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Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon

Titel: Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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ihre Bewegungen ohne Nervosität, ihr Gesicht ohne die verräterischen Spuren der Angst.
    Das Dingi war am Ziel. Es hatte den Leitstrahl der Mahatma Gandhi zu fassen bekommen und hangelte sich an ihm entlang in den klaffenden Schlund des Landedecks. Der Feuerstrahl erlosch, und die Klappe rastete ein.
    Ich sah auf den Chronometer. Die Zeit war in Bewegung. Sie hatte sich Siebenmeilenstiefel übergestreift und rannte uns davon. Es war 13.11 Uhr.
    Einmal hatte ich ein Schiff gesehen, das mit einem Meteoriten-schwarm zusammengestoßen war. Aufgelöst in seine Bestandteile, trieb es im trügerischen Frieden eines sich wieder beruhigten Raumes: ein Meer von Trümmern, so weit das Auge reichte. Damals war der Missetäter ein x-beliebiger Meteoritenschwall gewesen - so klein und unbedeutend, daß er unentdeckt durch das Netz der Observanten hatte schlüpfen können. Ein kosmisches Phänomen wie ,Apokalypse' wäre abgetan worden wie ein Stück übler Science Fiction.
    Der Monitor Berta flimmerte. Der Lavastrom namens ,Roswitha' hatte einen leichten Vorsprung - doch ,Tamara' setzte an zum entscheidenden Spurt, um ihm in die Seite zu fahren.
    Ich studierte die Anzeigen. In beiden Fällen bestand der Kern eindeutig aus kompaktem Material: Erz- oder Gesteinsklumpen. Die Verdichtung lag bei RMP 850. Mit anderen Worten: Auf eine Raummeile entfielen im Schnitt 850 Meteoriten - vom Kirschkern bis zum fliegenden Bierfaß.
    Aus dem Schleier, der den Kernstücken vorauseilte, wurde ich nicht klug. Ich rief das RC.
    „Frage, RC: Wie identifizieren Sie die Vorhut?"
    Lieutenant O'Briens Antwort enthielt keinerlei Trost.
    „Durchwachsen, Sir. Staub und Klamotten. Mehr Staub. Keine exakten AMS-Angaben."
    Die Plejaden waren nicht mehr zu sehen. Vor der Sonne stand etwas wie eine dunkle Gewitterwand. Im kränkelnden Licht wirkte sogar die Mahatma Gandhi verstaubt. Ich sah hinüber auf das Zählwerk der automatischen Kamera. Die Kamera war in Betrieb. Die Bilder mochten einmal benötigt werden: und sei es für die Versicherung.
    Drüben ging die Klappe auf. Das Dingi kehrte zurück. Schwerfällig ritt es auf seinem Feuerstrahl. Hinter der Verglasung glaubte ich Lieutenant Levy zu sehen.
    Giaps Stimme im UKW-Lautsprecher sagte: „Die erste Fuhre ist raus, Brandis. Wir andern sind klar. Over!"
    Ich drückte die Taste.
    „Roger, Giap. Kein langes Palaver. Das Dingi kommt gleich nochmal."
    Das Dingi rumste gegen die Bordwand und rutschte in das Landedeck. Meine Aufmerksamkeit sprang hinüber zum BVN. Das Dingi ruhte auf seinem Bock. Fünf Männer stiegen aus: die Orbis Crew. Einer von ihnen trug einen Kopfverband und wurde von seinen Kameraden gestützt. Lieutenant Xuma kam heran, griff mit zu, und ich trieb ihn an:
    „Vorwärts, vorwärts! Das Landedeck freimachen!"
    Lieutenant Xuma antwortete mit einem knappen Heben des Kopfes.
    Die Gruppe entschwand im Niedergang, die Luke fiel zu, die Ampel wechselte von Rot auf Grün. Die Landeklappe fuhr rumpelnd auf, und das Dingi katapultierte sich hinaus.
    „Achtung, Giap!" sagte ich. „Die Fuhre kommt."
    „Roger", erwiderte Giap. „Es wird auch Zeit."
    Auf dem Chronometer war es 13.17 Uhr. Die Zeit rannte immer schneller.
    ,Roswitha' bedeckte die linke Seite des Bildschirms bereits zu einem guten Drittel: Die Vorhut nicht mitgerechnet. Die Vorhut mußte jeden Augenblick eintreffen. Und auf der rechten Seite, wie Teig, der sich ausbreitet, zähflüssig, hielt ,Tamara' auf das Zentrum zu, In dem Augenblick, in dem beide Fronten aufeinanderprallten, würde ,Apokalypse' geboren sein.
    Ich hatte das Gefühl zu schwitzen, doch als ich mit dem Handrücken über die Stirn wischte, war meine Haut trocken. Mir war auch nicht heiß. Im Gegenteil: ich fror. Eisige Schauer rannen mir über den Rücken.
    Das Dingi fuhr in das Landedeck der Mahatma Gandhi ein.
    Ich bezwang mein Verlangen, Giap zur Eile anzutreiben. Worte waren überflüssig geworden; schlimmer noch: sie störten. Ich zählte die Sekunden. Wieviel Sekunden braucht ein Mann, um ins Dingi zu klettern? Wieviel Sekunden brauchen fünf Mann? Im Dingi ist es eng. Sie müssen sich zusammenquetschen. Dann tastet die Haube ein und wird verriegelt. Danach, wenn die Elektronik nicht versagt, öffnet sich die Landeklappe.
    Wieder ein Blick auf den Chronometer: 13.20 Uhr.
    Wir müssen fort sein, bevor es Klamotten regnet!
    Drüben ging die Landeklappe auf, das Dingi kippte heraus, setzte sich auf seinen Feuerstrahl und ritt durch den leeren Raum zur Henri

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