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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Hugh Mahan zu dem Mitglied des Stammesrat-Ausschusses Whirlwind, dem größten indianischen Rancher der Reservation. Er wurde sofort empfangen. Auch der Ratsmann saß in einem Dienstzimmer für sich allein. Er räumte die Akten mit Plänen, Vorschlägen und Verträgen, an denen er gearbeitet hatte, weg und bat Hugh Mahan, Platz zu nehmen.
    »Sie wissen, Mahan, daß ich nicht zuständig bin, aber durch diese schrecklichen Geschehnisse entsteht eine Erregung, die uns alle angeht. Berichten Sie.«
    Mahan schilderte die wahren Vorgänge auf der Mac Lean-Ranch und den Prozeßverlauf vom vergangenen Tage.
    Whirlwind hörte schweigend, mit gerunzelter Stirn und verkniffenen Lippen zu, bis Mahan den Bericht geschlossen hatte.
    »Soweit ich gehört habe«, bemerkte er dann, »findet der Prozeß gegen Joe King in einer Woche statt. Man wird ja sehen.«
    Whirlwind dachte noch nach. Er war kleiner als Jimmy, stämmig, sein fast viereckiges Gesicht drückte Selbstbewußtsein aus. Er rang offenbar damit, ob er seine weiteren Gedanken aussprechen sollte oder nicht, entschloß sich aber endlich, sie zu verschweigen.
    »Die Stammesangehörigen verlangen eine öffentliche Versammlung«, sagte Mahan.
    »Das ist Sache des Superintendent.«
    Mahan zog sich zurück.
    Whirlwind schaute noch einige Zeit nach der Tür, die sich hinter Hugh geschlossen hatte, als ob er hindurchsehen und nochmals den Mann abmessen könne, der eben gegangen war.
    Die Ähnlichkeit Hughs mit Joe King war auch ihm sofort aufgefallen. Dieser entlassene Lehrer, dachte Whirlwind, ist erstaunlich intelligent und versteht sich auszudrücken. Er wirkt glatter als Joe, aber das ist vielleicht nur Außenseite. Ich muß ihn mir merken; man kann ihn noch brauchen. Wenn er nur jetzt keine Dummheiten macht, die auch ihn noch ins Gefängnis bringen.
    Als die Mittagspause vorüber war und White Horse mit Whirlwind zur Sitzung ging, bemerkte der Chief-President: »Ein gewisser Mahan ist bei mir gewesen. Er will Wind um die Sache King-Mac Lean machen. Ich habe ihn weggeschickt.«
    »Um diese Sache braucht niemand Wind zu machen, White Horse. Es stürmt schon.«
    Der President war beunruhigt und verwundert.
    »Was heißt das?«
    »Jerome Patton erschossen! Einer unserer besten und friedlichsten Jungen. Ich kannte ihn, er hat einmal bei mir gelernt. Die Mac Leans haben verrückt gehandelt. Und nun noch der Freispruch für George Mac Lean. Es wird Unruhe geben, White Horse.«
    Die Verstimmung des Chief-President steigerte sich zum magenschädigenden und gallereizenden Ärger.
    Unterdessen wartete Hugh Mahan im Vorzimmer von Chester Carr. Er hatte sich nicht abweisen lassen und es auch abgelehnt, von einem Untergebenen Carrs empfangen zu werden.
    »Teilen Sie dem Superintendent mit«, hatte er der Sekretärin gesagt, »daß die Angelegenheit, in der ich komme, weitreichende Folgen haben kann, für die der Superintendent die Verantwortung trägt.«
    Die Sekretärin war zu Carr gegangen und zurückgekommen. »Der Superintendent fragt, ob Sie drohen wollen.«
    »Nein. Es ist Sprechtag; ich bin an der Reihe und habe das Recht, empfangen zu werden.«
    Seitdem wartete Hugh Mahan.
    Die Mittagspause stand bevor. Irgendein Gedankengang mußte Carr veranlaßt haben, Mahan doch nicht unter diesem Vorwand wegzuschicken. Hugh wurde wenige Minuten vor zwölf Uhr eingelassen.
    Der Superintendent war nicht allein. Shaw stand bei ihm.
    »Mahan?«
    »Yes.«
    »Was wollen Sie?«
    »Im Namen der Stammesangehörigen die Genehmigung für eine Versammlung für morgen beantragen.«
    »Chief-President und Stammesrat zuständig – gehen Sie dorthin.«
    »Dort war ich. Man hat mich hierher geschickt zu dem zuständigen Superintendent. Ich bitte also um die Genehmigung.«
    »Schriftlich.«
    »Dazu ist die Zeit zu kurz.«
    »Wer ermächtigt Sie überhaupt, für die Stammesangehörigen zu sprechen?«
    »Die Stammesangehörigen.«
    »Antrag mit Unterschriften?«
    »Nein.«
    »Und wie wollen Sie mir beweisen, mein Lieber, daß Stammesangehörige Sie beauftragt haben?«
    »Durch die Versammlung morgen, Mister Carr. Sie werden sehen, daß meine Stammesangehörigen kommen.«
    »Und was soll sich bei dieser mysteriösen Versammlung abspielen?«
    »Die Stammesangehörigen haben dringende Fragen, die beantwortet werden müssen, wenn die Erregung sich nicht weiter steigern soll.«
    »Was für Fragen?«
    »Niemand versteht, daß George Mac Lean einen waffenlosen friedlichen jungen Mann ungestraft niederschießen durfte.

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