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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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ihre Aufmerksamkeit auf die Straße richten, denn sie hatte an zehn Personenwagen vorbeizukommen, die, alle von Indianern gefahren, im Innern mit indianischen Männern, Frauen und Jugendlichen überbelastet waren. Lucie stellte die Gedankenverbindung mit den Slums von New City her, in denen etwa dreitausend Indianer wohnten. Eine neue Transistorenfabrik hatte dieses Arbeitskräftereservoir jetzt wieder entdeckt und begann neue Miethäuser für diejenigen Slumbewohner zu bauen, die in der Fabrik regelmäßig Arbeit aufnahmen. Vorläufig waren das erst wenige. Die Wagen, die Lucie überholte, waren alle alt und langsam, ihre Insassen ärmlich gekleidet. Was wohl dieser Haufen Leute auf der Reservation zu suchen hatte? Vielleicht fand ein großer Schautanz statt. Es war Werktag, aber um Arbeitswoche oder Sonntag brauchten sich die Arbeitslosen aus den Slums so wenig zu kümmern wie die Arbeitslosen auf der Reservation.
    Miss Green fuhr an weiteren vier Wagen vorbei, passierte noch zwei Lastwagen, dann hatte sie wieder freie Fahrt und beschleunigte ihren Chevrolet auf 90 m/h, denn sie wollte vor der Indianerkolonne aus New City in der Agentursiedlung ankommen und herausfinden, was dort zu erwarten wäre. Am hohen Vormittag gelangte sie nach der Fahrt durch das einsame Präriegelände zu dem ersten Vorzeichen der Agentursiedlung, dem Schwimmbad für Indianer. Es stammte noch aus der Zeit des Superintendent Sir Hawley und wurde aus den Wasserleitungen der Agentur gespeist. Rings in den Wiesen um das Schwimmbecken lagerten zahlreiche Indianerfamilien mit ihren Kindern, ihren Wagen oder Pferden. Bei der wochenlangen Hitze und Dürre war es nicht verwunderlich, daß die Leute das Schwimmbad aufsuchten. Ein paar junge Burschen spielten im Wasser mit einem Ball; ihre hellen Rufe drangen bis zu Miss Green. Sie vermerkte einen Augenblick vor sich selbst, wie gut es sei, wenn dieses Volk sich durch das Schwimmbad an Wasser und Sauberkeit gewöhne. Gleich darauf fühlte sie sich aber durch die Polizeifahrzeuge verwirrt, die am Straßenrand parkten. Einige Polizisten schienen den Versuch zu machen, die Straße zu kontrollieren. Zwei schnelle Sportwagen kamen aus der Richtung der Agentursiedlung. Sie wurden erstaunlicherweise von Indianern gefahren und durchbrachen die Sperre, ohne daß die Polizisten von Machtmitteln Gebrauch machten. Der Wagen Miss Greens, der als Dienstwagen kenntlich war, passierte ohne weiteres.
    Die Museumsleiterin fuhr in die Agentursiedlung ein. Die Agenturstraße lag leer. In einer Seitenstraße, die ihr bezeichnet worden war, sollte sich die Töpferei befinden. Miss Green fand sie leicht; es war eine einstöckige Holzhütte. Lucie klinkte die etwas schief hängende Tür auf und wieder zu. Eine Frau in mittleren Jahren begrüßte die Eintretende; es war eine Indianerin mit ruhigen Bewegungen, einem harmonischen ovalen Gesicht, freundlich, abwartend, mit leiser Stimme sprechend. Lucie fühlte sich sympathisch berührt und begann zu besichtigen. Ein Geschirr, Krug und sechs Becher mit dem Muster des siebenstufigen Berges, gefiel ihr besonders. Es war noch nicht gebrannt; Lucie ließ das Museum als Käufer vormerken. Sie sprach noch das junge Mädchen an, das der Töpferin zur Hand ging und dabei im letzten Jahr ihrer Ausbildung lernte. Das Mädchen zeigte sich sehr zurückhaltend und antwortete knapper als die Töpfermeisterin selbst. Lucie war gewohnt, daß sich junge Indianer für Fremde schwer ansprechbar zeigten, und legte dem Verhalten des Mädchens keine Bedeutung bei. Sie erkundigte sich aber bei der Töpferin nach der Leiterin der Kunsthandwerkschule, Mrs. Irene Goodman, und erfuhr, wo sie wohnte und arbeitete. Es war nicht zeitraubend, 1000 Schritte weiter zu fahren und in der Indianersiedlung das Haus zu finden, in dem Mrs. Goodman um die Mittagszeit vielleicht anzutreffen war. Lucie hatte Glück; Mrs. Goodman hatte sich zwar eben zum Wegfahren fertiggemacht und die Haustür schon abgeschlossen, kehrte aber um und ließ den unerwarteten Gast gleich mit ein.
    Miss Green sah sich um. Im Raum befanden sich einige wenige kostbare altindianische Arbeiten und einige gute neue. An der Wand hingen Skizzen, die die Signatur Qu. K. trugen, das Zeichen der Malerin Queenie King, die schon in Washington ausgestellt hatte und deren Namen Miss Green kannte. Die Skizzen stellten Pferde in verschiedenen Bewegungsphasen dar, ein Motiv, zu dem es Indianer immer wieder hinzog. Miss Green fragte nach den Schülern, nach

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