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Welt Der Elben (1-3)

Welt Der Elben (1-3)

Titel: Welt Der Elben (1-3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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Unterkunft.
    »Und? Was hat die Ärztin gesagt?«, fragte Zalym.
    »Alles okay, ich kann laufen«, sagte Heather und schluckte bei der Aussicht auf eine Bänderoperation.
    »Gut. Das klingt gut. Wir müssen nämlich aufbrechen«, mahnte er. »Wir brauchen zwei Stunden bis zum B’aakaltunnel, zwei bis wir durch sind, und dann noch mal zwei für das letzte Stück.« Er sah auf ihr Gelenk. »Je nachdem.«
    »Ich schaff das schon.« Heather blickte zum azurblauen Himmel, der sich still wie ein klarer Bergsee über sie erstreckte. Die Luft war frisch und rein. Sie roch süßlich nach Honig und Nektar. Die Blätter an den Bäumen glänzten feucht. Bienen summten bereits wieder und suchten nach den nicht zerstörten Blüten. »Hoffentlich gibt es keine weiteren Stürme.«
    »Sieht nicht so aus. Sie haben Entwarnung durchgegeben«, sagte Zalym.
    »Worauf wartet ihr noch?« Moryn legte seinen Rucksack über die Schulter und lief los, ohne sich nach den anderen umzusehen. Heather folgte. Sie musste aufpassen, dass sie auf keinen Ast oder Stein trat und womöglich erneut mit dem Gelenk umknickte.
    Der Weg war gesäumt mit Ästen und Gesteinsbrocken. Unzählige Rinnen zogen sich über den aufgeweichten, lehmigen Boden. Das Wasser, das sich am Morgen sintflutartig über die Erde ergossen hatte, war bereits versickert. Zerborstene Stühle verstreuten sich über die Terrassenplätze. Vor einer Felswand lagen zerbrochene Tonkrüge und gaben den Blick auf Erde und Wurzeln frei. Die zerrupften Blumen lagen daneben. Es schien, als hätte eine Elefantenherde mit den Töpfen Fußball gespielt.
    Nach einer halben Stunde hatten sie den Ortsausgang erreicht. Als die Gruppe in den Pfad Richtung B’aakalland abbiegen wollte, rief plötzlich eine Frau hinter ihnen her. »Wartet bitte! Heather! Ich muss dir etwas Wichtiges geben.«
    Heather blieb stehen und sah sich um. Die Frau kam ihr bekannt vor. Sie hatte schwarze, schulterlange Haare und hohe Wangenknochen. Heather schätzte sie auf Mitte Dreißig. Hinter ihr stand eine jüngere Frau. 17 oder 18 Jahre alt, und daneben ein Knabe.
    Die Frau blieb unter einem zerrupften Fikus stehen. Heather bemerkte grüne Haarsträhnen und schräg stehende schwarzgrüne Augen.
    »Kannst du dich noch an mich erinnern?«
    Woher denn? Heather schüttelte den Kopf. Da musste eine Verwechslung vorliegen. Sie war niemals zuvor in ihrem Leben an diesem Ort gewesen, und bis vor einigen Tagen hatte sie noch geglaubt, dass Elben Gestalten aus Fantasy-Romanen sind.
    »Ich bin die, der du im Jahre 1838 in den Appalachen das Leben gerettet hast.«
    »Wie kann das sein?« Heather hatte angenommen, dass die Frau längst tot war.
    »Dank deiner Kyrssamilch hat meine Tochter überlebt. Wir haben uns zwei Tage in der Felsspalte versteckt. Ich wagte mich nicht hinaus. Ich hatte meinen Mann sterben gesehen. Als ich endlich die Nische verließ, war plötzlich der Sommer im Jahre 1839 hereingebrochen. Niemand war mehr da.« Tränen schimmerten in den Augen der Indianerin. Die Iris sah aus wie der Grund eines dunklen Waldsees.
    »Aber das war doch vor beinahe zweihundert Jahren. Die Geschichte …«
    »Ich passte aufgrund des Zeitsprungs nicht mehr in diese Welt«, unterbrach die Frau sie. »Uns war der Tod im Winter bestimmt gewesen. Dem waren wir entkommen. Also ging ich zurück zu der Felsnische und gelangte hindurch. In diese parallele Welt. Freundliche Elben nahmen mich auf. Ich hatte alles verloren. Aber mein Baby konnte ich retten. Dank deiner Hilfe. Hier am Südkreuz fand ich eine neue Heimat. Und hier habe ich auch meinen zweiten Mann kennen gelernt.« Sie zeigte auf den Jungen. »Das ist unser Sohn.«
    Wie passte das zusammen? Heather begann zu rechnen. Was hat Zalym gesagt? Die ersten 15 Jahre rechnest du einfach mal sieben und dann – bei Erwachsenen – mal fünfundzwanzig.
    175 Jahre waren hier wie sieben Menschenjahre. In der Elbenwelt war die Frau so langsam gealtert wie alle Elben. Deshalb wirkte sie wenig älter als damals.
    »Danke!« Die Cherokee-Elbin griff nach Heathers Hand und drückte sie fest.
    Als sie losließ, lag in Heathers Faust ein silbernes Kettchen mit einem Anhänger. Feine Ornamente zierten den Anhänger, der die Form einer Muschel hatte.
    »Das ist das Gefäß des Vergessens .« Die Frau legte ihre Hand darüber und schloss sanft Heathers Faust. »Die Kette gehört dir. Lass mich erklären, was ich weiß. Ich bin in meinem Leben zweimal in eine Nische zwischen den Welten geraten. Als es das

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