Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
Bildschirm aufscheinen und ließ sich, nachdem er den Verdacht auf mich gelenkt hatte, ganz einfach zerstören.«
Der Chef lächelte. »Raffiniert und bösartig, die Handschrift unseres Gegners. Perfekt gemacht.«
»Jetzt stellt sich die Frage, was wir tun sollen«, sagte Helena ungeduldig. »Die gesamte Organisation der SOTE steht auf dem Spiel, und sie kann als einziges noch das Imperium vor der Vernichtung bewahren. Wir müssen etwas unternehmen, um unsere Namen von der Anklage reinzuwaschen.«
Ihr Vater vollführte eine Geste der Hilflosigkeit. »Leider können wir nur wenig tun. Wenn man uns nur einen Anruf erlaubte, dann könnte ich Etienne kontaktieren und ihn bitten, der Zirkus solle der Sache nachgehen. Aber wenn auch die Glaubwürdigkeit des Zirkus in Mitleidenschaft gezogen sein sollte, dann können wir ebensogut mit dem Leben abschließen. Unsere Situation ist aber so, daß wir ohnehin nur dasitzen und hoffen können, daß Edna das Richtige tut.«
Helena starrte ihren Vater verblüfft an. »Du willst also klein beigeben? Du willst dich ganz kampflos wie ein Lamm zur Schlachtbank führen lassen?«
»Ich kann und will nicht gegen meine Kaiserin auftreten, und ich will mich auch nicht ihren Befehlen widersetzen. Wenn ich es täte, würde ich damit den Anschuldigungen gegen mich neue Nahrung geben. Die Verschwörung hat die ganze Intrige sehr raffiniert geplant. Im Moment stehen wir gar nicht gut da.«
»Wir würden doch nicht gegen Edna kämpfen, sondern gegen die Verschwörung. Und wir würden uns auch nicht ihren Befehlen widersetzen, weil sie uns nie welche gegeben hat. Sie hat Fortier angewiesen, uns festzunehmen, mit uns hat sie gar keinen Kontakt aufgenommen. Mein Treueeid beinhaltet das Aufspüren und Vernichten ihrer Feinde. Und das werde ich tun.«
Der Chef lächelte. »Meine Liebe, das sind gefährliche Gedankengänge. Und außerdem möchte ich nicht, daß du etwas auf eigene Faust unternimmst. Du weißt, was auf dem Asylplaneten passiert ist. Diesmal bin ich leider nicht in der Lage, jemanden zu deiner Rettung auszuschicken.«
Helena errötete auf die Anspielung hin. Ihr Vater meinte damit ihren Versuch, Feldarbeit für den Geheimdienst zu leisten. Damals hatte sie geglaubt, Zugang zu einer Verbrecherorganisation gefunden zu haben, während sie in Wirklichkeit in das Umfeld der Verschwörung der Lady A geraten war. In kürzester Zeit hatte sie sich tief hineinverstrickt, und ihr Vater hatte die d'Alemberts mit ihrer Rettung betraut. Diese Rettungsaktion hatte sich als sehr nützlich erwiesen, weil in ihrem Verlauf viele interessante Tatsachen entdeckt worden waren. Damals war auch Lady A's Existenz bekannt geworden. Trotzdem war Helena nicht stolz auf ihr damaliges Verhalten. Seitdem hatte sie sich brav an ihre Pflichtaufgaben im Büro gehalten und die gefährlichen Missionen lieber den dafür besser qualifizierten Agenten überlassen.
Als sie aufstand und hinausging, sagte sie nichts mehr. Zander von Wilmenhorst sah ihr nach. Ein nachdenklicher und verschlossener Zug legte sich über sein Gesicht.
Helena wurde von einem jungen Offizier der Navy zu ihrer Kabine eskortiert. Der Mann blieb draußen vor der Tür stehen. Helena konnte also in der vertrauten Umgebung ungestört und unbegrenzt nachdenken. Sie verbrachte den Rest des Tages in der Kabine und ließ sich auch die Mahlzeiten dorthin bringen.
Allmählich gelang es ihr, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen und so etwas wie einen Plan zu entwickeln. Sie verstand das Zögern ihres Vaters, den Befehlen der Kaiserin zuwiderzuhandeln, nur zu gut. Sein ganzes Leben war dem Kodex des Geheimdienstes untergeordnet, der Gehorsam und Treue zum Monarchen forderte, und sie selbst war diesen Prinzipien gemäß erzogen worden. Das Ganze war eine Frage der Interpretation. Ihr Vater war ein Mensch, der an Geduld und vorsichtiges, konstruktives Taktieren hinter den Kulissen glaubte. Zander von Wilmenhorst überließ die Dinge lieber sich selbst und beobachtete deren Entwicklung. Er griff nur ein, wenn es unbedingt nötig war und baute dabei auf die Erfahrung, daß der Gegner meist voreilig handelte und Fehler machte.
Helena hingegen war noch so jung, daß ihr die Zeit zu langsam verging, und sie leicht ungeduldig wurde. Sie wollte, daß alles immer sofort passierte, und wenn die Dinge nicht von selbst liefen, dann mußte man nachhelfen.
Ihr Vater hatte nicht so unrecht, wenn er ruhig dasaß und das Beste hoffte. Helena war mit Edna zusammen
Weitere Kostenlose Bücher