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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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decken. Lieber junger Mister Mahan, was Sie getan haben, ist aller Anerkennung wert. Aber Sie müssen wissen, daß ich kein großer schützender Erzengel für Sie sein kann. Ich war schon einmal strafversetzt, weil ich mit Joe King, einem Eingeborenen, fraternisierte, und das war noch in den großen Zeiten, als der Gesundheitsdienst selbständig geworden war – jetzt sind wir wieder der Verwaltung unterstellt. Sie können sich denken, was das für mich bedeutet. Und da taucht nun in Ihrer Person Joes eingeborenes Ebenbild bei mir auf. Ich werde das Mögliche tun. Betten sind nicht frei. Also Hauspflege. Aber nehmen Sie erst einmal das Dinner mit mir, und dann fahren wir.«
    Das sorgfältig zubereitete Essen tat Hugh wohl. Eivies Frau, die sich dazu einfand, war stillvergnügt; sie sprach nicht viel, zeigte sich auch nicht unwillig, daß ihr ermüdeter Mann sich noch einmal auf den Weg machen wollte.
    Eivie ließ sich beim Essen von Mahans Erlebnissen mit Iliff und Gerald und seinen Eindrücken ausführlicher berichten, als er durch den Telefonanruf aus New City hatte erfahren können.
    Nach der abschließenden Tasse Mokka starteten Eivie und Mahan mit ihren beiden Wagen; Mahan fuhr voran, nicht mehr als 60 Meilen in der Stunde.
    Der Regen der vergangenen Nacht hatte dem Land wohlgetan. Wenn auch dem verdorrten Gras nicht mehr geholfen werden konnte, so hatten sich doch in den ausgetrockneten Bachbetten Lachen, selbst kleine Strecken fließenden Wassers gebildet, und das durstige Vieh sammelte sich dort, um zu saufen. Die Kiefern wirkten erfrischt.
    Über der Prärie senkte sich der Abend goldgelb, wie er nur über Savannen und Wüsten in voller Pracht glüht.
    Mahan bog auf die Seitenwege ab und hielt endlich an dem gleichen Platz wie am Vorabend. Er stieg aus und trat an Eivies Wagen heran.
    »Von hier ab nur zu Fuß oder zu Pferd«, sagte er durch das geöffnete Fenster. »Soll ich ein Pferd für Sie holen?« Eivie unterdrückte einen Seufzer nicht. »Wie weit?«
    »Zwei Meilen.«
    »Ja, dann holen Sie bitte den Gaul.«
    Mahan machte sich im Dauerlauf auf den Weg. Das Gelände war von hier an hügelig, dünn bewaldet, von kleinen sandigen Steilhängen und Kuhlen zerrissen, von ausgetrockneten Bachrinnen durchkreuzt. Hugh kannte alle Pfade und Schliche in dieser Gegend seit seiner frühesten Kindheit. Es hatte sich seit Urgroßvaters Zeiten nichts verändert. Wer ein gutes Auge hatte, konnte heute noch Pfeilspitzen finden, die der Regen wieder aus der Erde hervorwusch.
    Bei der Blockhütte hielt Mahan sich kaum auf; er lief gleich zu den Pferden, sattelte, sprang auf den Apfelschimmel und führte den Braunen am Zügel mit. Soweit es sich anließ, ritt er in gestrecktem Galopp.
    Eivie dankte, als er den braven Braunen erhielt. Sobald Mahan sich überzeugt hatte, daß der Arzt auch in unbequemem Gelände Galopp reiten konnte, trieb er sein Pferd mit einem hellen Ruf an, und der Braune folgte sofort im gleichen Tempo. Auf diese Weise wurde der Weg wieder verhältnismäßig rasch überwunden.
    Bei der Hütte am Kiefernhügel trafen die Ankommenden Gerald Bedford, der angefangen hatte, Holz für den Winter zu machen. Eivie stellte sich vor, bekam keine sehr freundliche Miene zu sehen und ließ sich von Mahan sofort in das Blockhaus führen. Gerald hatte das Beil beiseite gelegt und kam hinterher. Hetkala begrüßte den Arzt stumm und sehr zurückhaltend. Iliff lag noch auf der Couch, schaute geängstigt auf Eivie und mit einem hilfesuchenden Blick auf seinen Bruder. Gerald setzte sich zu Iliff und legte seine Hand auf die des Jungen.
    »Ich will ihn nicht wegholen«, sagte Eivie. »Er ist hier am besten aufgehoben.« Er fühlte den Puls und horchte Herz und Lunge ab.
    Dann schrieb er etwas auf ein Rezeptformular, das er Mahan gab. »Das ist das Attest, das bei Ihnen bleibt. Mister Snider erhält ein offizielles Schreiben von mir. Die nächsten sechs Wochen ist Iliff nicht fähig, die Schule zu besuchen, dann sehen wir weiter. Vielleicht können Sie ihm etwas zum Lesen und Spielen mitbringen, Mahan. Ein Internat kommt für dieses Kind nicht mehr in Frage.«
    Gerald hatte auf jedes Wort gelauscht. Jetzt hob er den Kopf.
    »Und was haben Sie für Wünsche, Gerald?« fragte der Arzt. »Medikamente gewöhnt?«
    »Bleiben Sie mir damit vom Hals, Doc. Was ich brauche, ist Gerechtigkeit.«
    »Was können Sie machen, wenn Sie wieder einen Herzkrampf bekommen?«
    »Das versteht die Frau da am besten. Ich hatt’ schon wieder

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