Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
genannt hatte. Diese Bezeichnung war freilich nicht ganz zutreffend, denn kein wildes Tier konnte es an Mordlust mit ihr aufnehmen.
Vor Ferrera ließ er sich von seiner Wut nichts anmerken. Das Verhör, das er möglichst professionell durchführen mußte, war noch nicht beendet. Der von Natur aus feige Ferrera antwortete nach bestem Wissen, so daß mit Jules' tatkräftiger Hilfe langsam, aber sicher ein Bild der wahren Situation entstand.
Die erste Raumbasis wurde etwa sieben Jahre zuvor eingerichtet. Ferrera wußte von insgesamt neun Basen, die alle in den Grenzbereichen des Imperiums lagen, damit eine Entdeckung durch die Navy erschwert wurde. Zunächst waren diese Basen ausschließlich für die Konstruktion einer Raumschiff-Flotte geplant, später fing man an, auch Waffen und Munition herzustellen. Und vor einem Jahr war man zur Herstellung von Robotern in Massen übergegangen. Danach wurden fremdartige Waffen und Schiffe produziert.
Ferrera behauptete, von den Motiven seiner Vorgesetzten keine Ahnung zu haben. Lady A traute niemandem und lieferte immer nur so viel Informationen, wie zum Betrieb der Basen nötig waren. Aus einem Gespräch mit einem der Schiffsoffiziere hatte er den Eindruck gewonnen, Lady A plane, die Imperiumsflotte in ein Kreuzfeuer zwischen ihren eigenen Schiffen und den angeblichen fremden Invasoren, die ebenfalls ihr unterstanden, zu locken.
Jules sah nun plötzlich alles klar vor sich. Bei Ednas Krönung vor zwei Jahren hatte die Verschwörung einen direkten Angriff gegen die Erde geführt. Nach einem heftigen Kampf hatte man sie zurückwerfen und fast zwei Drittel ihrer Flotte zerstören können. Seit damals hatte man laut Ferrera emsig Wiederaufbau betrieben, doch reichte die Zahl der Schiffe für einen erneuten direkten Schlag nicht aus. Man hatte also zur alten Taktik der Irreführung und des Betrugs Zuflucht genommen und sich davon einen Erfolg erhofft.
Lady A war willens, einen Planeten für den Sieg über das Imperium zu opfern, und ihre Wahl war auf Omikron gefallen. Sie wollte dem Imperium weismachen, es bestünde eine so ernste Gefahr, daß eine Allianz mit ihr die einzige rettende Alternative sei. Zur Erreichung dieses Ziels scheute sie keine Unkosten. Sie sorgte auch dafür, daß die verläßlichsten Agenten mit ihr gemeinsam die Ermittlungen führten und die Ergebnisse bestätigten. Gleichzeitig ließ sie sie nicht aus den Augen, damit sie nicht zu weit hinter die Szene vordrangen und die Kulissen entdeckten, die Echtheit vortäuschten. Jules war knapp vor der Entdeckung gestanden, als er bemerkte, daß die angeblichen Invasoren nicht bluteten. Lady A hatte diese Entdeckung entschärft, nicht durch Ableugnen, sondern durch das Zugeständnis, daß sie dies interessant fände. Gleichzeitig hatte sie auf ein anderes Thema abgelenkt.
Ziel dieser Komödie war es, die Integration ihrer eigenen Schiffe in die Imperiumsflotte zu erreichen. Die vereinigte Armada sollte sich gemeinsam dem Feind entgegenwerfen. Im Verlauf des Kampfes sollten sich dann die Schiffe der Lady A in einem bestimmten Augenblick gegen die angeblichen Verbündeten wenden, und die Navy wäre in ein tödliches Kreuzfeuer zwischen ›Invasoren‹ und Verschwörerflotte geraten. Dieser heimtückische und hinterhältige Verrat sollte der Moral der Navy schweren Schaden zufügen. Nur ganz wenige der in die Falle geratenen Schiffe hätten eine Überlebenschance gehabt. Nach dieser schweren Schlappe würde das Imperium den Verschwörern hilflos ausgeliefert sein.
»Für wann ist dieser Kampf geplant?« fragte Jules eiskalt, obwohl er seiner blanken Wut kaum Herr wurde.
»Genau weiß ich das nicht. Es kann jeden Augenblick losgehen. Die Schiffe sind vor zwei Tagen ausgelaufen, um ihre Positionen einzunehmen.«
Jules überlief ein Schaudern. Es war vielleicht schon zu spät. »Wo soll die Schlacht stattfinden?«
»Das hängt von den Strategen des Imperiums ab. Wenn sie offensiv vorgehen, wird der Kampf dort stattfinden, wo die feindliche Flotte angeblich konzentriert wird. Wenn sie defensiv denken, dann werden sie warten, bis die feindliche Flotte zu ihnen kommt.«
Im ersteren Fall wird das Imperium sehr rasch angreifen, überlegte Jules. Er wollte sich daher zuerst auf diese Möglichkeit einstellen. Sollte niemand am Treffpunkt sein, konnte er noch immer über Subcom eine Warnung zur Erde durchgeben.
»Wo befindet sich der Treffpunkt?« fragte er Ferrera.
»Ich habe die Koordinaten nicht im Kopf«,
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