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Wellenzauber

Wellenzauber

Titel: Wellenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johann
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als hätte sie es aufgegeben, auf Besserung zu hoffen. Den Menschen erging es ähnlich. Sie holten gefütterte Regenjacken aus den Schränken und ließen die Gummistiefel gleich im Flur stehen. Und niemand sprach zurzeit vom Klimawandel. Sina fragte sich, wie es wohl sein musste, das ganze Jahr an einem Ort zu leben, an dem es nur selten mal kalt wurde.
    Eine Weile stand sie dort am Fenster und vergaß alles andere um sich herum, bis Kerstin ihr auf die Schultern tippte.
    »Nun lass mal deinen Sardinien-Blick gut sein und komm mir helfen.« So nannte es Kerstin, wenn Sina in Gedanken weit weg war, und sie ließ es nicht zu, dass Sina diese traurige Miene aufsetzte. Besonders, seit die Freundin ihr die ganze Geschichte über Federico Bergmann erzählt hatte.
    Gemeinsam traten die beiden jungen Hebammen zurück ans Bett der Patientin, und während Kerstin der Patientin den Puls fühlte, kontrollierte Sina die Öffnung des Muttermundes.
    »Da fehlt nicht mehr viel«, sagte sie und lächelte Marisa aufmunternd zu. »Sie werden ein prächtiges Baby bekommen.«
    Mit geübten Handgriffen bereiteten Sina und Kerstin ihre Patientin für den Transport zum Kreißsaal vor. Beiden war klar, dass ein Kaiserschnitt immer wahrscheinlicher wurde.
    »Wo Florian bloß bleibt«, zischte Kerstin leise Sina zu, als sie schon das Bett über den Gang schoben.
    Genau in diesem Moment kam der junge Assistenzarzt um die Ecke geflitzt. Er ließ sich von Kerstin über den Zustand von Mutter und Kind unterrichten, sah dabei aber nur Sina an. Sie bemerkte, wie Kerstins hoffnungsfrohes Lächeln verrutschte, und hätte ihr am liebsten zugeflüstert: »Ich kann nichts dafür. Ich will gar nichts von ihm.« Doch für so etwas war jetzt keine Zeit.
    Auch Florian konzentrierte sich ganz auf die Aufgabe, die vor ihm lag. Er bestellte übers Handy einen Narkosearzt in den Kreißsaal und verkündete knapp: »PDA und Sectio.«
    »Doktor«, bat Marisa, als sie ihr Ziel erreicht hatten. »Können wir nicht bitte auf meinen Mann warten? Er ist vor einer Stunde losgefahren und müsste bald da sein.«
    Florian griff kurz nach ihrer Hand. »Keine Sorge. Bis die Epiduralanästhesie wirkt, vergehen mindestens dreißig Minuten. Wenn Ihr Mann Glück hat, kann er beim Kaiserschnitt dabei sein.«
    Marisa nickte dankbar. Für Sina gab es nichts mehr zu tun, und sie zog sich vom OP-Tisch zurück. Jetzt arbeiteten der Narkosearzt, eine Schwester, Kerstin und Florian zusammen.
    Sie würden ein tolles Paar abgeben, dachte Sina noch,bevor sie den Kreißsaal verließ, aber der dumme Dr. Weiß ließ sich ja lieber von der Schönheit anderer Frauen blenden und machte sich nicht einmal die Mühe, Kerstins gutes Herz zu entdecken. Letzten Monat hatte er eine hellblonde Schwester aus der Neugeborenen-Station erobert und sich ein paar Tage lang in seinem Erfolg gesonnt. Bis er sich schon wieder gelangweilt hatte und anfing, sich ausgerechnet für Sina zu interessieren.
    Sie schüttelte den Kopf und lief über den Gang zurück zum Schwesternzimmer. Was wollte er bloß von ihr? Sie war weder besonders attraktiv noch in irgendeiner Weise interessant.
    Sina unterdrückte ein Seufzen. Sie beschloss, so bald wie möglich mit ihm zu reden. Auf keinen Fall durfte sich Florian falsche Hoffnungen machen.
    Dr. Florian Weiß ließ sich aus dem grünen Kittel helfen und warf Kerstin einen zufriedenen Blick zu. »Es war die richtige Entscheidung. Eine natürliche Entbindung hätte das Baby nicht überlebt. Es war viel zu schwach.«
    Piero Renato Gabriele Fabio Mauro Vignoli lag jetzt auf der Frühchenstation, wo er, benannt nach fünf starken männlichen Vorfahren, beste Aussichten auf eine gesunde Entwicklung hatte.
    »Du hast das sehr gut gemacht.« Kerstin sah zu Boden, aber er entdeckte trotzdem die leichte Röte auf ihren Wangen.
    Verdammt! dachte er. Schon wieder eine. So langsam war er es leid, dass sich offenbar sämtliche weibliche Wesen der Klinik in ihn verliebten. Wenn sie zart und hübsch waren wie Sina und dazu noch ein Paar geheimnisvolle graue Augen besaßen, mochte das ja angehen. Aber jemand wieKerstin Gercke? Zu füllig, zu laut und dann auch noch mit praktischem Kurzhaarschnitt. Also bitte!
    Er wandte sich genervt ab. Frauen konnten manchmal ganz schön lästig sein. Wobei Florian, seit er hier an der Geburtsklinik arbeitete, seine Meinung über das schöne Geschlecht auch radikal überdacht hatte. Mit wie viel Tapferkeit und Mut die Patientinnen schlimmste Schmerzen ertrugen

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