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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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verhaltene Reaktion einigermaßen enttäuscht schien.

    Doch als sie durch das Auktionslokal zurück zum Empfangsbereich gingen, wo Mrs. March ihnen widerwillig Amir Khans Privatadresse aushändigte, sah Kincaid, dass die Reihen im Saal immer noch voll besetzt waren und die Angestellten, die telefonische und Online-Gebote entgegennahmen, alle Hände voll zu tun hatten. Es gab offensichtlich eine Menge Leute, die seine Ansichten in diesem Punkt nicht teilten.
    Als sie den Ausgang erreichten, trat Kincaid zur Seite, um einem gut gekleideten älteren Herrn Platz zu machen, der ebenfalls auf dem Weg nach draußen war.
    »Na, etwas ergattert?«, fragte Kincaid.
    »Ach, ich komme nur zum Schauen«, erwiderte der Mann, dessen Akzent ganz leicht französisch gefärbt war. Lächelnd fügte er hinzu: »Aber das genügt mir.« Er schwenkte seinen Katalog zum Gruß, und Kincaid war plötzlich wieder ein wenig optimistischer, was die Motive seiner Mitmenschen betraf.
     
    Amir Khan wohnte in einem Reihenhaus in Clapham, ganz in der Nähe von Wandsworth Common. Kincaid wusste, dass die Grundstückspreise auch hier ziemlich gesalzen waren, wie überall in einigermaßen zentraler Lage in der Hauptstadt, aber es war nicht das, was er erwartet hatte. Dies war das vorstädtische London, eine Gegend, in der die viktorianischen Reihenhäuser aus rotbraunem Backstein richtige Gärten hatten und zumeist von Familien bewohnt wurden – ein ziemlicher Kontrast zu dem Loft mit Panoramablick in einem umgebauten Lagerhaus an der Themse, in dem Kincaid sich den lässig-eleganten Khan mit seinem weltmännischen Gebaren vorgestellt hatte.
    Es war schon spät am Nachmittag, sodass die Parkplätze auf beiden Straßenseiten alle belegt waren, und sie mussten ein paarmal im Kreis fahren, ehe es Cullen gelang, den Wagen in eine Lücke auf dem Parkplatz des ASDA-Supermarkts oben auf der Anhöhe zu manövrieren.Als sie das kurze Stück zu Khans Haus
zurückgingen, wehten ihnen aus offenen Fenstern die Geräusche von Fernsehern und Kinderstimmen entgegen. Aber die meisten dieser Familien, dachte Kincaid, waren wohl wie seine eigene – mit Eltern, die beide arbeiteten, und Kindern in irgendeiner Art von Nachmittagsbetreuung.
    Khan wohnte in einem Reihenmittelhaus, das sich von seinen Nachbarn allenfalls durch den Weg aus kunstvoll gemusterten schwarz-weißen Steinplatten abhob, der zwischen säuberlich geschnittenen Ligusterhecken hindurch zur Haustür führte. Es gab nur eine Klingel, was bedeutete, dass Khan das ganze Haus gehörte und nicht etwa nur eine Wohnung. Kincaids Neugier war geweckt.
    Amir Khan öffnete ihnen selbst die Tür. Er trug noch seine Anzughose, doch sein Hemdkragen war offen, und er hatte die Ärmel hochgekrempelt. Sein perfekt geschnittenes schwarzes Haar war zerzaust, und in einem Arm hielt er ein Baby mit roten Pausbäckchen. »Wo bleiben Sie denn so lange?«, fragte er.
     
    Verlässlichkeit ist ja ganz schön, dachte Melody, aber man kann es auch übertreiben; und wenn die Chefin einen um fünf Uhr nachmittags im Büro erreicht und gleich als Erstes sagt: »Oh, hab ich’s mir doch gedacht, dass Sie noch da sind«, dann wusste man, dass man es übertrieben hatte.
    Sie war natürlich noch mit Papierkram beschäftigt, den Gemma normalerweise selbst erledigt hätte, und sie verspürte einen leisen Anflug von Unmut. Sicher, Gemma konnte nichts dafür, dass ihre Mutter krank war, aber Melody war unruhig und wäre zehnmal lieber losgezogen, um etwas zu unternehmen, anstatt sich hier mit Gemmas neuestem Auftrag herumzuschlagen. Sie sollte in den Archiven der Zeitungen anrufen und nach Exemplaren sämtlicher Zeitungen fragen, die am Tag von David Rosenthals Tod im Mai 1952 gedruckt worden waren.
    Seufzend zog sie ihr Telefonverzeichnis hervor. So gerne sie
mit Gemma zusammenarbeitete – sie überlegte ernsthaft, ob sie die Versetzung zu einem Mordermittlungsteam bei Scotland Yard beantragen sollte. Denn auch wenn sie es sich nur äußerst ungern eingestand, begann sie Doug Cullen um seinen Job zu beneiden.
    Einen Moment lang gab sie sich der Vorstellung hin, dann schüttelte sie den Kopf.Wenn dieser Job hier schon riskant war, dann wäre der andere ungefähr so, als ob man mit verbundenen Augen über eine viel befahrene Schnellstraße liefe. Es kam definitiv nicht in Frage, und wenn sie wusste, was gut für sie war, würde sie sich hüten, übermütig zu werden.
     
    »Sie haben uns wohl schon erwartet?«, fragte Kincaid, als Khan sie

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