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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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seine Lebensgefährtin war.
    Und er hatte auch seine Zweifel, was den Sinn der ganzen Ermittlung betraf. Die Unfallstelle war berüchtigt – erst vor kurzem hatte es dort einen Toten gegeben, als irgendein Idiot um drei Uhr früh durch World’s End gebrettert war und seinen Sportwagen um einen Laternenpfahl gewickelt hatte. Da lag doch die Vermutung nahe, dass das Mädchen einem ähnlich rücksichtslosen Raser vor den Kühler gelaufen war – zur falschen Zeit am falschen Ort.
    Aber als dann die ersten Unterlagen aus Chelsea eintrafen, geriet seine Gewissheit ins Wanken. Es war zum einen relativ früh gewesen – kurz nach Schließung der Pubs und lange, bevor die Sturzbetrunkenen aus den Nachtclubs gewankt kamen. Und
auch wenn das Fehlen von Bremsspuren allein ihn noch nicht überzeugt hätte – die vorläufige Untersuchung des Unfallorts hatte deutliche Anzeichen dafür ergeben, dass das Fahrzeug westlich von Edith Grove vom Straßenrand losgefahren und mit Vollgas in die Kreuzung gerast war. Und dann war da das Foto der jungen Frau selbst, die Kopie eines relativ neuen Schnappschusses, den ihre Eltern zur Verfügung gestellt hatten. Kristin Cahill war unbestreitbar hübsch gewesen, aber es war mehr als nur das. Es lag ein ganz eigener Reiz in dem gedankenverlorenen Blick ihrer Augen und dem kleinen angedeuteten Lächeln, das sie der Kamera zuwarf. Doug ertappte sich bei dem Gedanken, dass er sie gerne kennengelernt hätte, und er begann allmählich zu verstehen, wieso Gemma so viel Aufhebens um den Tod des Mädchens machte.
    Und doch war er nicht sonderlich begeistert, als er eine Stunde später mit Kincaid bei Harrowby’s eintraf, um mit der Befragung der Mitarbeiter zu beginnen, und Gemma James wartend vor dem Eingang stehen sah.
     
    »Ich dachte, ich könnte vielleicht helfen«, sagte Gemma, der Cullens finsterer Blick und das leichte Zucken um Kincaids Mundwinkel nicht entgangen waren.
    »Und ich dachte, du wolltest ins Krankenhaus fahren«, entgegnete Kincaid.
    Gemma verdrängte einen Anflug von schlechtem Gewissen. »Cyn hat angerufen. Sie sagt, sie haben Mum abgeholt, um noch weitere Untersuchungen mit ihr zu machen, also kann ich im Moment sowieso nichts tun. Und da ich ein paar der Mitarbeiter hier schon kenne...« Als sie Cullens verständnislosen Blick sah, wurde ihr klar, dass Kincaid ihm noch nicht von ihrer Mutter erzählt hatte. »Meine Mutter ist im St. Barts«, erklärte sie Cullen. »Für ein paar Untersuchungen.«
    »Oh, tut mir leid.«

    Gemma war nicht gewillt, mehr zu sagen, und so bedankte sie sich nur mit einem Nicken und ließ Kincaid vorangehen, als sie das Auktionslokal betraten.
    Kincaid war schließlich der leitende Ermittlungsbeamte, und sie konnte sich zwar an die beiden dranhängen, aber es wäre sicher unklug gewesen, voranzustürmen wie eine Amazone voller Tatendrang. Sie mochte sich gar nicht erst vorstellen, was sie getan hätte, wenn ein anderes Team anstelle von Kincaid und Cullen aufgekreuzt wäre.
    »Ich bin froh, dass du den Fall übernommen hast«, murmelte sie ihm zu.
    »Deine Überredungskunst war einfach unwiderstehlich.« Er blieb stehen und sah sie nachdenklich an. »Da du schon einmal hier bist, wäre es vielleicht keine schlechte Idee, wenn du uns vorstellen könntest. Das dürfte sie ein bisschen unter Druck setzen, wenn sie glauben, dass irgendetwas, was du von ihnen oder von Kristin Cahill erfahren hast, dich veranlasst hat, noch einmal herzukommen.«
     
    In den Räumen von Harrowby’s herrschte eine geradezu unheimliche Stille. Das Podest des Auktionators war leer, der Großbildschirm dunkel, die Stuhlreihen, wo gestern noch die Bieter gesessen hatten, verwaist. Und von der beherrschten, souveränen Mrs. March, die sie am Tag zuvor am Empfang begrüßt hatte, war auch nichts mehr zu sehen. Mit ihrem Kaschmir-Twinset war sie zwar immer noch tadellos gekleidet, doch ihre Nase war rot, ihr Make-up verschmiert, und in der Hand hielt sie ein zusammengeknülltes Papiertaschentuch.
    Im ersten Moment sah sie Gemma nur fragend an, doch dann schien es ihr zu dämmern. »Sie haben nicht gesagt, dass Sie von der Polizei sind. Gestern.« Mrs. March schüttelte langsam den Kopf, als könne sie es nicht begreifen. »Sie ist tot. Kristin ist tot.«

    »Es war wirklich ein privater Besuch gestern, Mrs. March«, sagte Gemma mit sanfter Stimme und warf einen Seitenblick auf Kincaid, der sich offenbar zunächst damit zufriedengab, im Hintergrund zu bleiben. »Aber es stimmt,

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