WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)
tut mir leid“, brachte sie hervor, während heiße Tränen in ihren Augen brannten. Dann riss sie sich von ihm los und begann zu rennen, so schnell sie konnte. Fort! Weg von dem schrecklichen Schmerz, der sie völlig unvorbereitet getroffen hatte. Doch der Schmerz folgte ihr, und die Tränen begannen feuchte Spuren über die dunklen Adern ihrer Haut zu ziehen. Der goldene Glanz war erloschen. Jetzt waren sie nur noch schwarz wie Kohlestriche.
„Melia!“, hörte sie am Rand ihres Bewusstseins seinen Ruf, doch es war egal. Sie wollte weit fort von ihm sein. Er hielt sie nicht einmal für eine geeignete Sklavin. Wie hatte sie sich mehr erhoffen können? Wie hatte sie glauben können, dass das warme Glimmen in seinen Augen Zunei-gung war?
Sie floh zu ihrem Herzen. Auch wenn sie es nicht berühren durfte, war es eine Wohltat es zu sehen. Der einzig e Fixpunkt in ihrem Leben. Das Einzige, das ihr Leben bestimmte. Die schwarzen Flammen, die von der Trauer erzeugt aus dem Metall schossen, erinnerten Melia an seine Augen, doch das hier war sie. Ihr Leben.
Die Tränen kullerten noch immer über ihre Wangen, als er sie einholte. Er hatte lange gebraucht. Vermutlich war er durch alle Räume gestreift und hatte nach ihr gesucht. Oder er hat nicht nach dir gesucht und ist nur zufällig hier. Melia verzog das Gesicht, als sie ihn sah und wandte es dann schnell ab, um ihre Tränen zu verbergen. Es war zu spät. Er hatte sie bereits gesehen.
Sie stand in der Mitte des Raums. Weit von allen Herzen entfernt und doch nah genug, um sie zu sehen. Und ihr verräterisches Herz glomm in rotem Licht, während sich eine kleine Hoffnung in ihr ausbreitete.
Er war unendlich schnell bei ihr. Und schon schlossen sich seine Arme weich und fest zugleich um sie. Sie war nicht fähig sich zu wehren.
Was geschah mit ihr? Warum waren all ihre Sorgen mit einem Mal in Rauch aufgelöst? Warum hatte sie keine Angst vor diesem Mann?
„Hör auf zu weinen“, flüsterte er an ihrem Ohr. Seine Stimme war belegt. Melia war warm. Sein Umhang hüllte sie ein. Langsam trockne-ten ihre Tränen. Und ein Lächeln stahl sich auf ihre Züge.
„ Warum bist du fortgelaufen?“, fragte Tubir und ließ sie langsam los. Sie schüttelte nur leicht den Kopf.
„ Warum kannst du kein Mensch sein“, seufzte er und sie sah ihn überrascht an.
Was meinte er damit?
„Ich würde dich zu meiner Frau nehmen“, beantwortete Tubir die Frage in Melias Augen.
„Du kennst mich nicht“, entfuhr es ihr. Ihr Herz war in helles, goldenes Feuer aufgegangen und die Wache war einen Schritt zur Seite gesprun -gen, um nicht von den lodernden Flammen erfasst zu werden.
„Das muss ich nicht. Ich weiß, dass du es bist, die ich will. Ich liebe dich, seit dem ersten Augenblick.“ Er sprach so leise, dass nur sie ihn hören konnte.
„Woher?“
„Spürst du es nicht auch?“, fragte Tubir mit einem Lächeln.
Schüchtern nickte Melia. Ja, sie spürte es auch. Die unbändige An-ziehungskraft. Sie war nur überrascht, dass er sie spürte.
„Komm“, lächelte Tubir und trat noch einen Schritt von ihr zurück, dann streckte er ihr seine Hand entgegen. Für einen kurzen Augenblick betrachtete Melia die langen, schlanken Finger mit den goldenen Rin -gen, die die gleiche Farbe hatten wie ihre Adern. Dann legte sie ihre Finger in seine Hand und spürte das weiche Metall. Doch noch mehr nahm sie die Kühle seiner Finger wahr, die sich fest um die ihren schlossen.
Er zog sie an sich und gab ihr einen Kuss. Er war flüchtig wie der Fl ügelschlag eines Schmetterlings, doch er hinterließ ein wundervolles Gefühl. Melia kostete es aus, während sie ihm durch die Menge folgte. Immer an seiner Hand und mit der Gewissheit, dass er sie liebte. Noch nie war sie so zufrieden mit ihrem Leben gewesen.
Die Ernüchterung kam in dem Moment, in dem das Horn erschall. Die Versteigerung der Herzen begann. Tubir sah sie ernst an, drückte ihre Hand und wandte sich dem inneren Raum zu. Die Freude war aus se inen Zügen verschwunden. Nur noch Schmerz und Trauer lagen in seinem Blick, als er sie zurückführte. Kurz bevor sie den Raum erreich-ten, blieb Melia stehen und zog leicht an seiner Hand, sodass er sich zu ihr umwandte. Sie sah ihm in die schwarzen Augen und tat, was sie noch nie getan hatte. Sie trat auf ihn zu und legte ihre Lippen auf die seinen. Es war unendlich schön.
Beim zweiten Klang des Horns lösten sie sich voneinander und be -traten den inneren Raum.
Gerade wurde der Junge
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