WELTEN-NEBEL
Elec aber verneigte sich ebenfalls. „Sei gegrüßt, Kahal. Ihr sagt, Ihr habt uns erwartet. Wer erzählte Euch von unserer Ankunft?“
„ Die Götter schickten meinem Stamm Visionen. Wir wissen um eure Reise und die Götter beauftragten uns, euch ein Stück des Weges zu geleiten. Ich möchte euch in unser Lager einladen, das wir nicht weit von hier aufgeschlagen haben, und euch unsere Gastfreundschaft anbieten.“
„ Gerne nehmen wir Euer Angebot an, Kahal. Lasst mich Euch zunächst meinen Begleiter vorstellen: Dies ist Mawen, ein Gelehrter aus Cytria. Außerdem begleitet uns zu unserem Schutz ein Soldat aus der Armee meines Vater.“
„ Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Mawen.“
„ Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Kahal.“
„ Ich muss euch leider bitte, euch für den Weg zum Lager die Augen verbinden zu lassen. Es gibt viele von uns, die Fremden gegenüber misstrauisch sind. Daher wollen wir die genaue Lage unseres Lagers nicht offenlegen. Es ist gut, dass ihr Packtiere mit euch führt. Ihr werdet auf ihnen sitzen und ich werde sie zu unserem Lager führen.“
Elec sagte: „Wenn Ihr es so wünscht, werden wir zustimmen.“
„ Gut, dann lasst uns nicht lange verweilen und aufbrechen.“
Mawen, Elec und der Soldat nahmen jeder auf einem der Packtiere Platz und Kahal verband ihnen die Augen. Kurz darauf setzten sich die Tiere in Bewegung.
Er empfand die Dunkelheit und das Schaukeln des Tieres als unangenehm. Immer wieder musste er Wellen der Übelkeit unterdrücken. Daher versuchte er gar nicht, ein Gespräch mit Elec zu beginnen. Dabei hatte Mawen gedacht, Reisen bereitete ihm keine Probleme. Aber das Schaukeln eines Schiffes war nicht zu vergleichen mit dem Schwanken auf dem Rücken eines Tieres. Als er dachte, er würde es keinen Augenblick länger ertragen, wurde ihm die Augenbinde abgenommen. Es war schon dunkel, doch Kahal hielt eine Fackel. Elec war schon abgesessen und half nun Mawen von seinem Rata. Mawen schaute sich um. Noch konnte er kein Lager entdecken. Auch vermisste er drei der Packtiere sowie den Soldaten. Noch bevor er danach fragen konnte, sagte Kahal: „Das Lager ist in der Nähe, wir werden zu Fuß weitergehen. Was den Soldaten betrifft, so hatte ich den Eindruck, ihr wärt über seine Anwesenheit nicht glücklich.“
Elec fragte besorgt: „Was habt Ihr mit ihm gemacht?“
„ Macht euch keine Gedanken. Er wird in einigen Tagen in einer Siedlung an der Küste aufwachen. Das Tuch, mit dem ich sein Gesicht bedeckte, war mit einem Schlafmittel getränkt. So hat er nicht bemerkt, dass ein Angehöriger meines Stammes mit ihm und den drei Packtieren in südliche Richtung aufgebrochen ist. Der Mann, der ihn begleitet, wird ihn bis zu der Siedlung bringen und ihn dann erneut betäuben. Wenn er dann aufwacht, wird er sich nicht erinnern, wie er dorthin gekommen ist. Wenn er schlau ist, nimmt er die drei Packtiere und sucht sich einen Ort, wo er gut leben kann. Wenn er gegen alle Vernunft zum König zurückkehrt, so wird dieser sicher nicht erfreut sein, dass er sich hat überwältigen lassen. Was immer auch eintritt, euch trifft keine Schuld.“
Mawen war beeindruckt von einem solch ausgeklügelten Plan. Die Götter mussten wahrlich ihre Hand im Spiel haben, wie hätte sich Kahal sonst auf eine solche Unternehmung vorbereiten können?
„ Wir danken Euch dafür. Ich habe schon lange überlegt, wie wir uns von dem Spion meines Vaters befreien können.“
„ Dann kommt jetzt, wir müssen noch eine kleine Strecke zu Fuß zurücklegen.“
Ein Blick auf die Packtiere zeigte Mawen, warum Kahal sie hatte absteigen lassen. Die Tiere waren erschöpft. Sie waren es sicher auch nicht gewöhnt, Personen zu tragen.
Sie folgten Kahal durch die sternenklare Nacht.
Jahr 3620 Mond 3 Tag 27
Westliche Steppe
Ihr dritter Tag im Lager des Wüstenvolkes brach an. Inzwischen hatten sie wohl jeden Angehörigen der Gruppe kennengelernt. Die meisten waren ihnen offen und voller Neugier begegnet, nur bei einigen wenigen waren Vorbehalte gegen ihn zu spüren gewesen. Mawen hingegen wurde von allen freundlich aufgenommen. Das machte es ihm einfach, seinen Wissensdurst zu stillen. Elec sah ihn manchmal stundenlang nicht, weil er mit einem der Stammesangehörigen in dessen Zelt verschwunden war.
Das Lager der Wüstenmenschen umfasste ungefähr drei Dutzend der typischen runden Zelte, die aus Holzstangen errichtet und mit Tierhäuten und gewebten Stoffen bespannt waren. Insgesamt
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