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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Sumner die Pornofotos erwähnt hat. Ich habe es jedenfalls getan. Jetzt werden die Bullen sich wundern, wieso sie nirgends welche gefunden haben.«
    »Und?«
    »Sie werden sich ausrechnen, daß du ihren Besuch schon erwartet hattest.«
    »Und?« sagte Harding wieder.
    Bridges maß ihn mit nachdenklichem Blick, während er die Ränder des gedrehten Zigarettenpapiers leckte. »Versuch doch mal, es von ihrem Standpunkt aus zu sehen. Wieso hättest du mit Besuch rechnen sollen, wenn du nicht gewußt hast, daß die Leiche, die sie gefunden hatten, Kate war?«

13
     
     
    »Wir können in den Pub gehen«, sagte Ingram, während er die Miss Creant auf dem Anhänger hinter seinem Jeep festmachte, »oder wir essen bei mir.« Er sah auf seine Uhr. »Es ist halb zehn, da wird im Pub schon ein Höllenlärm sein, und es wird schwierig sein, noch etwas Anständiges zu essen zu bekommen.« Er streifte sein Ölzeug ab, das immer noch tropfnaß war von seinem unfreiwilligen Bad, als er am Fuß der Slipanlage ins Wasser gesprungen war, um das Boot auf den Anhänger zu manövrieren. »Bei mir zu Hause dagegen«, sagte er mit einem Lächeln, »gibt es Handtücher, eine herrliche Aussicht und göttliche Ruhe.«
    »Täusche ich mich, oder zieht es Sie mit Macht an den heimischen Herd zurück?« fragte Galbraith gähnend. Er stieg aus seinen völlig unzureichenden Gummistiefeln, drehte sie herum und entleerte sie in einem Sturzbach. Er war von der Taille abwärts durchnäßt.
    »Ich habe Bier im Kühlschrank und kann Ihnen einen frischen Barsch grillen, wenn Sie das reizt.«
    »Wie frisch?«
    »Am Montag abend hat er noch gelebt.« Ingram nahm eine trockene Hose aus dem Jeep und warf sie ihm zu. »Sie können sich in der Rettungsstation umziehen.«
    »Na, dann Prost«, sagte Galbraith und eilte auf Socken zu dem grauen Steingebäude, in dem der Seenotrettungskreuzer der Gemeinde Swanage in ständiger Bereitschaft lag. »Übrigens - der Barsch reizt mich«, rief er über seine Schulter zurück.
    Ingrams kleines einstöckiges Haus stand am Fuß der Dünen oberhalb von Seacombe Cliff. Die beiden unteren Zimmer waren durch Herausnehmen der Zwischenwand in einen einzigen großen Raum verwandelt worden, in dessen Mitte sich die Treppe emporschwang, während hinten eine Küche angebaut war. Es war offensichtlich eine Junggesellenwohnung, und Galbraith sah sich beifällig um. In letzter Zeit kam es nur allzu häufig vor, daß ihm die Vaterfreuden doch recht bitter schmeckten.
    »Ich beneide Sie«, sagte er und trat zum Kaminsims, um sich ein feingearbeitetes Modell der Cutty Sark in einer Flasche anzusehen. »Haben Sie das selbst gemacht?«
    Ingram nickte.
    »Bei mir zu Hause würde sich so was keine halbe Stunde halten. Ich glaube, so ziemlich alles Wertvolle, was ich je besessen habe, war innerhalb weniger Stunden in Trümmern, als mein Sohn seinen ersten Fußball bekommen hatte.« Er lachte. »Er versichert mir immer wieder, daß er eines Tages für Manchester United spielen und ein Vermögen machen wird, aber ich kann’s nicht so recht glauben.«
    »Wie alt ist er?« fragte Ingram, schon auf dem Weg in die kleine Küche.
    »Sieben. Seine Schwester ist fünf.«
    Ingram nahm den Barsch aus dem Kühlschrank, warf Galbraith eine Dose Bier zu und machte sich ebenfalls eine auf. »Ich hätte gern Kinder gehabt«, sagte er, während er den Fisch filetierte und ihn dann in die Grillpfanne legte. Seine Bewegungen waren flink und geschickt. »Leider habe ich nie eine Frau gefunden, die es lange genug mit mir ausgehalten hat.«
    Galbraith fiel wieder ein, was Steven Harding am Montag abend gesagt hatte, daß Ingram ein Auge auf die Frau mit dem Pferd geworfen hätte, und er fragte sich, ob es nicht eher so gewesen war, daß er nie die richtige Frau gefunden hatte.
    »Ein Mann wie Sie würde doch überall vorankommen«, sagte er, während er Ingram dabei zusah, wie er aus dem kleinen Kräutersortiment auf seinem Fensterbrett Schnittlauch und Basilikum pflückte und beides über den Barsch schnipselte. »Was hält Sie hier?«
    »Sie meinen, abgesehen von der großartigen Aussicht und der sauberen Luft?«
    »Ja.«
    Ingram schob den Fisch zur Seite und wusch rasch ein paar Kartoffeln ab, um sie dann in einen Topf zu werfen. »Aber genau das ist es«, sagte er. »Ein herrlicher Blick, klare Luft, ein Boot, Angeln, Zufriedenheit.«
    »Und wo bleibt Ihr Ehrgeiz? Sind Sie nicht manchmal frustriert? Haben Sie nicht das Gefühl, auf der Stelle zu

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