Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
in diese Vorgänge hineingezogen wurdet.«
Goswins Hand fasste Zaja am Arm und drückte diesen. Zajas senkte schweigend ihren Blick.
Tyark platzte heraus: »Ich weiß nicht, wie sich Adaque das vorstellt! Wir sollen ein solches Monster töten?! Und dann auch noch ihr Herz herausschneiden? Wie sollen wir das bloß anstellen, bei den Alten!?«
Goswin nickte stumm und sagte dann: »Ich erahne, was in euch vorgeht. Leider bleibt euch keine Wahl, fürchte ich. Ein Dekret der Magistra anzulehnen, hieße, dem Willen des Fürsten nicht Folge zu leisten...
Ich verlasse mich auf die Weisheit der Magistra – ihre Entscheidungen sind für uns vielleicht schwer zu verstehen. Ich bin mir aber sicher, dass es ihr niemals leicht gefallen sein kann, euch diese Aufgabe zu übertragen. Sie scheint weitsichtiger zu sein, als es selbst ich für möglich gehalten habe.«
Sein Blick traf sich für einen Moment mit Tyarks, doch dann erhellte sich sein Gesicht und er sagte: »Aber ich habe gestern Abend die Nachricht erhalten, dass wir heute Abend zu einem festlichen Bankett auf dem Hof des Fürsten eingeladen sind. Vielleicht haben wir dort die Gelegenheit mit dem Fürsten selbst zu sprechen! Adaque wird auf jeden Fall ebenfalls da sein und uns hoffentlich alles Weitere erzählen.«
Vorsichtig fragte Zaja: »Wenn es ein offizielles Fest ist – wird dann nicht auch Bruder Marius dabei sein...?«
Goswin holte tief Luft und antwortete: »Ja. Natürlich wird er dabei sein.«
Auf Tyarks fragenden Blick erklärte Zaja keck: »Bruder Marius gehört er der Inquisition an – wie auch Bruder Goswin vor einigen Jahren. Er...«
Goswin unterbrach sie knapp: »Bruder Marius, Prälat Marius, ist in aller erster Linie ein Bruder im Geiste. Wir sind ihm zu Gehorsam und Achtung verpflichtet.«
Er seufzte und fuhr dann etwas leiser fort: »Und ja, er führt den Titel des Inquisitors. Wir hatten nur vor einigen Jahren Meinungsverschiedenheiten darüber, welcher Mittel sich dabei bedient werden darf. Welche Grenzen dabei überschritten werden dürfen - und welche niemals.«
Goswins Blick schien in weite Ferne zu blicken. Er sagte wie zu sich selbst: »Ich bin damals zurückgetreten. Was manchen im Orden bis heute nicht gefällt. Oder was denkst du, Tyark, weshalb ich gerade in diesem alten Tempel dem Willen der Alten diene und nicht drüben in der bequemen Basilika?«
Er zwinkerte Tyark zu. »Wenn sie damals geahnt hätten, dass gerade dieser protzige Prunkbau da drüben mir zutiefst zuwider ist...!«
***
Der restliche Tag verlief hektisch und angespannt. Tyark stellte schnell fest, dass er nichts anzuziehen hatte, was auch nur ansatzweise einem Fest am Hofe des Fürsten genügen würde. Goswin war daher gezwungen, beim Kammerdiener des Fürsten nachzufragen, ob nicht vielleicht eine Leihgabe für einen der eingeladenen Gäste verfügbar sei – zur Erleichterung aller war sie es. Zaja hingegen hatte keine besonderen Probleme, sie zog, wie auch Goswin, lediglich eine gereinigte, dunkle Kutte an. Allerdings hatte Tyark doch den Eindruck, dass Zaja hin und wieder verstohlen einen Blick auf die festlich gekleideten Frauen warf.
Als die Sonne hinter den Stadtmauern versunken war, brachen sie auf. Es hatte viel geregnet und so waren die Straßen voller Schlamm und Unrat. Sie verließen die heruntergekommenen Stadtviertel und schon bald erkannte man mühelos, dass sie im Händlerviertel angekommen waren.
Die Straßen waren zum Teil sogar gepflastert und Tyark erkannte staunend, dass das Regenwasser an einigen Stellen in künstlichen Löchern im Erdboden verschwand. Die Tore wurden von Stadtgardisten bewacht, welche nur entsprechend gekleidete Leute unbehelligt passieren ließen.
Tyark hatte festliche Kleidung an, die zwar auf einen echten Adligen eher schlicht wirkten dürfen, die aber für diesen Zweck ausreichen mussten. Befriedigt bemerkte er die scheuen und ehrfurchtsvollen Blicke der einfachen Leute, die ihn zweifellos zumindest für den Abgesandten eines Adelshauses halten mussten. Leute, die noch tags zuvor kaum davor zurückgeschreckt hätten, ihn abfällig zu behandeln, wagten es nun kaum, ihm in die Augen zu blicken – wie es sich für das einfache Volk ja auch nicht geziemte! Zaja schien diese Gedanken bei ihm zu erahnen. Sie zupfte heimlich an seinem Ärmel und raunte ihm augenzwinkernd zu: »Gewöhne dich bloß nicht daran! Diese Klamotten sind lediglich eine Leihgabe des Kammerdieners. Und gehe pfleglich mit ihnen um, bei den
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