Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
wichtig.«
Yvonne grollte zwar noch, war aber so weit Praktikerin, daß sie Jules recht geben mußte. Sie ließ sich von Jules auf die Beine helfen, und dann gingen die drei SOTE-Agenten zurück in die vorderen Räume, wo Pias allen Gefangenen Handschellen angelegt hatte.
Die Aufgabe, die Gefangenen zu verhören, fiel Yvette zu, die diese raffinierte Kunst dank ihrer Spezialausbildung beherrschte. Daß die Killer zur Mitarbeit bereit sein würden, erwartete sie nicht, aber zu diesem Zweck gab es chemische Hilfsmittel. Als sie sah, daß die Gefangenen völlig untergeordnete Handlanger waren, und ihr geringer Rang nicht erwarten ließ, daß sie sich dem Verhör heftig widersetzten, verwandte sie gar nicht erst Nitrobarb. Detrazin genügte, um ihnen alle gewünschten Informationen zu entlocken.
Es sollte sich herausstellen, daß die vier Killer erstaunlich wenig wußten. Sie gehörten gar nicht richtig zur Verschwörung und waren bloß gedungene Mörder, die für diese Einzelaktion ausgewählt worden waren. Von der Organisation der Verschwörung hatten sie keine Ahnung. Ihre einzige Kontaktperson war Tanya Boros, die auf ihrer Gefechtsstation unerreichbar blieb und alle Aktionen per Subcom leitete. Einer der Killer kannte die Koordinaten der Gefechtsstation. Sie trieb nicht ganz ein Parsek von Floreata entfernt im interstellaren Raum.
Der nächste Schritt war demnach klar. Man mußte diese Gefechtsstation aufsuchen und Tanya Boros einen Besuch abstatten. Vielleicht würde sie imstande sein, sie die Stufenleiter der Verschwörung hinaufzuführen - zu Lady A und C höchstpersönlich.
8.
Wieder auf Durward
Etienne d'Alemberts Eröffnung, ihr Vater sei hingerichtet worden, traf Helena wie ein Erdrutsch. Sie hatte das Gefühl, ihr Ich würde sie im Stich lassen. Sie schüttelte ganz automatisch verneinend den Kopf. Ihr ganzer Körper schien aus einer weichen Masse zu bestehen, und ihre Knie, die ihr Gewicht nicht mehr tragen konnten, gaben langsam unter ihr nach.
Etienne d'Alembert, der sofort sah, wie es um sie stand, kam hinter seinem Schreibtisch hervor, fing sie auf und geleitete sie zu einem Sessel. Helena wurde von Schüttelfrost gepackt, kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn. Er hielt sie fest, bis der krampfartige Anfall vorüberging. Aber auch dann schlugen ihre Zähne so heftig aufeinander, daß sie nicht sprechen konnte.
Herzog Etienne ging an seine Intercom-Anlage und bestellte heiße Schokolade. Als das Getränk gebracht wurde, hatte Helena ihr gewohntes Aussehen einigermaßen wiedererlangt. Dankbar nahm sie die Tasse mit dem heißen Getränk entgegen, die Etienne ihr reichte.
»Ich ... ich hätte nie gedacht... wie konnte es so weit kommen?« stammelte sie zwischen den einzelnen Schlucken.
Der Herzog seufzte. Er ließ sich auf der Schreibtischkante nieder und behielt dabei Helena im Auge. »Einzelheiten wurden nicht bekanntgegeben. In den Nachrichten hieß es lediglich, Großherzog Zander von Wilmenhorst wäre unter Hochverratsanklage verhaftet worden. Sein Verbrechen sei so schwerwiegend, daß man ihn zurück zur Erde schaffte und sofort die Exekution vollzog.«
»Ohne Verfahren?« fragte Helena. »Ein Großherzog muß von einem Höchstgericht abgeurteilt werden. Sogar Banion hat seinen Prozeß bekommen.«
Etienne schüttelte bekümmert den Kopf. »Die Kaiserin kann kraft ihrer Autorität nach Belieben verfahren. Ein Prozeß vor dem Höchstgericht ist in einem solchen Fall Tradition, aber diese Kaiserin hat sich über diese Tradition hinweggesetzt. In Anbetracht der heiklen Stellung deines Vater kann man auch gut verstehen, daß sie die ganze Sache geheimhalten wollte. Übrigens wurde von dir in den Nachrichten kein Wort gesagt. So als würdest du gar nicht existieren.«
Helena sah ihn verblüfft an. »Und was ist mit Sektor Vier? Ich müßte dort jetzt die Herrschaft antreten.«
»Ich fürchte, das geht nicht. Das Verbrechen deines Vaters war so schwerwiegend, daß die Kaiserin euch die Herrschaft über den Sektor abspricht und angeblich schon überlegt, wen sie als nächsten Großherzog oder Großherzogin dort einsetzen soll. Du bist enterbt worden.«
Es kam Schlag auf Schlag. Helena war mit dem Bewußtsein aufgewachsen, daß sie eines Tages Herrscherin über Sektor Vier sein würde, eine der reichsten Frauen der Galaxis, mit großer Machtfülle ausgestattet und nur der Kaiserin selbst unterstellt. Mit einem Schlag war plötzlich alles zunichte. Sie hatte sogar das Anrecht auf ihren Titel
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