Welten-Reise
ihnen schöpften Hände voll Wasser und probierten es. Ihre Bestürzung wurde noch größer. »Wein ist weg!« rief eine in blankstem Entsetzen.
»Komm hier raus, Nada!« sagte Grey.
Nada schlängelte sich zur Ecke des Brunnens und dann hinaus. Die Mänaden waren so abgelenkt, daß sie es kaum zu bemerken schienen. Sie waren damit beschäftigt, ihre Quelle zu erproben, um zu überprüfen, ob deren Magie fort war.
Grey watete hinaus, ergriffen von der Ähnlichkeit dieser Szene mit jener der Kobolde und ihrer Haßquelle. Wieder war etwas Sel t sames geschehen, aber er konnte nicht anhalten, um dem auf den Grund zu gehen. Er eilte Nada hinterher.
Sie hielt auf den tiefsten Wald zu. Sie bewegte sich recht schnell, trotz ihrer Vergiftung. Natürlich war es für sie unmöglich, in dieser Gestalt zu stolpern oder zu fallen. Er aber wühlte durch das Laub auf, kämpfte sich durch die Zweige und Blätter. Jeden Moment konnten die Mänaden sich von ihrem Schock erholen und die Ve r folgung wieder aufnehmen!
Nada kringelte sich neben einem riesigen Kastanienbaum z u sammen. Sie hielt an und nahm ihre menschliche Gestalt wieder an. »Nun küsch mich«, lud sie ihn ein und streckte ihm erneut ihre Arme entgegen.
Grey umarmte sie freundlich mit ausgestreckten Armen. »Du kannst nicht betrunken sein«, sagte er. »Das Wasser hat seine Wi r kung verloren.«
Ihre Augen weiteten sich. »Plötzlich bin ich nüchtern!« sagte sie. »Wie hast du das gemacht?«
»Das habe ich nicht gemacht!« protestierte er. »Du mußt nur g e dacht haben, es wäre Wein, so…«
»Grey, sieh mich an«, sagte sie scharf.
Er sah in ihr Gesicht. Ihre Augen waren vollkommen klar, ihr Mund fest. »Jetzt bin ich nicht betrunken, aber glaube mir, ich war es noch vor einem Moment. Alles, woran ich dachte, war, daß ich mit einem hübschen Mann zusammen war. Ich hatte bequeme r weise vergessen, daß du und ich mit anderen verlobt sind. Nüc h tern würde ich das nie tun. Das Wasser vergiftete mich augenblic k lich, und das war keine Illusion. Das hielt bis gerade eben an. Das hast du getan, Grey!«
»Aber ich konnte das nicht getan haben! Das würde Magie erfo r dern, und ich habe keine Magie. Das weißt du.«
Sie richtete ihren Kopf auf. »Halt mal… was wollte uns Electra dort auf dem Pfad so dringend erzählen? Sie mag wie ein Kind aussehen, aber sie hat einen klaren Verstand.«
»Sie war voll von Neuigkeiten, aber…«
»Ich glaube, ich weiß. Dieser Vorfall gerade eben hat meine E r innerung aufgerüttelt. Grey, als Ivy die Muse nach deinem Talent fragte, sagte diese, daß es, ethisch gesehen, besser wäre, uns das nicht im voraus zu erzählen. War’s nicht so?«
»Ja, so was Ähnliches. Aber was für ein Zusammenhang…«
»Denk darüber nach. Wie könnte sie uns von einer nicht existi e renden Sache erzählen?«
Grey erschauderte. »Aber das muß ja bedeuten…«
»Daß du ein Talent hast«, führte sie den Satz zu Ende. »Sie hat einen Fehler gemacht, Grey, und Electra war die einzige, die das begriff. Das war’s, worauf sie so brannte, es uns zu erzählen! Du hast Magie!«
Grey war erschüttert. »Oh, Nada, ich könnte dich küssen!«
»Nein, das tust du nicht!« sagte sie fest. »Nicht, wenn ich nüc h tern bin.«
»Äh… ich meinte das als ein Symbol für…«
Sie lächelte. »Ich weiß. Vergiß einfach nie, daß ich Ivys Freundin bin… und zwar eine gute.«
»Das habe ich nie getan.«
»Ja, das hast du nie getan«, stimmte sie reuevoll zu. »Ich tat es, als ich betrunken war. Aber das hat uns den Schlüssel in die Hand gegeben. Was könnte dein Talent sein?«
»Betrunkene Frauen wieder nüchtern zu machen!« meinte er l a chend, noch nicht ganz überzeugt.
»Mehr als das, glaube ich. Du hast die Quelle ihrer Natur b e raubt!«
»Aber wenn das wirklich eine magische Quelle ist, hätte ich sie doch nicht ganz zunichte machen können…«
»So wie du die Haßquelle der Kobolde zunichte gemacht hast«, schloß sie.
Grey dachte darüber nach. »Magische Quellen zunichte machen? Das kann nicht sein, weil das Wasser dich betrunken gemacht hat.«
»Ja, bevor du hineingestiegen bists. Es hat dich nicht betrunken gemacht. Einmal hast du deinen Willen auf ihn angewandt… und gerade eben auf mich, du hast dem sofort auf magische Weise e t was entgegengesetzt.«
Er nickte. »Wenn ich meinen Willen darauf ausrichte. Aber ist es möglich, daß etwas anderes diese Quellen verändert hat? Vielleicht hat Ivy jene Haßquelle
Weitere Kostenlose Bücher