Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
eigentlich kein Spieler. Vielleicht wäre ich niemals fort von Newforest, hätte es Rowe Carnery nicht gegeben.
Damals war ich mit Miri verlobt, einem wunderschönen Mädchen. Ich möchte euch nicht langweilen, indem ich euch von meiner Liebe vorschwärme. Ich habe sie sehr geliebt. Miri fuhr nach einem Besuch auf Appeny nach Newforest zurück. Sie hatte ein Vermögen in Juwelen bei sich, die sie in einem eigens für sie in der Kabine installierten Safe unterbrachte. Sie war die einzige Person an Bord, die wußte, wie sich der Safe öffnen ließ.
Kurz vor der Ankunft auf Newforest wurde das Schiff von Piraten geentert. Sie wußten, daß ihnen bloß eine knappe Stunde Zeit blieb, ehe das Schiff in die Atmosphäre um Newforest eintrat und sie eine Begegnung mit der Kaiserlichen Marine riskierten. Den Kapitän töteten sie auf der Stelle, als er schwor, er wüßte nicht, wie das Safe zu öffnen sei. Miri war nicht so gut dran.
Man ... verhörte sie, das ist die mildeste Umschreibung. Miri war immer eine halsstarrige Person. Sie wollte nicht reden. Die Piraten hatten es eilig und wandten primitive, aber schmerzhafte Foltern an. Schließlich mußten sie aufgeben und sich aus dem Staub machen, als die Marine an Bord kam. Miri hatte ihren Schmuck noch – doch die Juwelen nutzten ihr nicht mehr viel.«
Der Newforester ballte die Fäuste und schloß die Augen. Sein Atem ging stoßweise, das Sprechen machte ihm Mühe. Auf der Stirn glänzten Schweißtropfen.
»Mir fehlen die Worte, um zu beschreiben, was man ihr angetan hatte. Es war grauenhaft. Man schaffte sie auf Newforest in ein Krankenhaus. Ich durfte sie gar nicht besuchen, ehe man ihr das Blut abgewaschen hatte, trotzdem ... trotzdem ...« Er würgte an den Worten und kämpfte, um seine Fassung wiederzuerlangen.
»Drei Tage lang dauerte ihr Sterben. Ich verbrachte die ganze Zeit über an ihrer Seite. Gegessen habe ich keinen Bissen. Hin und wieder schüttete ich eine Flüssigkeit in mich hinein, wenn man mir ein Glas in die Hand drückte. Was ich da zu mir nahm, weiß ich nicht. Man hatte die Ärmste bis oben mit schmerzstillenden Mitteln vollgepumpt, und hatte doch das Entsetzen aus ihrem Bewußtsein nicht verdrängen können. Jedesmal wenn ich ihr in die Augen sah, blickte mir daraus Schrecken, Schmerz ...«
An dieser Stelle konnte er nicht mehr weiter und fing zu schluchzen an. Instinktiv rückte Yvette näher. Sie umschlang ihn mit ihren Armen und hielt ihn ganz fest. Pias Bavol drückte sein Gesicht an ihre Schulter und weinte sich minutenlang aus, während Yvette ihm zärtlich übers Haar strich und leise und beruhigend auf ihn einredete. Jules stand abseits und kam sich höchst überflüssig vor.
Schließlich sah Bavol auf. »Ich muß mich entschuldigen«, sagte er heiser. »So lange mußte ich mich zurückhalten und nun...«
»Ist schon gut, das kann ich ja verstehen«, besänftigte Yvette ihn. »Erzähl weiter.«
Bavol fuhr sich mit dem Ärmel über die Augen und hatte sich soweit beruhigt, daß er fortfahren konnte. »Ein paar helle Momente hatte sie noch und konnte mir den Anführer der Piraten einigermaßen genau beschreiben. Sie erwähnte einen Anhänger, den er an einer silbernen Kette um den Hals trug. Diesen Anhänger konnte sie ganz genau beschreiben. Nach... nach ihrem Tod schwor ich mir, sie zu rächen. Du weißt, ich sagte einmal, unsere Frauen auf Newforest wären sehr behütet. Dieser Pirat hatte eine unverzeihliche Sünde begangen und jemandem, den ich liebte, grausame Schmerzen zugefügt und ihn getötet. Von da an weihte ich mein Leben der Rache.
Ich verließ die Heimat und machte mich auf die Suche nach diesem Ungeheuer. Seinen Namen erfuhr ich sehr bald – Rowe Carnery hieß er -, aber ihm auf den Pelz zu rücken, war eine andere Sache. Ich nahm den Namen Pias Nav an, mimte den herumziehenden Glücksspieler und Tagedieb. Das kam meiner eigenen Persönlichkeit entgegen und ich entdeckte, daß die Menschen viel offener mit einem sprachen, wenn man vorgab, aus ihrem Milieu zu stammen.-
Carnery bewies große Beweglichkeit und reiste von einem Planeten zum anderen. Das war einer der Gründe, warum ich seiner so schwer habhaft werden konnte. Ich war ihm schon lange auf der Spur, ohne daß er es ahnte. Schließlich landeten wir auf Cordoba. Kurz bevor ich ihn schnappen wollte, bemühte er sich um eine Fahrt zum Asylplaneten. Mir blieb nichts übrig, als auch hinzufahren. An Bord des Schiffes wagte ich es nicht, ihn zu töten. Es hätte
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