Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
Haut schmerzhafte Rötungen hinterließen, die eine Woche oder länger anhielten. Die einheimische Vogelwelt war überaus artenreich vertreten. Zwischen den Bäumen flogen die Vögel in ihrem bunten Gefieder hin und her und erfüllten die Luft mit ihrem lärmenden Gezwitscher. Insekten und Kleintiere steuerten Summ-, Pfeif– und Schmatzlaute zur Dschungelkakophonie bei, und alles zusammen bot ein Bild friedvoller Normalität in einer ungezähmten Welt.
Keine überraschenden Bewegungen, keine Geräusche, die nicht hierhergehört hätten, nichts, was Grund zu Unruhe oder Argwohn geboten hätte. Und dennoch spürte er, daß hier etwas nicht stimmte.
Der Mann stand da und starrte minutenlang ins Dschungeldickicht, ehe er sich weiterbewegte. Er glaubte fest an die Wirksamkeit einer gewissen schutzbietenden Bewußtseinsspaltung. Nur weil er nichts ausmachen konnte, bedeutete es noch lange nicht, daß nichts dagewesen wäre. Seit zwei Jahren lebte er nun schon in ständiger Furcht vor Entdeckung und Tod. Seine Intuition war aufs äußerste geschärft. Er bewegte sich langsam, bedachte jeden Schritt und blickte sich ständig um. Seinen Ohren entging nicht das leiseste Geräusch, die Hand blieb nahe beim Betäuber, der locker auf der Hüfte auflag.
Im Weitergehen verstärkte sich bei ihm das Gefühl, beobachtet zu werden. Irgendwo waren Augen, die jede seiner Bewegungen genau registrierten. Diese Gewißheit festigte sich in ihm immer mehr. Aber warum? Bis jetzt hatte der heimliche Beobachter nichts Bedrohliches unternommen, doch allein die Tatsache, daß er sich verbarg, bedeutete, daß seine Absichten eine offene Überprüfung scheuten. Das war nicht gut.
Der Argwohn des Piraten wuchs. Dieser Auftrag war ihm von allem Anfang an merkwürdig erschienen.
»Kontrollier mal die Leistung von Generatorenstation vier«, hatte sein Boß angeordnet. »Da gibt es Energiespitzen zu den unmöglichsten Zeiten, so als würde jemand damit herumspielen.«
Sein Mißtrauen hatte sich sofort geregt. »Ich habe nicht viel Ahnung von den Generatoren«, hatte er geantwortet. »Wäre es nicht besser, wenn jemand von den Bedienungsleuten nachsieht?«
»Ich glaube, es steckt einer von denen dahinter«, hatte er zu hören bekommen. Der Boß hatte sich vorgebeugt und ganz leise hinzugefügt: »Vielleicht haben wir hier auf der Basis einen Spion, jemanden, der versucht, unsere Arbeit zu sabotieren. Zu dir habe ich Vertrauen. Mir ist es lieber, du siehst dich dort um und meldest mir, was du gefunden hast. Es soll dich niemand sehen, deshalb fahr hinauf an die Oberfläche.« Ein Einwand war unmöglich, also hatte er den Auftrag widerwillig übernommen. In gewisser Hinsicht ergab es sogar einen Sinn, obwohl ihm die Ironie seiner Situation ein Lächeln entlockte. Jetzt aber, unterwegs durch den Dschungel zur Generatorenstation, nahm das Gespräch eine viel unheimlichere Bedeutung an. Wenn der Boß womöglich ihn verdächtigte, der eingeschleuste Spion zu sein, wenn man ihn losgeschickt hatte, um ihn als Verräter an der Organisation zu liquidieren? Er bot ein ideales Ziel, allein und abgeschieden in der Wildnis - ob dies alles eine Falle war?
Aber wozu das alles? Hätte man ihn als Verräter verdächtigt, dann wäre nichts leichter gewesen, als ihn unten in der Basis zu töten, ohne ihm erst einen Hinterhalt zu legen. Der Boß war Herr über Leben und Tod seiner Untergebenen und hatte schon Leute wegen geringfügigerer Vergehen getötet. Warum also diesmal das Versteckspiel?
Das alles ergab keinen Sinn, und der Mann fand keine Antwort auf seine Fragen. Ihm blieb nur die unerschütterliche Überzeugung, daß er beobachtet und verfolgt wurde.
Einem Impuls nachgebend blieb er ruckartig stehen. Er spitzte die Ohren und lauschte auf ein Zeichen der Verfolgung. Ein Frösteln überlief sein Rückgrat. Genau, das war es, wenn auch kaum hörbar. Das leise Rascheln eines anderen Körpers, der sich durch den Dschungel fortbewegte, im Einklang zu seinen eigenen Bewegungen. Der andere war einen Sekundenbruchteil zu spät stehengeblieben, zu spät, um nicht entdeckt zu werden. Unmöglich festzustellen, aus welcher Richtung das Geräusch gekommen war. Da war es auch schon verstummt. Aber gehört hatte er es, daran zweifelte er jetzt nicht mehr.
Diese Frage wenigstens war gelöst - aber damit drängte sich ihm die nächste auf. Was tun? Sollte er zurück und Schutz im Liftschacht suchen, sollte er hinunter in die Basis, zurück zu den Kameraden? Falls seine
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