Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
wurden, legte die Gruppe eine Pause ein. Helena von Wilmenhorst, die sich vor Arbeit fast zerrissen hatte, bis ihr Vater ihr eine Pause verordnete, leistete ihnen Gesellschaft. Die junge, schwarzhaarige Herzogin war blaß und abgespannt.
Man sah ihr an, daß sie überarbeitet war und am Rande des Zusammenbruchs stand. Als Jules ihr den Rücken massierte, schnurrte sie wie eine Katze.
»Nie hätte ich gedacht, daß ich mich noch an so viel erinnern kann«, sagte Pias. »Erstaunlich, mit wie vielen Einzelheiten man die ganze Zeit über sein Gedächtnis vollgestopft hat, ohne es zu bemerken.«
»Genau das hat Sherlock Holmes immer behauptet«, meinte dazu seine Frau. »Es gab zahllose kleine Einzelheiten, die in ihrer Gesamtheit auf den PCK hindeuten, aber uns sind sie nicht aufgefallen.«
»Mich ärgert, daß es so viel ist, an das wir uns erinnern müssen«, fügte Vonnie hinzu. »Lady A und ihre Leute haben uns die ganze Zeit über in Trab gehalten. So viel Elend, an dem nur Habgier und Ehrgeiz einer einzigen Person schuld sind.«
»Ich wünschte, ich könnte Lady A vergessen«, sagte Helena bekümmert. »So ungern ich es eingestehe, sie hatte mit ihren letzten Worten recht. Wir haben versucht, das Imperium zu retten, und jetzt stehen wir inmitten seiner Trümmer.«
»Na, du hast wenigstens nicht mit ihr zusammenarbeiten müssen«, sagte Yvette. »Sie war eine hartherzige, unerbittliche Hexe höchsten Kalibers. Kalt, arrogant, überzeugt von ihrer Überlegenheit...«
»Trotz allem, fast wünsche ich, sie wäre noch am Leben«, meinte Pias. »Sie hat viel Schaden angerichtet, aber immerhin weniger als der PCK. Und sie war zumindest einmal ein richtiger Mensch. Deswegen war sie berechenbarer. Was immer sie tat, es war zu ihrem Vorteil - anders als der Computer, der willkürlich unsere ganze Zivilisation zerstörte, nur um sich an der Menschheit zu rächen.«
Jules d'Alembert, der sich an dem Gespräch nicht beteiligt hatte, richtete sich so unvermittelt auf, daß Helena, die sich an ihn gelehnt hatte, fast das Gleichgewicht verloren hätte. »He, du!« rief sie ungehalten aus.
Jules fing sie im letzten Moment auf. »Helena, wo steckt Paul im Moment?« fragte er mit drängendem Unterton.
»Er ist auf Basis Luna und versucht, dort alles wieder in Gang zu bringen. Die lebenserhaltenden Systeme sind ausgefallen und an die zweitausend Menschen kamen um, ehe die Systeme wieder in Ordnung gebracht werden konnten. Er ist...«
Aber Jules hörte nicht mehr zu, da er schon fast unterwegs war.
»Wohin so eilig?« rief Vonnie ihm nach.
»Sag dem Chef, daß die versprochene, viel wichtigere Mission sich eben von selbst ergeben hat«, rief Jules über die Schulter zurück. Damit war er draußen und ließ die vier ratlos zurück.
12.
Gespräch mit einem Gespenst
»Aber Lady A ist tot«, wandte Paul Fortier zunächst ein.
»Sie möchte, daß wir das glauben«, konterte Jules. »Aber ich bin da nicht so sicher.«
»Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie ihr Schiff explodierte.«
»Meinetwegen ihr Schiff. Kannst du dich an das Schiff erinnern, mit dem sie uns nach Omikron brachte?«
Fortier überlegte. Er hatte mit Lady A und den zwei SOTE-Agenten die ›fremde Invasion‹ auf Omikron untersucht. Sie waren in einem der schwerbewaffneten Schiffe der Verschwörer unterwegs gewesen, das über stärkere Feuerkraft verfügte als ein viel größeres Navy-Schiff.
Plötzlich schnappte der Navy-Offizier sichtlich nach Luft. »Die Fluchtkapsel!«
»Ja, genau.«
Das Schiff hatte eine kleine Fluchtkapsel für den Notfall enthalten, in der sie den Verfolgerschiffen entkommen waren. Die Kapsel war aus Kunststoff, Holz und Glas und anderen nichtmetallischen Materialien, die sie für moderne Sensoren praktisch unsichtbar machten - und sie war so klein, daß sie unbemerkt bleiben mußte, wenn ein Beobachter nicht wußte, wo sie sich befand.
»Sie hat uns ganz klar gesagt, daß sie sich immer ein Hintertürchen offenhält, einen Ausweg«, fuhr Jules fort. »Ich vermute, sie hatte schon ihre Kapsel aus dem Schiff katapultieren lassen, als ihr Schiff zu fliehen versuchte. Die Funksprüche liefen über ihr Schiff. Wahrscheinlich enthält ihr Roboterkörper eine Sendeanlage, vielleicht sogar ein Subcom. Als du die Verfolgung ihres Schiffs aufnahmst, hat sie vermutlich an irgendeinem Punkt im All gesessen und in aller Ruhe alles beobachtet.«
»Die Kapsel hat keinen Antrieb«, wandte Fortier ein, »und sie verfügt auch über keine
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