Weltenende (German Edition)
ein: „Einen Kuss! Einen Kuss! Einen Kuss!“
Jonas blickte Melanie an und langsam näherten sich ihre Köpfe. Sie neigte ihren leicht zur Seite und Jonas spürte ihren Atem auf seiner Haut. Die Zeit schien stehenzubleiben. Es war keine große Sache, eigentlich nur eine leichte Berührung ihrer Lippen, mehr nicht ... Nein, es war viel mehr. Ihre Lippen berührten einander und Jonas spürte wie Wogen der Anspannung durch ihn gingen. Er schmeckte Pfirsich oder Kirsche, er war nicht sicher, und er wusste auch nicht, wie lange sie sich ihre Lippen berührten, aber für diesen einen Moment war das ganze Publikum vergessen und die Zeit stand still.
A ls sie sich trennten, hätte Jonas sie am liebsten gleich wieder zu sich gezogen. Das Publikum klatschte und die Hochzeit war beendet. Es wurden noch mehr Fotos gemacht, es gab noch einen zweiten Kuss, einen weniger bedeutungsvollen allein für die Kameras, und schließlich verschwanden Melanie und er, um sich umzuziehen. Sie schlenderten zurück zum Wohnhaus, allerdings nicht mehr Arm in Arm.
In der Küche griff Melanie sofort nach der Wasserflasche. Jonas blickte sie erschrocken an, fürchtete er, dass sie sich den Mund ausspülen wollte. „Alles in Ordnung. Ich muss nur aus diesem Kleid raus. Mir ist fürchterlich heiß.“ Sie lächelte und Jonas schmolz ein weiteres Mal dahin. „Soll ich dir helfen?“, fragte sie.
„G ern, ich glaube, die Krause werde ich alleine nicht los.“
Melanie trat von hinten an Jonas und öffnete den Verschluss. Dann stand sie neben ihm und es dauerte viel zu lange, um unverfänglich zu sein, bis sie meinte: „Ich sollte mich umziehen.“ Rasch ging sie nach nebenan.
Jonas schlüpfte aus der Jacke und aus der Hose. Das Hemd knöpfte sich genauso schlecht auf, wie die Halskrause, aber immerhi n konnte er sehen, was er tat, und die letzten paar Knöpfe ließ er einfach zu. Das Hemd war groß genug, um es sich über den Kopf zu ziehen.
Umgezogen in seinem karierten kurzärmlichen Hemd und der kurzen Khakihose fühlte er sich wohler, fühlte sich wieder wie Jonas Markwarth, auch wenn ein gewisser Zauber verschwunden war.
Melanie rief im Wohnzimmer nach ihrer Mutter, erst einmal, dann noch einmal, dann rief sie nach Jonas.
„Soll ich reinkommen?“ , rief Jonas.
„Ja, komm schon!“
Melanie stand vor dem Esstisch. Sie hatte die Schuhe ausgezogen und Teile des Kleides, die wohl zu den Ärmeln gehörten , lagen schon auf dem Sofa.
„Du musst mir die Verschlüsse öffnen. Ich bekomm das nicht auf. Das Kleid geht nicht ohne Zofe.“
„Ist Ulli nicht da?“
„Sieht nicht so aus.“
Jonas trat hinter Melanie. Vorsichtig, immer darauf bedacht nicht ihre Haut zu berühren, öffnete er die kleinen Knöpfe , was ihn völlig verrückt machte. Oben wo das enge Kleid aufklaffte konnte er den BH sehen, einen weißen mit ein wenig Spitze an den Seiten.
„Nun, mach schon!“, rief Melanie ungeduldig.
Die Knopfreihe ging viel zu weit nach unten. „Das müsste genügen, versuch es“, sagte er tonlos und drehte sich rasch um. Das Kleid fiel mit einem Ton der Erleichterung zu Boden. „Ich geh wieder in die Küche“, rief er rasch.
„Warte!“, rief Melanie und packte Jonas am Arm. Sie drehte ihn um, zog ihn zu sich, und ehe Jonas irgendwie hätte reagieren können, küsste sie ihn. Der Kuss nahm Jonas den Atem. Er spürte ihre Brüste auf seiner eigenen Brust, nur getrennt durch zwei dünne Stoffe. Der Kuss hätte für Ewigkeiten andauern können, nichts wäre Jonas lieber gewesen.
KAPITEL XXXI
„ Ich kann es immer noch nicht glauben“, sagte Carl und kratzte sich am Kopf. „Hast du Schmetterlinge im Bauch?“
„Ich werde tagelang nicht schlafen können“, antwortete Jonas mit einem verschmitzten Grinsen.
Sie gingen nach drinnen und stiegen die Treppen hinauf.
„Es war ein tolles Fest .“
„Das war zweifelsohne das beste Mitsommerfest aller Zeiten gewesen“, entgegnete Jonas grinsend.
Nach Mitternacht war alles wie im Rausch verlaufen. Sie hatten getanzt und von der Bowle getrunken, die mit jedem Mal Nachfüllen stärker geworden war. Sie waren beschwipst und Carl vielleicht auch ein wenig betrunken gewesen. Jonas hatte sich ewig lange mit Melanie unterhalten; über nichts Bestimmtes, sie kannten sich ja kaum, aber es war wunderbar gewesen.
Als er in der Morgendämmerung im Bett lag, fühlte es sich noch immer so an, als würde er sich bewegen, als würde er durch den Sand tanzen und er hörte die Musik, das
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