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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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zitterte am ganzen Körper, Tränen liefen über ihr Gesicht. Es war einfach schrecklich gewesen. Sie hatte geglaubt, gleich dem Tod ihres Vaters beiwohnen zu müssen. Sie hatte nichts tun, sich nicht einmal rühren können. Zur Untätigkeit verdammt, war sie Zeugin von Süylins Rettungsversuch geworden und hatte ihn gescheitert geglaubt. Sie hatte sich schon als Geisel des Bergstammes gesehen, diesmal in Fesseln, als Gewähr für Süylins und Rihnalls Kooperation.
    Und dann hatte er ihn getötet, hatte seinen eigenen Vater umgebracht. Das Blut war bis zu ihr gespritzt. Sie hatte das Todesröcheln vernommen. Und auch wenn dieser Mord ihre Rettung gewesen war, so war sie doch bestürzt darüber. Wie würde es nun weitergehen? Nur, weil der Mann ihren Tod verhindert hatte, hieß das noch lange nicht, dass er nicht von der gleichen Machtgier zerfressen war wie sein Vater.
    Ihr Vater redete mit sanfter Stimme auf sie ein, hielt sie fest und strich ihr über das Haar. Als ihre Tränen langsam versiegten, schaute sie sich um. Unweit von ihnen standen Süylin und Rihnall in inniger Umarmung. Die Krieger des Bergstammes hoben ein Grab aus, um den noch warmen Körper ihres ehemaligen Anführers zu begraben. Warf und Setor aber waren im Gespräch mit dem neuen Anführer. Sie winkten ihren Vater herbei. Dieser aber machte keine Anstalten, sie loszulassen.
    „ Geh, ich glaube, du wirst dort gebraucht. Es geht schon wieder. Ich setze mich einfach hier hin.“ Vorsichtig machte sie sich los und setzte sich auf einen Stein.
     

    Die Gespräche zwischen den Anführern dauerten den ganzen Tag, und während diese berieten, machten sich wohl auch die Krieger Gedanken über das Geschehene. Nach anfänglicher Scheu bestürmten sie Süylin und ihn mit Fragen über die anderen Völker. Auch wenn sie so gut wie nichts über die anderen Völker sagen und nur über Elung sprechen konnten, spürte er, dass niemand ihre Geschichte in Zweifel zog. Auch hatte er das Gefühl, dass alle willens waren, in Atress einen neuen Anfang zu wagen und die Rivalitäten zwischen den Stämmen hinter sich zu lassen. Die Erkenntnis war ihm eine große Erleichterung, insbesondere, da nun auch die Stammesführer einträchtig beieinandersaßen. Wenn sowohl diese als auch ihre Stämme bereit dazu waren, konnte ein Wandel gelingen. Er fühlte, dass ihre Arbeit hier getan war. Nun konnten sie nach Hause zurückkehren, so sie es denn vermochten. Doch selbst der Gedanke an ein Scheitern dieses Versuches hatte nun nichts Beängstigendes mehr. In diesem neuen, friedlichen Atress, das heute seinen Anfang genommen hatte, wäre auch Platz für ihn und seine Familie. Daher hatte er es auch nicht eilig, einen Versuch zur Rückkehr zu starten. Er wollte zunächst das Ende der Gespräche abwarten.
    Als der Abend nahte, wurden sie aufgefordert, sich zu den Stammesführern zu gesellen. Auch Bevan durfte dazukommen. Sie sollten Zeuge eines in der atressischen Geschichte bisher einmaligen Ereignisses werden. Unter ihren Augen reichten sich die vier die Hände und schworen, fortan nicht nur für das Wohl des eigenen, sondern auch für das der anderen Stämme zu sorgen. Wichtige Entscheidungen sollten fortan gemeinsam gefällt werden und der Austausch zwischen den Stämmen gefördert. Es sollte Handel geben und Austausch, Ehen zwischen Angehörigen verschiedener Stämme sollten ebenso gefördert werden wie Übersiedlungen in andere Stammesgebiete. Auf lange Sicht sollten die Grenzen zwischen den Stämmen verschwinden, sodass sie bald nur noch ein Volk wären.
    Auch wollte man versuchen, Kontakt zu den anderen Völkern herzustellen, zuallererst zu den Elungern, die bei der Einigung eine solch entscheidende Rolle gespielt hatten. Sobald es gelungen wäre, seetaugliche Schiffe zu konstruieren, würde man Kurs auf Elung setzen. Auch lud man die Elunger ein, Gäste in Atress zu sein. Süylin und er sollten diese Einladung nach ihrer Rückkehr im Namen des geeinten atressischen Volkes überbringen.
    „ Nun, dazu müssen wir es erst mal zurückschaffen. Nur weil wir den Spiegel haben, heißt das noch nicht, dass sich uns wieder ein Weg durch den Raum öffnet“, gab er zu bedenken.
    Terak erwiderte: „Da magst du recht haben, doch ich glaube, die Götter sind zufrieden mit eurem Beitrag und werden euch die Heimkehr ermöglichen. Sobald ihr bereit seid, könnt ihr einen Versuch unternehmen. Die Scheibe stellen wir euch selbstverständlich zur Verfügung.“
    Der Anführer des Bergstammes

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