Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
gespürt hatte, wie seine Wunde in der Schulter bereits zu heilen begann, kaum dass der Bolzen herausgefallen war.
Immer wieder hatte er versucht, ins Zwielicht einzutauchen, aber seine Gabe war ausgerechnet bei diesem Kamp nicht zu erwecken gewesen!
Mit wildem Rufen war er nach vorne gelaufen, wo er Raphael und Rotbart hörte. Auch als weitere Bolzen zischend durch die blutgetränkte Nacht flogen, war er nicht stehengeblieben. Vielleicht hatte ihn einer sogar gestreift, er wusste es nicht einmal mehr. Schließlich war er zu Raphael und Rotbart vorgestoßen, welche noch von vier Männern umringt waren. Mindestens ebenso viele lagen bereits tot oder sterbend am Boden. Irgendetwas hatte Raphael ihm zugebrüllt, als dieser den nächsten Gegner angegriffen hatte, doch Tyark hatte nicht verstanden, was es gewesen war. Wie besinnungslos hatte er dann auf den nächsten Mann eingeschlagen. Einen Moment hatte er sich eingebildet, er könne förmlich spüren , wie das Leben aus dem Körper vor sich entwich.
Muras rüttelte an Tyarks Knie und riss ihn aus seinen Erinnerungen. »Tyark? Alles in Ordnung? Bist du verletzt?«
Tyark schüttelte den Kopf und sagte leise ins Dunkle: »Nein, nur ein paar Kratzer... alles in Ordnung. Ich... ich muss noch an den Kampf denken. An das, was wir auf der Lichtung gesehen haben.«
Er hörte, wie alle um ihn herum kurz stockten, als sie sich an das Geschehene erinnerten.
Erst ein stechender Schmerz im Unterleib hatte Tyarks Kampfrausch unterbrochen und ihn wieder zur Besinnung gebracht. Er hieb die Lanze entzwei, welche ihm ein kräftiger Kämpfer mit tödlicher Präzession in den Unterleib gerammt hatte.
Als Tyark seinerseits versucht hatte, dem Mann seine Klinge in den Leib zu rammen, war dieser geschickt ausgewichen und hatte währenddessen ein Kurzschwert gezückt. Seine Knie waren kurz unter ihm eingesackt, doch gerade als der Mann die Gelegenheit nutzen wollte, war Raphael dazwischen gesprungen und hatte den Mann zurückgedrängt und ihm schwere Verletzungen zugefügt.
Raphael war da bereits selbst von zahlreichen Wunden gezeichnet gewesen und sein Harnisch hatte tiefe Spuren des Kampfes aufgewiesen.
Tyark brauchte eine Weile um zu verstehen, dass Raphael ihm etwas zugerufen hatte. »...Horde!«
Tyark erinnerte sich genau an das Grauen, welches ihn beschlichen hatte, als er langsam verstanden hatte, was Raphael ihm zugebrüllt hatte: »Es ist die Horde! Flieht! Flieht! Die Horde!«
Doch es war bereits zu spät gewesen – plötzlich war der Wald vor ihnen vom Knacken und dem Brechen von Holz erfüllt. Tyark hatte deutlich gespürt, wie etwas Großes sich vor ihm in der Dunkelheit der Nacht bewegt hatte.
Und auf einmal hatte dieses entsetzliche Ding vor ihnen auf der Lichtung gestanden – und hatte sofort mit unnatürlicher Schnelligkeit mit einer großen Axt auf Raphael eingeschlagen, der nur knapp sein Schild heben konnte und dennoch von der Wucht des Hiebes zu Boden gerissen worden war.
Tyark kniff die Augen zusammen, doch die Bilder der nächsten Augenblicke waren in seinem Gedächtnis festgebrannt.
Er war trotz der pochenden Schmerzen in seinem Unterleib zur Seite gerollt und hatte gerade so einen Schwerhieb eines weiteren Angreifers am Boden abwehren können – und ein gezielter Hieb auf das Bein des Angreifers hatte diesen ins Straucheln gebracht. Doch sogleich war ein anderer Mann, der einen Lederhelm getragen hatte, auf dem seltsam gewundene Hörner befestigt waren, mit einer Axt auf ihn losgegangen. Er konnte nur aus dem Brüllen und den Kampfgeräuschen hinter sich schließen, dass Raphael und Rotbart mit diesem grauenhaften Ding kämpften, das aus dem Wald gesprungen war.
Wieder stand der Angreifer vor ihm, der Tyark vorher die Lanze in den Unterleib gerammt hatte. Geschickt und vollkommen schweigend parierte er Tyarks Angriffe und fügte ihm weitere Schnittwunden zu, einige davon ziemlich tief. Wahrscheinlich wäre Tyark von ihm im nächsten Moment getötet worden, wenn nicht wieder Arana eingeschritten wäre.
Einem Schatten gleich tauchte sie plötzlich hinter dem Mann auf und noch bevor dieser reagieren konnte, hatte sie ihm lautlos die Kehle aufschlitzt. Doch selbst im Sterben gab der Mann bis auf gurgelnden Atem keinen Ton von sich – und noch im Hinabsinken hatte er mit seinem Schwert ausgeholt und Arana an der Schulter getroffen. Fluchend hatte Arana die Klinge weggeschlagen und ihrerseits ihm die Spitze ihres Katars ins Gesicht getrieben. Es
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