Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Dämon. Macht ihn das unbesiegbar?«
Goswin seufzte erneut und rieb sich die Schläfen. Schließlich sagte er: »Es geht hier nicht um das Besiegen, Tyark! Wahrscheinlich könnte man auch einen Höheren Dämon töten. Aber gerade Ronwe zeichnet scheinbar etwas aus, das ihn besonders gefährlich macht: Wissen. Und der Verstand, Tyark, ist eine wesentlich gefährlichere Waffe als es Klauen oder Schwerter jemals sein können.«
Tyark schauderte. Er erinnerte sich an das, was ihm der Maskendämon ihm gezeigt hatte. Die Waffen seiner Vorfahren, die eine ganze Welt für alle Zeiten verbrennen konnten! Oder die Macht, mit den bloßen Gedanken zu töten - mit welcher sich das Menschengeschlecht beinahe ausgerottet hatte.
»Wissen? Nun...ist das nicht genau das, was wir jetzt gerade gut brauchen können? Wie kommen wir an das Wissen Ronwes?«
Goswin erklärte entsetzt: »Tyark, Ronwe ist nicht einfach nur ein Bibliothekar, den es zu fragen gilt! Angeblich wurden ihm in grauer Vorzeit Menschenopfer gebracht. Furchtbar!«
Goswin zeigte Tyark eine Zeichnung, auf der ein getöteter Mensch zu sehen war. Auf seinem Unterarm war ein Symbol eingraviert.
Nach einer kurzen Erklärung fuhr Goswin fort: »Bei den Nihilim wurden auf diese Art wohl auch Todesurteile vollstreckt. Wie gut, dass der Orden solch blasphemische und barbarische Taten unter Strafe gestellt hat!«
Tyark murmelte: »Vielleicht kann man Ronwe ja auch ohne ein solches Opfer dazu zwingen, sein Wissen preiszugeben... immerhin verfüge ich über die Gabe...«
Goswin schüttelte den lichten Kopf: »Bei einem Hohen Dämon kann man sicher nicht viel mit Gewalt erreichen, gerade in diesem Fall. Ein Wesen wie Ronwe könnte vielleicht durch stärkste Magie gebunden werden, damit er bei Gefahr nicht einfach im Limbus verschwindet. Magie, wie sie eine magische Spektabilität hätte - oder wenigstens mehrere Hohe Magister des Zirkels. Du siehst, hier liegt das Problem. Unsere letzte magische Spektabilität hat uns alle verraten und Tod und Chaos auf Teanna gebracht. Und versucht immer noch, den Kataklysmus einzuleiten... Von den Hohen Magistern sind nicht mehr viele übrig und die, die noch leben und auf unserer Seite stehen, werden gebraucht, um die Horde zurückzudrängen.«
Tyark wurde nervös. »Und? Worauf willst du hinaus, Goswin? Was sorgt dich so?«
Goswin hieb mit der flachen Hand auf den schweren Eichentisch, sodass Tyark ein wenig zusammenzuckte. »Ich wundere mich nicht, dass der Maskendämon uns nur diesen einen, schwachen Hinweis gegeben hat! Er wusste genau, dass wir mit Ronwe... zusammenarbeiten müssten! Wir müssten ihn bitten , uns zu erzählen, was Adaque vorhat. Einer von uns müsste einen...Pakt mit dem Dämon eingehen, verstehst du?«
Tyark spürte, wie sich ihm die Eingeweide zusammenzogen. Es war für ihn fast unbegreifbar, wie ein denkendes Wesen mit einem Dämon paktieren konnte.
Mit großen Widerwillen sagte er: »Was haben die Nihilim und die anderen Ronwe geboten? Wie haben sie diesen Pakt besiegelt?«
Goswin runzelte die Stirn und schlug eine weitere markierte Seite auf. Nach einer Weile sagte er: »In diesem Buch ist der Herbeirufungsprozess recht genau beschrieben. Die Nihilim haben etwas benutzt, das wohl, glaube ich, eine Vergessene Pforte sein soll. Mit speziellen Ritualen scheint es möglich zu sein, eine Tür zu Ronwe zu öffnen.«
Goswins blasse Augen huschten über die Seiten des Buches, während Tyark staunend begriff, wie beiläufig Goswin ein Buch in den Händen hielt, das selbst ihn als Ordensbruder schnell um Kopf und Kragen bringen könnte, sollte der Orden offiziell davon etwas mitbekommen. Tyark war sich sicher, dass schon so mancher Gelehrter mitsamt solcher Bücher verbrannt worden war.
Goswin ließ sich nichts anmerken und sagte schließlich ruhig: »Nun, der Autor schreibt davon, dass so manches Menschenopfer der Nihilim ihnen Eintritt in das Reich Ronwes gewährte. Aber ich fürchte, ein Wesen wie Ronwe interessiert das... einfache Opfern von Menschen nur am Rande. Tatsächlich habe ich aber über diesen wichtigen Punkt hinaus entweder nur vage Andeutungen oder seltsame Schilderungen gefunden. So berichtete ein Priester der Nihilim darüber, dass Ronwe habe von ihm als Gegenleistung nur gefordert habe, eine kleine Grotte aufzusuchen. Dort sollte er im Wasser einer Quelle eine kleine Insel aus Erde aufhäufen und auf ihr einen Eichenspross pflanzen. Ein anderer wurde aufgefordert, einen ihm unbekannten Menschen zu
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