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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Dokumente bei schlechter Beleuchtung. Langsam schlenderte sie den Lucan Place hinauf in Richtung Brompton Road und sann über das nach, was sie in Erfahrung gebracht hatte.
    Gavin Hoxley war ein guter Polizist gewesen. Er war jeder Spur gewissenhaft nachgegangen und hatte seine Ergebnisse mit einer Gründlichkeit dokumentiert, die Gemma Respekt abnötigte. Aber in welche Richtung er auch ermittelt hatte, immer wieder war er in einer Sackgasse gelandet, und beim Lesen hatte sie seine Frustration bald so deutlich empfunden, als wäre es ihre eigene.
    Wenn Hoxleys Beobachtungen zutreffend waren, dann war David Rosenthal ein Buch mit sieben Siegeln gewesen, ein zurückgezogener und verschlossener Mann, der seine Kollegen und Bekannten kaum an seinen Gedanken und Gefühlen teilhaben ließ. Hatte er, so fragte Gemma sich, wenigstens seine Frau daran teilhaben lassen?

    Und war er tatsächlich, wie Hoxley vermutet hatte, in die Aktivitäten jüdischer Vergeltungsorganisationen verstrickt gewesen? Gemma konnte sich nicht vorstellen, dass Erika ein solches Verhalten gebilligt hätte, unter welchen Umständen auch immer. Hatte sie deswegen nie über ihren Mann und dessen Ermordung gesprochen?
    Es hatte damals irgendwelche Mauscheleien gegeben, da war sich Gemma sicher. Hoxley hatte nur leise angedeutet, dass die Ermittlungen blockiert worden waren, aber sie kannte den bürokratischen Jargon und konnte zwischen den Zeilen lesen.
    Und dann, gerade als sie gedacht hatte, dass Hoxley erste Fortschritte machte, waren die Aufzeichnungen abgebrochen. Sie hatte die Akten von vorne bis hinten durchgeblättert, dann noch ein zweites und schließlich ein drittes Mal. Da war einfach nicht mehr. Der Mord an David Rosenthal war nicht aufgeklärt worden, aber ebenso wenig war der Fall offiziell ad acta gelegt worden. Hatte man die Ermittlungen verschleppt, weil Rosenthal Jude war und dasVerbrechen daher als unwichtig eingestuft wurde? Oder war genau das Gegenteil der Fall gewesen? Beide Schlussfolgerungen bereiteten Gemma Unbehagen.
    Sie hätte gerne Kerry Boatman gebeten, ihr Gavin Hoxleys Personalakte heraussuchen zu lassen, aber Boatman war schon gegangen, und von der Abendschicht des Reviers hatte niemand Zugang zu den Informationen, die sie brauchte.
    An der U-Bahn-Station South Kensington angekommen, zögerte Gemma, hin- und hergerissen zwischen den Richtungen Notting Hill und St. Paul’s.
    Es gab natürlich eine ganz naheliegende Quelle für Informationen über David Rosenthals Tod: Erika. Aber Gemma war plötzlich verunsichert, als sei das Fundament ihrer Freundschaft ins Wanken geraten, und sie hätte gerne mehr gewusst, ehe sie Fragen stellte, die vielleicht schmerzhafter sein könnten, als sie geahnt hatte.

    Und außerdem würde sie wieder einmal die Besuchszeit verpassen, wenn sie sich nicht gleich auf den Weg ins Krankenhaus machte, und dann würde sicher der Stationspfleger nicht mehr so großzügig wie beim letzten Mal sein.
    Also auf in Richtung St. Paul’s, zu einem Besuch bei ihrer Mutter im Krankenhaus.Aber während sie sich den Scharen von Menschen anschloss, die die Treppe zum Bahnsteig hinuntereilten, zog sie ihr Handy aus der Tasche und rief Melody Talbot an.
     
    Die Brosche war wunderschön, das musste Kincaid zugeben. Giles Oliver hatte sie aus dem kleinen Safe genommen und so behutsam auf ein mit schwarzem Samt bezogenes Brett gelegt, dass man hätte meinen können, sie sei aus Eierschalen gefertigt und nicht etwa aus dem härtesten Material der Erde.
    Kincaid hatte das Design und die kunstvolleVerarbeitung des Schmuckstücks bewundert – es war zweifellos das Werk eines Meisters in seinem Fach, und die Diamanten waren im wahrsten Sinne des Wortes brillant. Echte Diamanten von dieser Größe, zumal wenn sie so zur Geltung gebracht wurden, konnten gar nicht kitschig wirken.
    Aber trotz ihrer Schönheit ließ die Goldshtein-Brosche ihn kalt. Diamanten faszinierten ihn nicht – er fand, dass ihnen stets der Geruch von Korruption und dem vergossenen Blut Unschuldiger anhaftete -, doch vor allem konnte er den Wunsch nicht nachvollziehen, sie zu besitzen.
    Cullen zeigte offensichtlich ebenso wenig Enthusiasmus wie er selbst. Nach einem kurzen Blick auf die Brosche murmelte er ein paar anerkennende Worte und trat dann schon wieder von einem Fuß auf den anderen, ganz versessen darauf, die Fährte aufzunehmen.
    »Vielen Dank«, sagte Kincaid zu Giles Oliver und registrierte amüsiert, dass der junge Mann über ihre

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