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Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon

Titel: Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon
Autoren: Mark Brandis
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übertrieb nicht. Noch wußte man nicht, wie rasch oder wie langsam der lädierte Frachter driftete; auf jeden Fall jedoch trieb er auf die Geburtsstätte von ,Apokalypse' zu.
    PAP - Papa Alfa Papa - wurde mehr und mehr zu einem Raumgebiet, das es zu meiden gab. Falls ,Roswitha' und ,Tamara' darin tatsächlich aufeinanderstießen, würde es dort zugehen wie in der Hölle. Das Schiff, das in diesen Hurrikan aus aufeinanderprallender kosmischer Materie geriet, hatte keinerlei Chance mehr; sein Schicksal war besiegelt.
    Ich überprüfte die Karte. Vor Jim Collins lag ein harter Flug. Die Hölle strahlte aus. Das Gros marschierte durch den Raum mit etlichen Vorhuten und schwerer Flankensicherung. Wahrscheinlich waren auch die angrenzenden Raumgebiete verseucht: im günstigsten Fall nur durch Staub.
    Der Zeitpunkt der Geburt stand noch nicht fest. Die Messungen waren widersprüchlich. Aber selbst wenn die schlimmste Prognose zutraf, blieben der Elsa Brandstroem, falls sie sich unter Umrundung von ,Roswitha' in dreißig Stunden bis zum Havaristen durchschlug, noch etliche Stunden Karenzzeit: genug, um die Orbis-Besatzung abzubergen und mit Volldampf voraus das Weite zu suchen. Freilich -garantieren konnte das keiner.
    Bevor ich mich wieder an die Arbeit machte, ließ ich mir vom Register die Orbis -Daten ausspucken.
    Typ: Individualbau Baujahr: 2074 Leistung: Transporttonnen 2300 Antrieb: System Pulsator Besatzung: 5
    Die Projektion zeigte ein bauchiges Schiff mit integriertem Triebwerk.
    Das Pulsator-System - inzwischen wurde es nicht mehr gebaut -hatte seine Tücken: vor allem bei mangelhafter Wartung im Zusammenklang mit Überhitzung. Dies war nicht das erste, das einer Besatzung um die Ohren flog.
    Die Orbis -Crew hatte sich einen schlechten Tag und einen schlechten Ort für die Panne ausgesucht. Von der Henri Dunant hatte sie vorerst keine Hilfe zu erwarten. Ich stärkte mich mit einem heißen Kaffee, zwängte mich in die Kombination und ging wieder von Bord, um, falls erforderlich, mit Hand anzulegen.
    Anfangs wurde ich nicht benötigt, aber dann fing im Maschinenraum Lieutenant Xuma an zu fluchen, weil das Hauptlager, das bis zum Zeitpunkt der Demontage anstandslos gearbeitet hatte, nun plötzlich blockierte.
    „Da hilft nichts, Sir. Ein neues Lager muß rein."
    „Haben wir eins in Reserve?"
    „Das schon. Aber... "
    Lieutenant Xuma zögerte. Mir schwante Böses.
    „Der ganze Schwindel muß doch nicht noch einmal raus?" „Leider ja, Sir."
    „Der ganze Turbinenblock?"
    Lieutenant Xuma blieb hart. „Muß raus, Sir."
    Lieutenant Stroganow bestätigte die schlimme Botschaft. Er lehnte an der Bordwand und hielt sich an einer Strebe des Gerüstes fest. Sein einst silberner Anzug sah aus, als hätte man ihn durch eine Altöllache gezogen. Sogar das Helmvisier war schmierig.
    „Der Turbinenblock, Sir, ist eine glatte Fehlkonstruktion. Man kommt an das Lager nur ran, wenn man ihn raushievt."
    Damit war der Fall endgültig zu Ungunsten der Orbis entschieden. Selbst wenn wir die Nacht durcharbeiteten, war nicht daran zu denken, die Henri Dunant bis zum Mittag des nächsten Tages reiseklar zu haben. Im besten Fall würde es 16 Uhr werden.
    „Dann los!" sagte ich. „Lamentieren bringt uns auch nicht weiter."
    Erneut trat die Winde in Aktion. Aus dem Inneren des Schiffes schwebte der tonnenschwere Stahlzylinder hinaus in den freien Raum und wurde mittels einer Trosse arretiert. Allein dieser Balanceakt kostete uns nahezu vier kostbare Stunden.
    Das Manöver drückte die Henri Dunant herum. Oberon tauchte wie eine vertrocknete Mandarine neben der Triebwerksdüse auf und überschüttete uns mit seinem mattroten Licht.
    Lieutenant Xuma, über dessen Lippen anfangs noch dann und wann ein aufmunterndes Wort gekommen war, hüllte sich in Schweigen. Im Kopfhörer war nur sein schwerer, keuchender Atem zu hören.
    Eine andere, weniger gute Besatzung hätte über die Arbeit, die ich ihr zumutete, womöglich gemeutert. In der Tat: Eine Reparatur der Umwälzer-Turbine mitten im freien Raum war auch nicht die Regel. Für alle Beteiligten bequemer wäre es gewesen, das Schiff auf sicheren Erdkurs zu legen. Ich wagte nicht daran zu denken. Das hätte bedeutet, die Henri Dunant für etliche Wochen, wenn nicht gar Monate außer Dienst zu stellen.
    Als das RC eine neuerliche Staubwarnung durchgab, waren wir gerade damit beschäftigt, den Stahlzylinder wieder durch die geschaffene Öffnung zu dirigieren.
    „Roger", bestätigte ich.
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