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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Jedermann erwartet, daß Joe King, der den Schuß auf Byron Bighorn im letzten Moment verhinderte, freigesprochen wird.«
    »Also Drohung gegen das Gericht. Die Versammlung wird nicht gestattet.«
    »Es wäre besser, diese und viele andere Fragen öffentlich zu beantworten.«
    »Versammlung kommt nicht in Frage, habe ich Ihnen gesagt.«
    »Sie wollen verbieten, die Leute zu informieren? Es wäre die beste Gelegenheit für Sie, Mister Carr, einmal zu uns zu sprechen. Wir geben Ihnen die Möglichkeit. Wir haben nicht nur Sorgen um den abgelaufenen und den kommenden Prozeß. Es geht auch um unsere Schüler und Lehrer, um die Arbeitslosigkeit, um die Landverpachtung an weiße Rancher, um die Einrichtung einer Lederwarenwerkstatt aus den Vertragsgeldern des Stammes, um eine Schulranch für künftige Viehzüchter, um eine Honorfarm für junge Menschen, die vom Wege abgekommen sind, gerade im letzten Jahr, in Ihrer Amtszeit, mehr als je – es geht um die Zukunft unserer Jugend überhaupt.«
    »Sie geben mir die Möglichkeit, Rechenschaft über meine gesamte Tätigkeit abzulegen? Sind Sie größenwahnsinnig geworden, Mahan? Sie stehen hier ohne jede Legitimation und führen eine Sprache, als seien Sie der President. Kehren Sie lieber zu Ihrem ›Yes‹ und ›No‹ zurück, mit dem Sie hier einmal angefangen haben.«
    »No, Sir.«
    Carr trommelte auf der Tischplatte.
    »Also der Antrag, der überhaupt nicht existiert, weil Sie nicht legitimiert sind, ist abgelehnt, verstanden?«
    »No, Sir.«
    »Was begreifen Sie denn nicht, obgleich Sie Collegeabschluß haben?«
    »Die Ablehnung des Nicht-Existenten. Im Ernst, Mister Carr: Wenn Joe King in wenigen Tagen verurteilt werden sollte, nachdem Mac Lean freigesprochen worden ist, so werden Sie auf dieser Reservation größere Sorge haben als meinen Antrag.«
    »Sie drohen also doch?«
    »Ich sehe voraus, was kommt, Mister Carr. Der Touristenverkehr in den Hills könnte eines Tages gestört werden, und die Öffentlichkeit wird nach den Ursachen fragen.«
    »Seien Sie froh, wenn ich Sie nicht sofort verhaften lasse. Schluß! Gehen Sie.«
    »Yes, Sir.«
    Mahan maß Chester Carr, wandte sich mit einer Verachtung um, die deutlich und dennoch nicht faßbar war, und verließ den Raum.
    Carr wandte sich Shaw zu und gab seiner Erregung freien Lauf. »Dieser entlassene Lehrer mißbraucht seine freie Zeit. Ein unverschämter Bursche! Wir müssen die geplante Versammlung natürlich mit allen Mitteln verhindern. Wo soll sie stattfinden?«
    »Das hat Mahan nicht gesagt.«
    Carr wurde sich seines Fehlers bewußt. Er hätte fragen sollen. Aber nun war es zu spät.
    »Also die Polizei für morgen alarmieren. Verstärkung aus New City anfordern. Unsere Informanten einspannen. Wir müssen noch rechtzeitig erfahren, was geplant ist. Wenn Mahan versucht, eine illegale Versammlung zu starten, wird er verhaftet.«
    »Yes.«
    Shaw ging, die Akten unter dem Arm, in steifer Haltung, um den Auftrag des Superintendent auszuführen.
    Carr starrte einige Zeit auf die Schreibtischplatte, dann entschloß er sich, zu Hause das Lunch einzunehmen.
     
    Ebendasselbe tat zur gleichen Zeit eine Miss Lucie Green, die vor nicht langer Zeit die Stelle als Leiterin des Museums für indianische Kultur in New City angetreten hatte. Auch sie war mit ihrem Dienstwagen von der Arbeitsstelle aus heimgefahren. Ihr Häuschen lag in einer stillen Gartenstraße. Sie hatte es sich praktisch eingerichtet und fühlte sich wohl darin. Jedesmal, wenn sie aufschloß und den kleinen Raum neben der Küche betrat, in dem sie ihre Mahlzeiten einzunehmen pflegte, hatte sie das Gefühl, ganz bei sich zu sein, obgleich sie, was die Stadt New City betraf, zu den Zugezogenen gehörte und das Häuschen erst seit kurzer Zeit, seit ihrem Dienstantritt am Museum, bewohnte. Miss Green pflegte sich schnell einzugewöhnen. Sie hatte schon in New York an dem Verkaufsladen für indianische Merkwürdigkeiten und neue Kunsterzeugnisse gearbeitet, in Oklahoma als Kunstgewerbelehrerin an einer Indianerschule, in Arizona an der Bezirksverwaltung für Indianerreservation, in Canada an einem ethnologischen Museum. Nun war es New City, wo sie ihr Talent anwenden konnte, eine fade, aber wirtschaftlich aufblühende Stadt, deren Unruhen und Geheimnisse ihr bislang fremd geblieben waren. Da sie den Wagen zur Verfügung hatte, pflegte sie im ausgedehnten Supermarket am Stadtrand einzukaufen; häufig wählte sie die fertig bereiteten Mahlzeiten, die sie nur

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