Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
Bruchteil einer Sekunde gezögert, wären er und Jules als Schleimklumpen auf der Oberfläche des Raumfelsens gelandet. Aber seine Hände bewegten sich automatisch und nahmen so rasch eine Richtungsänderung vor, daß er fast von seinem Sitz geschleudert wurde. Obwohl der Abstand fast zehn Meter betrug, glaubte er, den Asteroiden am Schiffsrumpf entlangschürfen zu hören. Aus dem Augenwinkel sah er Jules' Hände über der Kontrolltafel des Kopiloten. Im nächsten Sekundenbruchteil hätte der Erfahrenere die Steuerung übernommen, aber das wäre vielleicht schon zu spät gewesen.
Und dann hatten sie plötzlich die Gefahrenzone hinter sich. Vor ihnen lag wieder das, was als leerer Raum bezeichnet wird. Die Sensoren meldeten nichts als Leere, so daß Pias mit der Geschwindigkeit herunterging, wieder auf Autopilot schaltete, und sich ermattet zurücksinken ließ.
»Das muß ein Wanderasteroid gewesen sein«, meinte Jules gelassen. »Die meisten Asteroiden innerhalb der Zone bewegen sich annähernd mit gleicher Geschwindigkeit in die gleiche Richtung. Hin und wieder kommt es vor, daß ein freier Asteroid eingefangen wird, der sich in die Gegenrichtung bewegt. Das dauert nie sehr lange, weil er meist mit einem anderen kollidiert, so wie er jetzt mit uns beinahe zusammengekracht wäre.«
Pias, der endlich wieder zu Atem gekommen war, fragte: »Na, wie habe ich mich gehalten?«
»Wir sind noch am Leben und unversehrt - das allein zählt. Für Exaktheit vergibt das Service keine Punkte.« Lächelnd setzte er hinzu: »Für nächstes Mal mußt du Ausweichen mit gleichzeitigem Feuerwechsel üben.«
»Du bist ja so ermutigend.« Pias ging wieder auf Kurs DesPiaines und gab sich in den nächsten zwei Stunden der Entspannung hin.
Die Landungen, so hatte er es gelernt, waren das Schwierigste beim Fliegen, egal ob man ein Flugzeug oder Raumschiff steuerte - ganz besonders aber Landungen auf einer Drei-g-Welt, auf der einem der Boden mit atemberaubender Geschwindigkeit entgegenrast. Dieses Manöver hatte er am häufigsten eingeübt, trotzdem war er noch immer nervös. Als er den kleinen privaten Raumflughafen ansteuerte, der an Felicite angrenzte, dem herzoglichen Sitz der Familie d'Alembert, ging er daher bei der Landung mit besonderer Sorgfalt vor. Während die beiden ausstiegen, fuhr ein Bodenfahrzeug, in dem zwei winkende Frauen saßen, am Rand des Feldes vor.
Yvette Bavol und Vonnie d'Alembert waren die anderen Hälften der zwei besten Agentenpaare des Service. Alle vier stammten von Hochschwerkraftwelten und verfügten über das entsprechende Tempo, über Kraft und Beweglichkeit. Alle vier waren sie intelligent und einfallsreich, hochtrainiert und überaus motiviert. Dazu kam, daß Jules und seine Schwester Yvette der außergewöhnlichen Familie d'Alembert entstammten, die auf eine lange Tradition zurückblicken konnte, in der Treue und Hingabe an das Imperium und seine Herrscher großgeschrieben wurden.
»Wie ich sehe, seid ihr beide gesund und munter«, rief Vonnie den zwei Männern entgegen.
Der Wagen blieb stehen, und die zwei Raumfahrer küßten ihre Frauen. »Habt ihr denn an meinen Fähigkeiten gezweifelt?« fragte Pias prahlerisch.
»Ich hatte nicht den geringsten Zweifel, daß du hinterher mit deinen Leistungen angeben wirst«, sagte lachend seine Frau. »Sorgen hat uns vor allem der Teil zwischen Start und Landung gemacht.«
»Etwas hat er ja von mir gelernt«, meinte Jules. »Mit Glück allein kann man das Imperium auf Dauer nicht retten.«
Der Vorfall, auf den er damit anspielte, hatte sich vor einem halben Jahr bei der Krönung von Kaiserin Stanley XI. abgespielt, als die Verschwörung der Lady A mit voller Kraft zum Angriff auf die Erde angetreten war. Pias, der sich damals allein in einem Raumschiff befand, von dessen Steuerung er keine Ahnung hatte war der einzige gewesen, der die Imperiumsflotte vor dem Hinterhalt warnen konnte. Dieses Ziel hatte er erreicht, indem er wahllos sämtliche Knöpfe und Schalter betätigte, so daß sein Schiff die absurdesten Manöver ausführte und die Imperiumsflotte schließlich knapp vor dem Hinterhalt stoppte, um nachzusehen, was da los war.
Seine Tollkühnheit hatte ihm den Erfolg gebracht, aber im nachhinein waren sich alle Beteiligten einig, daß es für die Zukunft besser wäre, wenn der junge Gospodin Bavol den Umgang mit einem Raumschiff gründlich erlernte. Zum Glück hatte es anschließend eine ruhigere Periode ohne gefährliche Aufträge gegeben, da die
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