Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
Vom Netzwerk:
Großindustrie gesehen?«
    »Chicago und New York, große Industrie und große Wissenschaft und sich selbst vergiftende Atmosphäre, heiße Gegnerschaft unter der Decke, zuweilen vulkanische Ausbrüche, das ist die Kombination. Dort fallen Entscheidungen, Sie haben recht. Wir haben nur eine Überlebenschance, weil wir mit Ihnen zusammen durch einen Prozeß hindurch müssen, in dem Sie sich selbst bereits nicht mehr zurechtfinden. Sie werden wohl zu einigen Prinzipien zurückkehren, die wir noch nicht ganz verlassen haben – falls Sie überleben wollen.«
    »Er hat gesprochen«, schloß Ron.
    Mahan wurde sich in diesem Augenblick bewußt, daß er in einem doppelten Sinne gesprochen hatte: Er hatte sich ausgesprochen, und er hatte endgültig gesprochen. Er konnte nicht wissen, was seine Worte für Ron Warrior bedeuten würden, Information oder Bestärkung seiner eigenen Einsicht, die er unbekümmert genug geäußert hatte.
     
    An den drei folgenden Schultagen der Woche war für den Literaturunterricht je eine Doppelstunde eingeräumt. Mahan bereitete sich die Nächte hindurch vor. Seine Aufgabe war nicht leicht. Selbst die Schüler der zwölften Klasse kämpften zu einem Teil noch mit Schwierigkeiten in der englischen Sprache. Viele von ihnen hatten kein Zuhause, in dem es einen ruhigen Platz für Schularbeiten gegeben hätte, und wenn sie sich abends hinsetzen wollten, hieß es: Mach die Lampe aus. Sie kamen mangelhaft vorbereitet zum Unterricht. Doch gelang es Hugh, den Eifer weiter zu wecken und auch die Schüler zu aktivieren, die in der ersten Stunde stumm geblieben waren und die ihm nach der zweiten ihre Furcht eingestanden, daß sie auf Grund seines Unterrichts das Baccalaureat an der Schule Rektor Sniders nicht bestehen würden. Mahan hatte zwei weitere Unterredungen mit Ball. Die Hospitationen wurden fortgesetzt.
    Byler kam, Cargill und Snider zeigten sich wieder. Es fehlte nicht an Reibungen, doch trat noch kein lichtauslöschender Kurzschluß ein. Mahan, vom College her an Tests gewohnt, zog sich den Kollegen und dem Rektor gegenüber wieder in sich zurück wie der Krebs in die sich neu bildende Schale und zwickte nur hin und wieder mit den Scheren. Das waren die Momente, die ihm die Bewunderung und den Lernwillen der Schüler erhielten. Aber wie lange noch? Am Ende der Woche wurde er gebeten, den Unterrichtsplan für die nächste schriftlich vorzulegen. Es blieb ihm nichts übrig, als den Sonnabend für diese Aufgabe zu verwenden und das Resultat Lehrer Ball zur Begutachtung vorzulegen. Ball hielt sich mehr zurück, als sein Dienstgewissen ihm gestatten wollte, Mahan aber fühlte sich durch die verbleibende Kritik noch gereizt.
    »Sie sprechen nicht aus sich selbst, Mister Ball. Snider spricht aus Ihnen.«
    »Muß ich ihm wohl gestatten, Mahan. Er ist unser Rektor – und ich möchte Sie retten.«
    Hugh war froh, als es Sonntag wurde und er seine geplante Fahrt zur King-Ranch antreten konnte. Er hatte sich mit Joe verabredet und wollte seine Nachforschungen nach Ikagiya wiederaufnehmen. Seine Gedanken und Gefühle entliefen ihm weit fort zu wunderbaren Hoffnungen. Als er in aller Frühe auf der King-Ranch erschien, traf er Joe jedoch nicht, wie verabredet, beim Blockhaus. Queenie Tashina kam heraus und begrüßte ihn, freundlich wie immer, aber noch ernster als sonst, blaß, als habe sie wenig geschlafen, mit aufrichtig gemeinten Worten und doch abwesend in Gedanken.
    »Joe und Gerald sind bei der Viehherde… Sie können heute nicht weg.« Sie verstand Mahans Enttäuschung, obgleich er sie mit keinem Zeichen deutlich werden ließ, und erklärte: »Unser Stier hat sich Mac Leans zwanzig Kühe geholt gestern abend – warum haben sie auch keinen Herdenstier dazu gegeben? –, und wir sind froh, daß wir den Zaun gegen die Straße ziehen konnten, wir können nicht die zurückliegenden Weiden auch noch umzäunen. – Mögen die Mac Leans das doch für ihre Wiesen tun. Aber du kannst dir denken, Wasescha, was nun los ist – . Der Cowboy von drüben ist zu uns gekommen und hat selbst wie ein Bulle geschnauft. Es fehlte nicht viel, und er hätte Joe angepackt – nun, du kennst Joe. Aber jetzt sind sie alle drei unterwegs, Joe, Gerald und dieser Billy, um die widerspenstigen Kühe wieder heimzutreiben und dabei unseren schwarzen Stier zu ärgern, der angriffslustig genug ist. Und jeder hat sein Gewehr im Sattelhalter.«
    »Fatal. Vermag ich zu helfen?«
    Hugh meinte seine Frage aufrichtig, obwohl er begriff,

Weitere Kostenlose Bücher