Wellenbrecher
Schluck aus seiner Bierdose und musterte seinen Freund nachdenklich. »Wieso ist das Telefon denn so wichtig?«
»Kann dir doch egal sein.«
»Dann tritt mir hier nicht die beschissenen Wände ein!« brüllte Bridges, als er ebenfalls aufsprang und Harding bei den Schultern packte. »Benimm dich gefälligst! Das hier ist mein Haus und nicht dein popliges kleines Boot.«
»Hört auf!« schrie Bibi, die hinter einem Sessel kauerte. »Was ist nur los mit euch beiden? Gleich gibt’s hier eine Riesenprügelei.«
Harding sah stirnrunzelnd zu ihr hinunter, dann hob er beschwichtigend die Hände. »Okay, okay. Ich erwarte einen Anruf. Deswegen bin ich so nervös.«
»Dann benutz doch das Telefon im Flur«, sagte Bridges kurz und ließ sich wieder in seinen Sessel fallen.
»Nein.« Harding wich zur Wand zurück, lehnte sich dagegen. »Was hat die Polizei dich eigentlich gefragt?«
»Das Übliche. Wie gut du mit Kate bekannt warst - ob das mit der Belästigung meiner Meinung nach gestimmt hat - ob ich dich am Samstag gesehen hätte - wo ich zu der Zeit war - in welcher Form du mit Pornogeschichten zu tun hättest...« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe schon immer gewußt, daß dir das eines Tages wie ein Klotz am Bein hängen würde.«
»Hör schon auf«, sagte Harding verdrossen. »Ich hab dir am Montag gesagt, daß ich von deinen gottverdammten Predigten die Nase voll hab. Was hast du den Bullen erzählt?«
Bridges blickte ihn warnend an und zeigte dabei auf Bibis gesenkten Kopf, dann legte er ihr die Hand in den Nacken. »Würdest du mir einen Gefallen tun, Bibs? Lauf doch mal runter in den Laden und hol einen Achterpack. Geld liegt auf dem Bord im Flur.«
Mit offenkundiger Erleichterung stand sie auf. »Gern. Natürlich. Ich stell’s in den Flur und gehe dann nach Hause. Okay?« Sie streckte ihm widerstrebend die Hand hin. »Ich bin echt hundemüde, Tony, ich muß mich mal gründlich ausschlafen. Es macht dir doch nichts aus, oder?«
»Natürlich nicht.« Er drückte flüchtig ihre Finger. »Hauptsache, du liebst mich, Bibs.«
Sie riß sich los und lief in den Flur. »Das weißt du doch.«
Er sprach erst wieder, als er die Wohnungstür zufallen hörte. »Du solltest aufpassen, was du in ihrer Gegenwart sagst«, warnte er Harding. »Sie mußte auch eine Aussage machen, und es wäre nicht fair, sie noch tiefer in die Sache mit reinzuziehen.«
»Schon gut... Also, was hast du ihnen erzählt?«
»Möchtest du nicht lieber wissen, was ich ihnen nicht erzählt hab?«
»Wenn du meinst.«
»Also, ich hab ihnen nicht erzählt, daß du Kate gebumst hast, bis sie fix und fertig war.«
Harding holte tief Luft. »Warum nicht?«
»Ich hatte eigentlich vor, es zu sagen«, bekannte Bridges. Er griff nach einem Päckchen Zigarettenpapier und drehte sich einen Joint. »Aber ich kenne dich zu gut, Kumpel. Du bist zwar ein arroganter Scheißer, der sich für den Größten hält« - er blinzelte seinen Freund mit wiedergefundener Gutmütigkeit an -, »aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß du jemanden umbringen würdest, und schon gar nicht eine Frau, auch wenn sie dir das Leben zur Hölle gemacht hat. Darum hab ich dichtgehalten.« Er zuckte vielsagend die Achseln. »Aber wenn ich je Grund haben sollte, meine Entscheidung zu bereuen, dann mache ich dich fertig - das kannst du mir glauben.«
»Haben sie dir gesagt, daß sie vergewaltigt worden ist, bevor sie ermordet wurde?«
Bridges stieß einen leisen Pfiff aus, als ginge ihm plötzlich ein Licht auf. »Kein Wunder, daß die sich so für deine Pornoaufnahmen interessiert haben. Der gewöhnliche Vergewaltiger ist ein jämmerlicher Bastard im schmuddeligen Trenchcoat, der sich an solchem Dreck aufgeilt.« Er zog aus der Sesselritze einen Plastikbeutel und begann das Zigarettenpapier zu füllen. »Die werden riesigen Spaß gehabt haben, als sie die Fotos fanden.«
Harding schüttelte den Kopf. »Ich hab sie alle über Bord geworfen, bevor sie kamen. Ich wollte keine« - er überlegte - »keine Mißverständnisse.«
»Mann, du bist echt ein Arschloch! Warum kannst du nicht ausnahmsweise mal ehrlich sein? Du hast eine Scheißangst davor gehabt, sie könnten dir eine Vergewaltigung anhängen, wenn sie Beweise dafür gefunden hätten, daß du’s mit einer Minderjährigen treibst!«
»Die Fotos waren doch nur gestellt!«
»Warum hast du sie bloß weggeworfen! Du bist wirklich ein Vollidiot!«
»Wieso?«
»Weil du dich drauf verlassen kannst, daß William
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