Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
Logik handeln mochte.
Eines jedenfalls stand mit Sicherheit fest: Es war lebenswichtig, daß er herausfand, was hinter diesem grandiosen Täuschungsmanöver steckte, und ebenso wichtig war es, daß er dem Imperium davon Meldung machte. Jules verwünschte seine Beinverletzung. Er befand sich in einer Situation, die Topform erforderte, und das verletzte Knie würde seine Bewegungen sehr behindern. Aber das ließ sich nicht ändern. Er mußte das Beste aus der Situation machen und sich irgendwie durchschlagen.
Die nächsten Stunden brachte er damit zu, sich auf der feindlichen Basis umzusehen. Dabei kam es ihm sehr zustatten, daß hier keine Uniformen zu sehen waren. Einer Uniform am nächsten kamen allenfalls die grau-grünen Coveralls, die von vielen Arbeitern getragen wurden. Der Zweck einer Uniform, nämlich die Unterscheidung einer bestimmten Klasse von der Allgemeinheit, fiel hier weg. Hier steckten alle als Verschwörer unter einer Decke, die Kennzeichnung einer bestimmten Kaste war nicht notwendig.
Nach längerer Suche entdeckte Jules die Wäscherei und stahl, als er unbeobachtet war, einen Coverall. Seinen eigenen Jumpsuit, der vor Schmutz starrte, ließ er in einem der selten benutzten Lagerräume zurück. Seinen Vielzweckgürtel und die Waffen behielt er natürlich. In seiner neuen Schale brauchte er nicht mehr verstohlen durch leere Korridore zu schleichen, er bewegte sich ungezwungen inmitten der Besatzung und tat so, als wäre er in wichtiger Mission unterwegs.
Damit waren die Schwierigkeiten aber nicht ausgeräumt. Die Besatzung der Basis war mit ID-Karten ausgerüstet. Diese Karten eröffneten den Zugang zu bestimmten Räumlichkeiten, die dem untergeordneten Personal nicht zugänglich waren. Außerdem gab es Kreditmarken, die in der Cafeteria einzulösen waren. Jules konnte sich nicht einfach eine ID-Karte aneignen, weil der Verlust sehr rasch bemerkt werden würde und man anhand des Benutzers der Karte sehr bald auf seine Spur gestoßen wäre. Um auf der Basis unsichtbar zu bleiben, mußte er auch für den Computer unsichtbar bleiben.
Nachdem er sich neu eingekleidet hatte, machte er sich als erstes auf die Suche nach der Küche. Dieser Bereich war nicht durch besondere Sicherheitsmaßnahmen abgeschirmt, so daß Jules sich dort ungehindert bewegen konnte. In der Rolle einer Hilfskraft verschaffte er sich Zutritt und etwas Eßbares. Endlich konnte er den quälenden Hunger stillen, der ihn schon vor dem Abflug von Omikron geplagt hatte, und damit war er wieder imstande, klar zu denken und zu handeln.
In gewissen Abständen gab es in diesem Irrgarten von Korridoren Wegweiser, die anzeigten, wo sich die wichtigen Abteilungen befanden. Jules prägte sich das alles rasch ein und verbrachte die nächste Woche mit einer genauen Besichtigung dieser Einrichtung.
Er hatte mit seinem ersten Eindruck recht behalten. Die Anlage war ein Planetoid von etwa zwanzig Kilometern Durchmesser, den man ausgehöhlt und als Raumbasis eingerichtet hatte. Das Innere war ein Gewirr von Etagen, Korridoren, Werkstätten, Unterkünften, ja sogar Freizeiteinrichtungen für die Leute, die hier lebten und für denjenigen arbeiteten, der diese Basis geschaffen hatte. Es war eine Miniwelt, deren Aufgabe darin bestand, Dinge herzustellen, die zur Vernichtung des Imperiums dienten.
Je mehr Jules sah, desto mehr wuchsen bei ihm Staunen und Angst. Diese Basis stellte nicht nur Roboter her, die wie fremdartige Wesen aussahen, hier wurde auch eine Vielzahl von anderen Dingen fabriziert. Es gab eine eigene Abteilung, die Waffen erzeugte. Jules hatte einige Jahre zuvor eine illegale Waffenfabrik auf dem Planeten Slag unschädlich gemacht, doch diese Anlage konnte sich mit der zerstörten durchaus messen. Gut die Hälfte der Anlage stellte Einzelteile für Raumschiffe her. Jules ergatterte einen Raumanzug und konnte so ausgerüstet auch die Oberfläche des Planetoiden besichtigen, wo es riesige, größtenteils automatisierte Raumschiffwerften gab.
Am unheimlichsten aber war der Umstand, daß die gesamte Anlage als ›Raumbasis 4‹ bezeichnet wurde. Daraus ging einwandfrei hervor, daß es irgendwo im All mindestens drei weitere Basen wie diese geben mußte, die Schiffe, Waffen und andere Dinge für den Sturz des Imperiums herstellten.
Aus Angst, im falschen Bett entdeckt zu werden, konnte Jules die Nächte nicht in den Unterkünften der Arbeiter verbringen. Zum Schlafen und Ausruhen suchte er sich statt dessen ein Plätzchen in den
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