Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
machen.
Die flinken Augen des Kriegers schienen direkt durch einen hindurch zu schauen, weshalb es Tyark in den letzten Tagen eher vermieden hatte, mit Rotbart zu reden – was diesem eher schweigsamen Zeitgenossen aber auch durchaus Recht zu sein schien.
Erstaunt war Tyark allerdings von dem zweiten Krieger Raphaels, der sich tatsächlich als Krieger in herausgestellt hatte! Noch nie hatte Tyark eine Frau in Rüstung gesehen, erst recht nicht eine solche Kriegerin. Sie hatte sich höflich als Arana von Falkenstein vorgestellt und Tyark hatte von Anfang an keinen Zweifel daran, dass sie den Ansprüchen der Aufnahme in die Zirkelwache des Ordens gerecht geworden war. Eine zackige Narbe zierte ihre linke Gesichtshälfte, was dem Gesicht eine harsche Note gab. Sie hatte kurze schwarze Haare, von denen einige bereits grau zu sein schienen. Ihr Körper war offensichtlich von hartem Training und zahlreichen Kämpfen gestählt - ihre Arme mochten nicht übermäßig muskulös sein, doch Tyark war sich sicher, dass er sich im Zweikampf gegen sie nur wenig Chancen erhoffen könnte.
Andererseits verfügte sie durchaus auch über weibliche Reize, wie Tyark versehentlich beobachten konnte, als er Arana bei einer ihrer fast täglichen, rituellen Waschung im Wald überraschte. Andererseits zeugten viele Narben auf ihrem Körper auch davon, dass sie ein Leben als Kriegerin führte und so manchen Kampf ausgefochten haben musste.
Im Gegensatz zu Rotbart und Raphael führte Arana kein Schild mit sich, sondern zwei Klingen, Katare wie Raphael erklärte, die sie an ihren Unterarmen befestigen konnte. Eine Waffe, wie Tyark sie noch nie gesehen hatte. Arana erwies sich bei ihren morgendlichen Übungen als äußerst geschickte und schnelle Kämpferin, auch wenn schwergepanzerte Gegner nicht gerade ihr Spezialgebiet waren, wie sie erklärte. Sie hatte dabei in Richtung Rotbarts genickt. Ansonsten war sie wie auch Rotbart eher wortkarg, was Muras bereits zu der spitzen Bemerkung veranlasst hatte, dass diese Kargheit sicherlich Voraussetzung für den Dienst im Magierzirkel war, damit die Magier nicht beim Lesen gestört würden. Arana hatte lediglich ihren schmalen Mund verzogen, Rotbart hatte keinerlei Reaktion gezeigt.
Die letzten Tage hatte Tyark abends, wenn sie sicher waren, dass keine Truppen der Gräfin in der Nähe waren, mit Raphael den Schwertkampf trainiert. Alle hatten sich sehr interessiert an seiner Schwarzer Klinge gezeigt und Raphael konnte kaum glauben, dass diese Tyark zufällig in die Hände gefallen war. Auch hatte er darauf hingewiesen, dass manchen dieser Klingen ein übler Ruf nachhing.
Dessen ungeachtet erwies sich Raphael als geduldig und Tyark war froh, einen so gut ausgebildeten Lehrmeister gefunden zu haben, auch wenn er leider nicht viel Zeit zum Üben hatte.
An den ersten Tagen ihrer Reise hatten sie gutes Wetter gehabt und waren gut vorangekommen, da nur durch Felder, Wiesen und lichte Wälder zu durchqueren gewesen waren. Tyark hatte den Praemor immer griffbereit und hatte schon bald gelernt, auf die feinen Vibrationen der Steinscheibe zu achten. Und der Praemor wies sie eindeutig in Richtung Süden, knapp an den Ländereien der Gräfin vorbei, die im Südosten lagen. Raphael hatte dies mit Besorgnis aufgenommen und vorgeschlagen, das Einflussgebiet der Gräfin nur am Rande zu streifen, um nicht das Risiko einzugehen, ihren Truppen über den Weg zu laufen. Er ging lieber einen Umweg von mehreren Tagen, als ein Scharmützel zu riskieren.
Tyark hatte sich die vergangenen Tage auch viel mit Muras unterhalten und hatte auch bald festgestellt, dass er sich mit dem Magier sehr gut verstand. Muras war vielleicht 20 Jahre alt, so genau konnte er das nicht einmal selber sagen, denn er war als nur eines vieler Geschwister von der dritten Frau des armen Bauern Grünblatt geboren worden.
Doch schon früh war deutlich geworden, dass Muras über die Bürde verfügte, wie er die Magie mit tiefen Seufzten nannte. Während sie an einem kleinen Weiher rasteten, erklärte Muras: »Eines Tages kam ein Fuchs auf unseren Hof und begann, unsere letzten Hühner zu Tode zu hetzen. Ich habe gar nicht viel nachgedacht, nur so ein seltsames Kribbeln habe ich gespürt – und im nächsten Moment stand der Schwanz des Fuchses in Flammen! Na ja, meine Eltern fanden das Ganze natürlich ziemlich unheimlich und ich glaube, sie haben ab da große Angst vor mir gehabt.
Weißt du, mein Vater uns manchmal ziemlich versohlt, wenn wir
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