Welt Der Elben (1-3)
erste Mal geschah, war ich frisch verheiratet. Ich dachte damals, die Frau, die mir dort begegnete, sei eine Göttin. Sie prophezeite mir eine baldige Schwangerschaft. Dann gab sie mir diese Kette mit dem Anhänger und sagte, ich solle sie gut verwahren. Jemand würde in naher Zukunft mein Leben und das meines neugeborenen Mädchens retten. Ich dürfe meine Retterin jedoch nicht aufhalten, sonst wäre sie für immer im Strudel der Zeiten verloren. Aber ich würde ihr ein zweites Mal begegnen. Dann solle ich ihr das Gefäß des Vergessens geben. Denn nur meine Retterin wisse es richtig einzusetzen und könne das Begonnene beenden.
»Wer war die Frau?«
»Dass die Frau keine Göttin war, sondern aus dieser parallelen Elbenwelt stammte, ahnte ich damals noch nicht. Als ich sie hier auf einem Bild wieder sah, erkannte ich sofort die Hohe Priesterin Maya wieder. Allerdings weiß ich nicht, welche der beiden es war.«
Heather blickte auf die Muschel. Sie hatte plötzlich das Gefühl, dass die Muschel sich erwärmte. Ein Gefäß des Vergessens. Was sollte das sein? Jetzt erkannte sie die Gravur einer winzigen Schlange, die sich um eine Schnecke wand.
»Tut mir leid, aber ich weiß damit nichts anzufangen.«
»Du wirst es wissen, wenn es soweit ist!« Die Frau nickte zuversichtlich. »Als ich in den Nachrichten von den Reisenden in den Appalachen hörte, wusste ich, du bist hier! Ich habe dich sofort wieder erkannt. Ich bin schnell zurück gelaufen, um meine Kinder zu holen. Wir haben dir alles zu verdanken. Mögen dich die Götter beider Welten beschützen.«
Bevor Heather antworten konnte, hatte die Frau sich umgedreht und lief mit ihren Kindern den Weg zurück. Am Ende des Weges stand ein Elb. Er nahm die Frau in die Arme.
Tessya legte einen Arm um Heathers Schulter und flüsterte. »Sie hat es eilig. Sie hat Angst vor dem Raumzeitgefüge. Es ist nur stabil, weil sie in unsere Welt fliehen konnte. Aber es ist ihr nicht geheuer, jemandem in verschiedenen Jahrhunderten und Welten wieder zu begegnen.«
Moryn starrte Heather an. Sein Blick war undurchdringlich. Hatte er jemals gelächelt? Sie konnte sich nicht erinnern.
»Und nun?«, fragte sie.
Er zuckte mit den Schultern.
»Ich glaube, ich muss mich bei dir entschuldigen«, murmelte Tessya. »Du hast alles richtig gemacht. Du bist deinem Pfad gefolgt, als du die Cherokee-Frau gerettet hast.«
»Darf ich mal sehen?« Moryn zeigte auf die Kette.
Heather gab sie ihm wortlos.
»Hmm, ein Anhänger!« Er drehte die silberne Muschel und betrachtete sie von allen Seiten. »Ist eine Schlange drauf!« Dann wog er sie mit einer Handbewegung. »Im Inneren klackert etwas! Vielleicht lässt sich das Gefäß öffnen.« Er nahm den Anhänger zwischen Daumen und Zeigefinger.
Blitzschnell griff Zalym nach Moryns Handgelenk und hielt es fest. »Bloß nicht! Du hast doch gehört, was die Cherokee gesagt hat. Das Schlangengefäß ist für Heather bestimmt, und nur sie könne es anwenden. Gib es ihr zurück! Sofort!« In Zalyms Augen funkelten türkisfarbene Blitze.
Moryn hielt ihr die baumelnde Kette hin. »Da, nimm sie zurück!« Sie griff danach. Er rieb sich das Handgelenk. Eine Strähne seiner schwarzen Haare fiel ihm in die Stirn und sein Mund bildete einen schmalen Strich.
»Die Kette hat einen Verschluss!«, sagte Tessya. »Komm ich lege sie dir um. Da ist sie am besten aufgehoben!«
Heather ließ es geschehen. Sie konnte sich keinen Reim auf ein Gefäß des Vergessens machen.
»Wir sollten jetzt weiter gehen!«, sagte Moryn. Er hielt schützend eine Hand an die Stirn und blinzelte in die Sonne. »Sonst kommen wir mit unserem Bremsklotz nie mehr an.«
»Wen meinst du?« Zalym zog eine Augenbraue hoch.
»Heather! Wen sonst?«, sagte Moryn und ging los.
»Saatkrähe!« raunte sie ihm hinterher.
Er blickte über seine Schulter zurück und funkelte sie an.
Sie hörte deutlich wie er »Zornröschen« zischte.
»Saatkrähe!«
35 Amphibien
D er Sturm hatte schwere Schäden angerichtet. Auf ihrem Weg mussten sie über Gesteinsbrocken und Äste steigen. Heather war bereits verschwitzt, während die Elben noch leichtfüßig über die Hindernisse hüpften. Sie fragte sich, wie lange ihr Knöchel wohl still halten würde. Ein Fehltritt … und sie wäre geliefert. Vor ihren Augen sah sie bereits das Skalpell aufblitzen. Als sie gesagt hatte, sie könne laufen, war nicht die Rede von Hindernislaufen gewesen.
Wie weit noch?
Seufzend sah sie sich um. Der
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