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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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kommt sein Flugzeug an?«
    »Morgen früh um 4 Uhr.«
    »Ob Mahan vernehmungsfähig sein wird?«
    »Die Aussicht, als Zeuge geladen zu werden, ist ein Schutz für ihn.«
    »Ich hole sofort Tatokala. Man wird sie als Zeugin der Verteidigung ebenfalls zulassen müssen.«
    Tashina machte sich auf den Rückweg. Es war eine sternenklare, mondhelle Nacht. Sie fuhr den Jaguar, und wenn sie auch sonst nie wagte, auf 130 Meilen pro Stunde zu gehen, heute tat sie es.
    Um 2 Uhr a.m. war sie mit Julia zurück, fuhr mit ihr und Monture zu dem Hotel und nahm dort ein Zimmer. Monture und Julia blieben in der Hotelhalle. Sie setzten sich in die großen hochlehnigen Sessel mit niedrigem Sitz, von denen aus man die Beine lang ausstrecken konnte. Die beiden wollten das Hotel nicht verlassen, da sie hier telefonisch erreichbar waren, und sie wollten den Anwalt empfangen, ehe er sich etwa schlafen legte.
    Die Beleuchtung wurde auf halbe Kraft geschaltet, nur die Nische des Empfangs-Portiers blieb in hellem Licht. Das Dämmer im großen Raum ließ die nach Blockhausart stilisierte Einrichtung realer erscheinen, als sie bei Tage gewirkt hatte. Aus der verdunkelten Laternenbar, zu der von der Halle aus ein paar Stufen hinunterführten, kamen hin und wieder gedämpfte Geräusche, bis die letzten Gäste sie verließen.
    Tatokala arbeitete mit Kugelschreiber und vielen Zetteln. Monture schlief für eine Stunde ein. Gegen 4 a.m. wurde er wieder wach und wunderte sich, Tatokala noch in voller Tätigkeit zu sehen.
    Die Straße vom Flugplatz zum Hotel war für Motorfahrzeuge nicht weit. Um 4 Uhr 30 langte ein Hertz-Mietwagen an, wie er am Flugplatz zu haben war, und Rechtsanwalt Leroy betrat die Halle.
    Man begrüßte sich und ging auf das für Leroy reservierte Zimmer, um ungestört zu sprechen.
    Leroy wirkte unscheinbar. Er war mittelgroß, schlank und beweglich, hatte braune Augen und braunes Haar. Die Stimme klang angenehm. Sein Kinn deutete auf Energie. Seinem Namen nach zu schließen, waren seine Vorfahren Franzosen gewesen, doch sprach er ihn nicht französisch, sondern englisch aus, nicht Löroá sondern Líroy, und vermutlich war er es gewesen, der auch die Schreibweise hatte ändern und das ursprüngliche »i« am Ende durch ein »y« hatte ersetzen lassen.
    Julia gab dem Rechtsanwalt eine Lageskizze des Grenzgeländes der King- und der Mac Lean-Ranch und eine zweite solche Skizze, in der die Standplätze aller Personen eingezeichnet waren, die sie im Augenblick der Schüsse eingenommen hatten. Weitere Skizzen machten mit Pfeilen deutlich, was jeder Augenzeuge von seinem Platz aus hatte wahrnehmen können.
    »Wir hatten keine Spuren verdorben«, sagte sie dabei. »Der Kriminalbeamte Ernest Jackson und ein Polizist unserer Reservationspolizei haben alles aufgenommen, auch fotografisch.«
    Sie erklärte die Vorgänge im einzelnen.
    »Wer ist Zeuge des Staatsanwalts?« fragte Leroy und wunderte sich über die Intelligenz und Energie des jungen Mädchens.
    »Die Witwe Philip Mac Leans«, gab Julia Auskunft, »sie befand sich in ihrem Haus. Eine große, stattliche willenskräftige Frau ist sie. Wie sie aussagt, haben wir im ersten Verfahren erlebt. Sie will nichts als ihren Mann rächen und Joe ins Grab bringen. Sie lügt auch unter Eid wissentlich und unwissentlich, aber sie wirkt vertrauenswürdig auf die Geschworenen. Hier habe ich aufgezeichnet, was man von jedem einzelnen Fenster bzw. der Tür des Hauses aus überhaupt sehen konnte. Die Vorhänge an den Fenstern waren an jenem Tage ausnahmsweise aufgezogen. Missis George Mac Lean, die sich auch im Hause aufhielt, hat es übrigens schon im ersten Verfahren abgelehnt, auszusagen. Mit ihr ist nicht zu rechnen.«
    »Auf Missis Mabel Mac Lean wird es also wesentlich ankommen.«
    »Und auf Byron Bighorn. Auf Grund der Protokolle, die sie von Byrons Aussagen in der Voruntersuchung haben, ist er vom Staatsanwalt als Zeuge geladen. Er ist schon nach New City gebracht worden.«
    Tatokala schilderte Wakiya, seinen Charakter, seine Verstörtheit seit Patricias Tod, sein Verhalten in den letztvergangenen Tagen in aufrichtiger, ungeschminkter Weise.
    »Bisher konnte niemand die Protokolle der Voruntersuchung einsehen. Wir wissen also nicht, was er gesagt hat.«
    »Er selbst hat nicht darüber gesprochen?«
    »Nein. Nie.«
    »Ich muß noch vor der Verhandlung zu Mister King. Was ist er für ein Mann?«
    »Er ist Ende Zwanzig. Ein Typ wie Joe muß damit rechnen, daß die Geschworenen aus New City

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