustand: Vater und Arzt bestätigen übereinstimmend, daß Hannahs Mutter überfürsorglich war und dem Kind keine Gelegenheit gab, sich auf natürliche Weise zu entwickeln, sei es im Spiel mit anderen Kindern oder durch Erforschen seiner täglichen Umgebung, um aus Fehlern zu lernen. Sie besuchte vorübergehend eine Mutter-Kind-Gruppe, da Hannah aber im Spiel zu Aggressivität neigt, entschied sich ihre Mutter für weniger Kontakt mit anderen Kindern anstatt für mehr. Hannahs »Zurückgezogenheit« ist eher manipulativer Art und weniger auf Furcht zurückzuführen; ihre »Angst« vor Männern zielt auf die mitfühlende Reaktion ab, die sie bei Frauen hervorruft, und hat mit echter Angst nichts zu tun. Vater und Arzt beschreiben Hannah übereinstimmend als unterdurchschnittlich intelligent und führen ihre mangelnde Fähigkeit, sich verbal auszudrücken, sowohl darauf als auch auf die Überfürsorglichkeit der Mutter zurück. Dr. Attwater hat Hannah seit dem Tod ihrer Mutter nicht mehr gesehen; er ist jedoch überzeugt, daß meine Beurteilung sich nicht wesentlich von der unterscheidet, die er selbst vor sechs Monaten abgegeben hat.
Resümee: Zwar bin ich bereit zu akzeptieren, daß Hannahs Entwicklungszustand (den ich für schwerwiegend
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