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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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und mochte zu der Überzeugung kommen, daß Mahan sich abgefunden und ganz verschlossen habe und es nicht am Platze sei, ihn noch einmal zu warnen.
    Der Mittag wurde dem Besuch der Tundra-Times gewidmet. Redakteur Ely war um zwölf Uhr in seiner kleinen Redaktion anzutreffen. Er war ein reger Journalist und eifriger Verfechter der Sache des einheimischen Volkes. Er gab Ken Informationen über den geplanten neuen Landraub in Alaska, und er fragte seine Gäste aus, bis er alles erfahren hatte, was irgend von allgemeinem Interesse sein konnte.
    »Sie sind Erzieher bei den Beginnern?« sprach Ely Hugh zum Schluß noch einmal an. »Wir sammeln Märchen und Legenden der Eskimos und der Indianer und wollen sie in kleinen Heften auch zum Schulgebrauch für unsere Kinder herausbringen; auf diese Weise lernen sie etwas von der Denkweise und Dichtung ihres eigenen Volkes, und ihre Lust, lesen zu lernen, wird dabei geweckt. Wir haben zwei Frauen gewonnen, eine zum Schreiben der Texte, eine zum Illustrieren. Die beiden kommen um zwei Uhr mit einem neuen Entwurf, wenn es Sie interessiert, können Sie warten.«
    »Es interessiert mich.«
    Das war abgemacht. Martell verabschiedete sich, um zum Hause seines Mädchens zu laufen. Er wollte sie abfangen, ehe sie allein in den Nachmittag und Abend hineinging. Ken aber wollte noch mit dem Bus zur Universität hinausfahren und einen Studenten treffen, der im vergangenen Jahr in Berkeley gewesen war.
    So blieb Hugh allein in der Redaktion der Tundra-Times. »Sie müssen nicht glauben«, sagte ihm Ely, und beide dachten dabei an Martell. »Sie müssen nicht glauben, daß unsere Eskimo- und Indianermädchen Dirnen sind. Aber denken Sie sich in die Mädchen hinein, die im Dorf aufgewachsen sind, von früh bis spät in ihrer engen Gemeinschaft, und dann kommen sie allein in unsere Stadt der Versprechungen, die nicht erfüllt werden. Sie kennen keinen Menschen, sie hausen allein in ihrer trostlosen Kammer. Es hat viel zu lange gedauert, bis wir unser Native Center gründen konnten. Es gibt hier kein Kino, die Mädchen haben keinen Fernseher, sie können kein Gasthaus bezahlen; die Preise hier sind unverschämt hoch. Also gehen sie zu den Männern in die Bars, in denen Eingeborene geduldet werden. Sie vertrauen Leuten, die nicht vertrauenswürdig sind. Sie nehmen kein Geld; sie sind froh, wenn sie ein warmes Bett und einen Menschen in der Nacht haben. Gibt es in Ihren Städten auch solche Probleme? Für Indianermädchen?«
    »Es gibt sie.«
    Ely hatte wieder zu tun und gab Hugh eine Schieblade mit Pressefotos zum Aussuchen frei. Als der Redakteur sich die nächste Arbeitspause aussparen konnte, unterrichtete er Hugh.
    »Unsere beiden freien Mitarbeiterinnen, die Sie nachher kennenlernen, sind Missis Karlsson, die Zeichnerin, und Missis Martin, die die Texte schreibt. Zwei begabte junge Frauen, die uns viel helfen. Sie arbeiten beide in der Fabrik in Wechselschichten und verdienen sehr gut. Missis Martin ist Indianerin. Der Mann ist Kürschner, ein wohlhabender Mann nach hiesigen Begriffen, obwohl er in einer kümmerlichen Hütte wohnt. Aber er hat Reisen gemacht und die halbe Welt gesehen. Ein interessanter Mensch, der nicht nur ganz Fairbanks, sondern auch die halbe Universität kennt.«
    »Und Missis Martin?« fragte Hugh nebenbei. »Cora Martin, die geborene Chapela?«
    Ely schaute ihn rasch, überrascht an, den Kopf schräg gelegt, mit einem Zwinkern um seine braunen Eskimoaugen. »Hat man auch Ihnen schon die Legenden um Cora erzählt? Die Leute zerreißen sich ganz unnütz das Maul. Missis Martin ist nicht verrückt. Sie hat ihr Geheimnis; vielleicht ein grausiges Kindheits- oder Jugenderlebnis, und Männer jagen ihr nichts als Grauen ein. Der alte Martin – nun, er ist ein Original durch und durch, verknöcherter Junggeselle. Eine Scheinehe, wie wir alle glauben. Missis Martin verdient sich ihr Geld selbst. Aber nun komme ich auch schon ins Reden.« Ely wandte sich von neuem seiner Redaktionsarbeit zu.
    Es klopfte.
    »Bitte!«
    Zwei junge Frauen kamen herein, eine etwas kleinere, unzweifelhaft Eskimo, die größere, sehr schlanke, offenbar Indianerin, beide in Lederkleidung mit nach innen gekehrter Pelzseite, hohen Pelzstiefeln, die Pelzmützen auf dem Kopf. Hugh hatte seinen ledernen Cowboyhut tiefer in die Stirn geholt und die weiche Krempe abwärts gebogen.
    »Missis Martin, Missis Karlsson!« begrüßte Ely mit großer Freundlichkeit und Freude. »Haben Sie das Märchen

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