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Welt im Fels

Welt im Fels

Titel: Welt im Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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Gestalt auf der Erde ging, bedeutete das noch nicht, daß sie menschlich war oder daß ihr menschliche Grenzen gesetzt waren. Sie konnte sich in Luft verwandeln, wenn sie wollte, oder fliegen wie die Geier, die über dem Tal kreisten. Oder vielleicht konnte sie auch in den Felsen hineingehen, der für sie wie Luft war. Er hatte hier seine Grenzen erreicht. Was wollte er noch?
    Er wandte sich um – und sprang zur Seite, als er die Klapperschlange sah. Sie lag im Schatten der Felswand. Sie bewegte sich nicht. Sie war tot, aber sie schien irgendwie in der Felswand verklemmt zu sein.
    Neugierig geworden, griff er vorsichtig nach der Schlange. Er zerrte an dem Kadaver, bis er ihn losgerissen hatte. Als er sich niederbückte, sah er Blutspuren im Sand und das zerquetschte Schwanzende der Schlange im Fels. Es war plattgedrückt und schien im Gestein eingebettet zu sein. Nein, da war ein haarfeiner Spalt, der sich nach beiden Seiten fortsetzte.
    Er verfolgte ihn mit den Fingern nach oben, dann nach links, zu einer anderen Ecke, und wieder hinunter. Erst als seine tastende Hand wieder bei dem zerquetschten Schwanz der Schlange angelangt war, ging ihm die Bedeutung seiner Entdeckung auf. Der schmale Spalt bildete ein Rechteck in der Wand.
    Es war eine Tür!
    Das erklärte alles. Wie Coatlicue spurlos verschwinden konnte und wie die Schlangen und Skorpione herausgekommen waren. Eine Tür, ein Ausgang aus dem Tal …
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Ein Weg nach draußen! Es war ein Weg, den nur die Götter benutzten, er würde das bedenken müssen, aber er hatte Coatlicue zweimal gesehen, und sie hatte ihn nicht entdeckt. Es könnte vielleicht möglich sein, ihr aus dem Tal zu folgen. Er mußte sich das genau überlegen, aber sein Kopf schmerzte. Wichtiger war jetzt, darüber nachzudenken, wie er am Leben bleiben konnte, damit er mit dieser ungeheuerlichen Entdeckung etwas anfangen konnte. Die Sonne stand jetzt hoch am Himmel, und die Häscher mußten die Dörfer längst verlassen haben. Er mußte sich verstecken – aber nicht mehr im Sumpf. Taumelnd und von Schmerzen gepeinigt, rannte er den Pfad hinunter in Richtung des Dorfes Zaachila.
    In der Nähe des Sumpfes war Ödland, Steine und Sand und gelegentliche Kaktushecken; kein Versteck. Er kletterte einen steinigen Abhang hinauf und erreichte den Rand der Maguey-Felder. In der Ferne sah er seine Jäger. Er warf sich zu Boden und kroch zwischen den Reihen der breiblättrigen Agaven hindurch. Sie standen eine Mannslänge weit auseinander, und zwischen ihnen war der Boden weich und gut bearbeitet.
    Auf der Seite liegend, grub Chimal mit beiden Händen den lockeren Boden zwischen zwei Pflanzen auf. Als er eine flache Mulde ausgehoben hatte, kroch er hinein und schob den Sand über Beine und Körper. Es war kein ideales Versteck, und er mußte bei genauem Hinsehen entdeckt werden, aber die nadelspitzen Blätter hingen tief herab und boten zusätzliche Tarnung. Er grub sich ein und blieb reglos liegen, als er Rufe in der Nähe hörte.
    Er hörte jemanden rennen, die Schritte kamen direkt auf ihn zu.
    Er hielt den Atem an, als ein Mann direkt über seinem Versteck rief: »Ich komme – ich habe den octli .«
    Es war unmöglich, daß er ihn nicht sah, und Chimal krümmte seine Finger, bereit, den Mann zu packen und umzubringen, bevor er um Hilfe schreien konnte. Eine Sandale berührte sein Gesicht – dann war der Mann vorbei, und seine Schritte verloren sich. Er hatte die anderen gerufen und nicht nach unten gesehen.
    Chimal lag in seinem Versteck und versuchte, den Nebel zu durchdringen, der seinen Verstand einhüllte, um einen vernünftigen Plan zu entwerfen. Gab es eine Möglichkeit, durch die Tür im Fels aus dem Tal zu gelangen? Coatlicue wußte, wie man sie öffnete, aber ihn schauderte bei dem Gedanken, ihr zu folgen oder sich in der Nähe der Tür zwischen den Felsen zu verstecken. Das wäre Selbstmord. Er griff nach oben und riß ein Blatt von der Maguey-Agave ab. Mit einem der Dornen ritzte er es, und der Saft trat heraus. Er leckte daran, aber nach einer Stunde war er einer Lösung seines Problems immer noch nicht näher als zuvor. Der Schmerz in seinem Arm ließ nach, und er döste in seinem Erdbett, als er vorsichtige Schritte näherkommen hörte.
    Jemand wußte, daß er hier war, und suchte nach ihm.
    Seine Finger suchten und fanden einen glatten Stein, der genau in seine Hand paßte. Er würde sich nicht lebendig fangen lassen.
    Der Mann schlich näher. Er

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